Du Klare, erriethest nun wohl am frühesten, was Hr. v. N. bisher gewollt -- nicht mich, sondern (was auch leichter zu haben ist) sich. Er kokettirt. -- Wahrlich die Männer sollten niemals kokettiren, da unter 99 Weibern im- mer 100 Gänse sind, die ihnen zuflattern; in- deß weibliche Koketterie weniger schadet, da die Männer als kältere und gleichsam kosmopoliti- sche Spitzbuben selten damit gefangen werden, wenn sie nicht gar zu jung und unflügge im Neste sitzen. -- Warlich, ein Mädchen, das ein Herz hat, ist schon halb dumm, und wie geköpft.
Der Zärtling steckt seinen Freund als Köder an die Angel, um damit eine verduzte Grun- del zu fangen; er, der wenn auch kein Narr, doch ein Närrchen ist, und welcher schreit, wenn ein Wagen umfällt.
Gott gehab Dich wohl! Vergib mein Aus- toben. Ich bin doch allen Leuten gut, und habe selber mit dem Teufel Mitleid, so lang er in
Du Klare, errietheſt nun wohl am fruͤheſten, was Hr. v. N. bisher gewollt — nicht mich, ſondern (was auch leichter zu haben iſt) ſich. Er kokettirt. — Wahrlich die Maͤnner ſollten niemals kokettiren, da unter 99 Weibern im- mer 100 Gaͤnſe ſind, die ihnen zuflattern; in- deß weibliche Koketterie weniger ſchadet, da die Maͤnner als kaͤltere und gleichſam kosmopoliti- ſche Spitzbuben ſelten damit gefangen werden, wenn ſie nicht gar zu jung und unfluͤgge im Neſte ſitzen. — Warlich, ein Mädchen, das ein Herz hat, iſt ſchon halb dumm, und wie gekoͤpft.
Der Zärtling ſteckt ſeinen Freund als Köder an die Angel, um damit eine verduzte Grun- del zu fangen; er, der wenn auch kein Narr, doch ein Naͤrrchen iſt, und welcher ſchreit, wenn ein Wagen umfaͤllt.
Gott gehab Dich wohl! Vergib mein Aus- toben. Ich bin doch allen Leuten gut, und habe ſelber mit dem Teufel Mitleid, ſo lang er in
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Du Klare, errietheſt nun wohl am fruͤheſten,
was Hr. v. N. bisher gewollt — nicht mich,
ſondern (was auch leichter zu haben iſt) ſich.
Er kokettirt. — Wahrlich die Maͤnner ſollten
niemals kokettiren, da unter 99 Weibern im-
mer 100 Gaͤnſe ſind, die ihnen zuflattern; in-
deß weibliche Koketterie weniger ſchadet, da die
Maͤnner als kaͤltere und gleichſam kosmopoliti-
ſche Spitzbuben ſelten damit gefangen werden,
wenn ſie nicht gar zu jung und unfluͤgge im
Neſte ſitzen. — Warlich, ein Mädchen, das
ein Herz hat, iſt ſchon halb dumm, und wie
gekoͤpft.
Der Zärtling ſteckt ſeinen Freund als Köder
an die Angel, um damit eine verduzte Grun-
del zu fangen; er, der wenn auch kein Narr,
doch ein Naͤrrchen iſt, und welcher ſchreit, wenn
ein Wagen umfaͤllt.
Gott gehab Dich wohl! Vergib mein Aus-
toben. Ich bin doch allen Leuten gut, und habe
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/138>, abgerufen am 16.02.2025.
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