"schwörst du doch nicht? -- Gut, gut, du hast mich "erwürgt -- mein Herz hast du zerstampft, und "mein ganzes Glück -- ich hatte niemand wie dich "du warst mein einziger Freund, jetzt will ich ohne "einen zum Teufel fahren -- Du schwörst nicht? -- "O ich reiss' mich von dir blutig und elend und als "dein Feind -- wir scheiden uns -- gehe nur -- weg! es ist aus, ganz! -- Adieu! -- Er entfloh mit "dem in den Weg hauenden Stock und sein zerrüt¬ "teter Freund zu Füßen liegend der Wahrheit, die das Flammenschwerd gegen den Meineid aufhebt, und in Thränen sterbend vor der Freundschaft, die auf das weiche Herz den schmelzenden Blick voll Bitten wirft, Viktor, sag' ich, rief dem fliehenden Geliebten im Sterben nach: "Lebe wohl, mein treuer "Flamin! mein unvergeßlicher Freund! ich war dir "wohl treu! -- Aber ein Schwur liegt zwischen "uns -- Hörst du mich noch? -- eile nicht! -- Fla¬ "min, hörst du mich? ich liebe dich noch, wir finden "uns wieder, und komm wenn du willst." . . . Er rief stärker, obwohl mit erstickten gedämpften Tönen nach: "redliche, theure theure Seele, ich habe dich "sehr geliebt und noch und noch -- sey nur recht "glücklich -- Flamin Flamin, mein Herz bricht da "du mein Feind wirst." -- Flamin sah sich nicht mehr um, aber seine Hand war wie es schien an seinen Augen. -- Der Jugendfreund schwand aus
»ſchwoͤrſt du doch nicht? — Gut, gut, du haſt mich »erwuͤrgt — mein Herz haſt du zerſtampft, und »mein ganzes Gluͤck — ich hatte niemand wie dich »du warſt mein einziger Freund, jetzt will ich ohne »einen zum Teufel fahren — Du ſchwoͤrſt nicht? — »O ich reiſſ' mich von dir blutig und elend und als »dein Feind — wir ſcheiden uns — gehe nur — weg! es iſt aus, ganz! — Adieu! — Er entfloh mit »dem in den Weg hauenden Stock und ſein zerruͤt¬ »teter Freund zu Fuͤßen liegend der Wahrheit, die das Flammenſchwerd gegen den Meineid aufhebt, und in Thraͤnen ſterbend vor der Freundſchaft, die auf das weiche Herz den ſchmelzenden Blick voll Bitten wirft, Viktor, ſag' ich, rief dem fliehenden Geliebten im Sterben nach: »Lebe wohl, mein treuer »Flamin! mein unvergeßlicher Freund! ich war dir »wohl treu! — Aber ein Schwur liegt zwiſchen »uns — Hoͤrſt du mich noch? — eile nicht! — Fla¬ »min, hoͤrſt du mich? ich liebe dich noch, wir finden »uns wieder, und komm wenn du willſt.« . . . Er rief ſtaͤrker, obwohl mit erſtickten gedaͤmpften Toͤnen nach: »redliche, theure theure Seele, ich habe dich »ſehr geliebt und noch und noch — ſey nur recht »gluͤcklich — Flamin Flamin, mein Herz bricht da »du mein Feind wirſt.« — Flamin ſah ſich nicht mehr um, aber ſeine Hand war wie es ſchien an ſeinen Augen. — Der Jugendfreund ſchwand aus
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»ſchwoͤrſt du doch nicht? — Gut, gut, du haſt mich
»erwuͤrgt — mein Herz haſt du zerſtampft, und
»mein ganzes Gluͤck — ich hatte niemand wie dich
»du warſt mein einziger Freund, jetzt will ich ohne
»einen zum Teufel fahren — Du ſchwoͤrſt nicht? —
»O ich reiſſ' mich von dir blutig und elend und als
»dein Feind — wir ſcheiden uns — gehe nur —
weg! es iſt aus, ganz! — Adieu! — Er entfloh mit
»dem in den Weg hauenden Stock und ſein zerruͤt¬
»teter Freund zu Fuͤßen liegend der Wahrheit, die
das Flammenſchwerd gegen den Meineid aufhebt,
und in Thraͤnen ſterbend vor der Freundſchaft, die
auf das weiche Herz den ſchmelzenden Blick voll
Bitten wirft, Viktor, ſag' ich, rief dem fliehenden
Geliebten im Sterben nach: »Lebe wohl, mein treuer
»Flamin! mein unvergeßlicher Freund! ich war dir
»wohl treu! — Aber ein Schwur liegt zwiſchen
»uns — Hoͤrſt du mich noch? — eile nicht! — Fla¬
»min, hoͤrſt du mich? ich liebe dich noch, wir finden
»uns wieder, und komm wenn du willſt.« . . . Er
rief ſtaͤrker, obwohl mit erſtickten gedaͤmpften Toͤnen
nach: »redliche, theure theure Seele, ich habe dich
»ſehr geliebt und noch und noch — ſey nur recht
»gluͤcklich — Flamin Flamin, mein Herz bricht da
»du mein Feind wirſt.« — Flamin ſah ſich nicht
mehr um, aber ſeine Hand war wie es ſchien an
ſeinen Augen. — Der Jugendfreund ſchwand aus
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/85>, abgerufen am 21.11.2024.
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