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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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Daher wird sogleich nach der Krönung der
Thron als ein Sessel an den Eßtisch gerückt,
und speisen ist der erste öffentliche Aktus des
Neugekrönten; daher muß der Erbherr auf
Bardolf, der die Grütze auf die brittische Königs-
tafel trägt, der Herr von Lyston, der das Gebäck
aufsetzt, der Erbherr auf Skoulton, welcher
Oberspeckverwalter ist, sammt andern Erbland-
küchenmeistern und Erblandvorschneidern, früher
ihren Posten vorstehen als andere Staatsbedien-
ten von weniger Wichtigkeit, z. B. der Lord-
Major oder der Sprecher des Unterhauses.

Darum wird in bessern Ländern darauf ge-
sehen, daß der Mundkoch nicht mit dem Regie-
rungsrathe, den man sogern über jenen heben
möchte *) in Eine Klasse geworfen werde, da
jener doch am Ende für die längere Sessions-
tafel
arbeitet. Daher speißte der verewigte
Magen, den wir hier versenken, so oft öffentlich

*) Im Köllnischen aber erhielt (S. Magazin zur geist-
und weltlichen Statistik 1 Jahrg. VIII. 2.) der Mund-
koch 602 Thaler Salar und ein Regierungsrath 250;
so daß jeder nach Verhältniß das bekam, was er for-
dern konnte.

Daher wird ſogleich nach der Kroͤnung der
Thron als ein Seſſel an den Eßtiſch geruͤckt,
und ſpeiſen iſt der erſte öffentliche Aktus des
Neugekroͤnten; daher muß der Erbherr auf
Bardolf, der die Gruͤtze auf die brittiſche Königs-
tafel traͤgt, der Herr von Lyſton, der das Gebaͤck
aufſetzt, der Erbherr auf Skoulton, welcher
Oberſpeckverwalter iſt, ſammt andern Erbland-
kuͤchenmeiſtern und Erblandvorſchneidern, fruͤher
ihren Poſten vorſtehen als andere Staatsbedien-
ten von weniger Wichtigkeit, z. B. der Lord-
Major oder der Sprecher des Unterhauſes.

Darum wird in beſſern Laͤndern darauf ge-
ſehen, daß der Mundkoch nicht mit dem Regie-
rungsrathe, den man ſogern uͤber jenen heben
moͤchte *) in Eine Klaſſe geworfen werde, da
jener doch am Ende fuͤr die laͤngere Seſſions-
tafel
arbeitet. Daher ſpeißte der verewigte
Magen, den wir hier verſenken, ſo oft öffentlich

*) Im Köllniſchen aber erhielt (S. Magazin zur geiſt-
und weltlichen Statiſtik 1 Jahrg. VIII. 2.) der Mund-
koch 602 Thaler Salar und ein Regierungsrath 250;
ſo daß jeder nach Verhältniß das bekam, was er for-
dern konnte.
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[205/0223] Daher wird ſogleich nach der Kroͤnung der Thron als ein Seſſel an den Eßtiſch geruͤckt, und ſpeiſen iſt der erſte öffentliche Aktus des Neugekroͤnten; daher muß der Erbherr auf Bardolf, der die Gruͤtze auf die brittiſche Königs- tafel traͤgt, der Herr von Lyſton, der das Gebaͤck aufſetzt, der Erbherr auf Skoulton, welcher Oberſpeckverwalter iſt, ſammt andern Erbland- kuͤchenmeiſtern und Erblandvorſchneidern, fruͤher ihren Poſten vorſtehen als andere Staatsbedien- ten von weniger Wichtigkeit, z. B. der Lord- Major oder der Sprecher des Unterhauſes. Darum wird in beſſern Laͤndern darauf ge- ſehen, daß der Mundkoch nicht mit dem Regie- rungsrathe, den man ſogern uͤber jenen heben moͤchte *) in Eine Klaſſe geworfen werde, da jener doch am Ende fuͤr die laͤngere Seſſions- tafel arbeitet. Daher ſpeißte der verewigte Magen, den wir hier verſenken, ſo oft öffentlich *) Im Köllniſchen aber erhielt (S. Magazin zur geiſt- und weltlichen Statiſtik 1 Jahrg. VIII. 2.) der Mund- koch 602 Thaler Salar und ein Regierungsrath 250; ſo daß jeder nach Verhältniß das bekam, was er for- dern konnte.

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/223>, abgerufen am 24.11.2024.