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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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Hörzirkel am Angelhaken der Bewunderung
zappelte und schnalzte, sich unversehens langsam
in die Höhe richten, und mit Rührung und
Schamröthe sagen: endlich muß mein Herz über-
fließen und verrathen, um zu danken; denn ich
bin selbst der weit überschätzte Theater-Dichter
Theudobach, der es für unsittlich hält, so auf-
richtige Aeusserungen statt sie zu erwiedern, an
der Thüre der Anonymität bloß zu behorchen.
Dieß war sein leichter dramatischer Entwurf. In
einigen Zeitungen veranlaßte er deshalb noch den
Artikel: der bekannte Theater-Dichter Theudo-
bach werde, wie man vernehme, dieses Jahr das
Bad Maulbronn gebrauchen.

Da es gegen meine Absicht wäre, wenn ich
durch das Vorige ein zweydeutiges Streiflicht
auf den Dichter würfe: so verspreche ich heilig,
weiter unten den Lauf der Geschichte aufzuhal-
ten, um auseinander zu setzen, warum ein gro-
ßer Theater-Dichter viel leichter und gerechter
ein großer Narr wird, als ein andrer Autor von
Gewicht; wozu schon meine Beweise seines grö-
ßern Beyfalls, hoff' ich, ausreichen sollen.

Hoͤrzirkel am Angelhaken der Bewunderung
zappelte und ſchnalzte, ſich unverſehens langſam
in die Hoͤhe richten, und mit Ruͤhrung und
Schamroͤthe ſagen: endlich muß mein Herz uͤber-
fließen und verrathen, um zu danken; denn ich
bin ſelbſt der weit uͤberſchaͤtzte Theater-Dichter
Theudobach, der es für unſittlich haͤlt, ſo auf-
richtige Aeuſſerungen ſtatt ſie zu erwiedern, an
der Thuͤre der Anonymität bloß zu behorchen.
Dieß war ſein leichter dramatiſcher Entwurf. In
einigen Zeitungen veranlaßte er deshalb noch den
Artikel: der bekannte Theater-Dichter Theudo-
bach werde, wie man vernehme, dieſes Jahr das
Bad Maulbronn gebrauchen.

Da es gegen meine Abſicht waͤre, wenn ich
durch das Vorige ein zweydeutiges Streiflicht
auf den Dichter wuͤrfe: ſo verſpreche ich heilig,
weiter unten den Lauf der Geſchichte aufzuhal-
ten, um auseinander zu ſetzen, warum ein gro-
ßer Theater-Dichter viel leichter und gerechter
ein großer Narr wird, als ein andrer Autor von
Gewicht; wozu ſchon meine Beweiſe ſeines groͤ-
ßern Beyfalls, hoff’ ich, ausreichen ſollen.

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[19/0037] Hoͤrzirkel am Angelhaken der Bewunderung zappelte und ſchnalzte, ſich unverſehens langſam in die Hoͤhe richten, und mit Ruͤhrung und Schamroͤthe ſagen: endlich muß mein Herz uͤber- fließen und verrathen, um zu danken; denn ich bin ſelbſt der weit uͤberſchaͤtzte Theater-Dichter Theudobach, der es für unſittlich haͤlt, ſo auf- richtige Aeuſſerungen ſtatt ſie zu erwiedern, an der Thuͤre der Anonymität bloß zu behorchen. Dieß war ſein leichter dramatiſcher Entwurf. In einigen Zeitungen veranlaßte er deshalb noch den Artikel: der bekannte Theater-Dichter Theudo- bach werde, wie man vernehme, dieſes Jahr das Bad Maulbronn gebrauchen. Da es gegen meine Abſicht waͤre, wenn ich durch das Vorige ein zweydeutiges Streiflicht auf den Dichter wuͤrfe: ſo verſpreche ich heilig, weiter unten den Lauf der Geſchichte aufzuhal- ten, um auseinander zu ſetzen, warum ein gro- ßer Theater-Dichter viel leichter und gerechter ein großer Narr wird, als ein andrer Autor von Gewicht; wozu ſchon meine Beweiſe ſeines groͤ- ßern Beyfalls, hoff’ ich, ausreichen ſollen.

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/37>, abgerufen am 29.03.2024.