gewesen, dem, sagt' er, die Zahl 99 so leserlich wie dem Nummernvogel (Catalanta) die Zahl 98 aner¬ schaffen sei.
Verdenken kann man's warlich keinem Autor, der nach seinem 45ten Schwanz- und Schleppenkapitel krebset und fischet, daß er wie unsinnig weglief -- aufpackte -- anschirrte -- einsaß -- fortjagte und so wüthig zufuhr im Vorüberschießen vor Hotels, vor Landhäusern, vor Prozessionen, vor Sternen und Nächten, daß ich nicht etwan in ** Tagen, sondern schon in *** Tagen (mancher wird gar denken, ich mache Wind) in den Gasthof zum goldnen Löwen -- bestäubt aber ungepudert hineinsprang. Besagter Gasthof liegt nämlich in der Stadt Hof, die ihrer seits wieder in etwas größerem liegt, nämlich im Voigtland. Ich nenne mit Fleiß weder die Tage meiner Reise noch das Thor, wodurch ich zu Hof einschoß, damit ich's nicht neugierigen Schelmen und mouchards durch die Marschroute verrathe, wie Flachsenfingen heisset. Hof konnt' ich ohne Scha¬ den herausnennen, weil man von da aus -- sobald man über die Thore hinaus ist -- nach allen Punk¬ ten des Kompasses fahren kann; und so kann man da, (welches recht gut ist) auch aus allen Orten an¬ kommen, aus Mönchberg, Kotzau, Gattendorf, Sach¬ sen, Bamberg, Böheim und von der Siebenhitz und aus Amerika und aus den Spitzbubeninseln.
Hesperus. III. Th. Dd
geweſen, dem, ſagt' er, die Zahl 99 ſo leſerlich wie dem Nummernvogel (Catalanta) die Zahl 98 aner¬ ſchaffen ſei.
Verdenken kann man's warlich keinem Autor, der nach ſeinem 45ten Schwanz- und Schleppenkapitel krebſet und fiſchet, daß er wie unſinnig weglief — aufpackte — anſchirrte — einſaß — fortjagte und ſo wuͤthig zufuhr im Voruͤberſchießen vor Hotels, vor Landhaͤuſern, vor Prozeſſionen, vor Sternen und Naͤchten, daß ich nicht etwan in ** Tagen, ſondern ſchon in *** Tagen (mancher wird gar denken, ich mache Wind) in den Gaſthof zum goldnen Loͤwen — beſtaͤubt aber ungepudert hineinſprang. Beſagter Gaſthof liegt naͤmlich in der Stadt Hof, die ihrer ſeits wieder in etwas groͤßerem liegt, naͤmlich im Voigtland. Ich nenne mit Fleiß weder die Tage meiner Reiſe noch das Thor, wodurch ich zu Hof einſchoß, damit ich's nicht neugierigen Schelmen und mouchards durch die Marſchroute verrathe, wie Flachſenfingen heiſſet. Hof konnt' ich ohne Scha¬ den herausnennen, weil man von da aus — ſobald man uͤber die Thore hinaus iſt — nach allen Punk¬ ten des Kompaſſes fahren kann; und ſo kann man da, (welches recht gut iſt) auch aus allen Orten an¬ kommen, aus Moͤnchberg, Kotzau, Gattendorf, Sach¬ ſen, Bamberg, Boͤheim und von der Siebenhitz und aus Amerika und aus den Spitzbubeninſeln.
Heſperus. III. Th. Dd
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0427"n="417"/>
geweſen, dem, ſagt' er, die Zahl 99 ſo leſerlich wie<lb/>
dem Nummernvogel (<hirendition="#aq">Catalanta</hi>) die Zahl 98 aner¬<lb/>ſchaffen ſei.</p><lb/><p>Verdenken kann man's warlich keinem Autor, der<lb/>
nach ſeinem 45ten Schwanz- und Schleppenkapitel<lb/>
krebſet und fiſchet, daß er wie unſinnig weglief —<lb/>
aufpackte — anſchirrte — einſaß — fortjagte und ſo<lb/>
wuͤthig zufuhr im Voruͤberſchießen vor Hotels, vor<lb/>
Landhaͤuſern, vor Prozeſſionen, vor Sternen und<lb/>
Naͤchten, daß ich nicht etwan in ** Tagen, ſondern<lb/>ſchon in *** Tagen (mancher wird gar denken, ich<lb/>
mache Wind) in den Gaſthof zum <hirendition="#g">goldnen Loͤwen</hi><lb/>— beſtaͤubt aber ungepudert hineinſprang. Beſagter<lb/>
Gaſthof liegt naͤmlich in der <hirendition="#g">Stadt Hof</hi>, die ihrer<lb/>ſeits wieder in etwas groͤßerem liegt, naͤmlich im<lb/>
Voigtland. Ich nenne mit Fleiß weder die Tage<lb/>
meiner Reiſe noch das Thor, wodurch ich zu <hirendition="#g">Hof</hi><lb/>
einſchoß, damit ich's nicht neugierigen Schelmen und<lb/><hirendition="#aq">mouchards</hi> durch die Marſchroute verrathe, wie<lb/>
Flachſenfingen heiſſet. <hirendition="#g">Hof</hi> konnt' ich ohne Scha¬<lb/>
den herausnennen, weil man von da aus —ſobald<lb/>
man uͤber die Thore hinaus iſt — nach allen Punk¬<lb/>
ten des Kompaſſes fahren kann; und ſo kann man<lb/>
da, (welches recht gut iſt) auch aus allen Orten an¬<lb/>
kommen, aus Moͤnchberg, Kotzau, Gattendorf, Sach¬<lb/>ſen, Bamberg, Boͤheim und von der Siebenhitz und<lb/>
aus Amerika und aus den Spitzbubeninſeln.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Heſperus. <hirendition="#aq">III</hi>. Th. Dd<lb/></fw></div></div></body></text></TEI>
[417/0427]
geweſen, dem, ſagt' er, die Zahl 99 ſo leſerlich wie
dem Nummernvogel (Catalanta) die Zahl 98 aner¬
ſchaffen ſei.
Verdenken kann man's warlich keinem Autor, der
nach ſeinem 45ten Schwanz- und Schleppenkapitel
krebſet und fiſchet, daß er wie unſinnig weglief —
aufpackte — anſchirrte — einſaß — fortjagte und ſo
wuͤthig zufuhr im Voruͤberſchießen vor Hotels, vor
Landhaͤuſern, vor Prozeſſionen, vor Sternen und
Naͤchten, daß ich nicht etwan in ** Tagen, ſondern
ſchon in *** Tagen (mancher wird gar denken, ich
mache Wind) in den Gaſthof zum goldnen Loͤwen
— beſtaͤubt aber ungepudert hineinſprang. Beſagter
Gaſthof liegt naͤmlich in der Stadt Hof, die ihrer
ſeits wieder in etwas groͤßerem liegt, naͤmlich im
Voigtland. Ich nenne mit Fleiß weder die Tage
meiner Reiſe noch das Thor, wodurch ich zu Hof
einſchoß, damit ich's nicht neugierigen Schelmen und
mouchards durch die Marſchroute verrathe, wie
Flachſenfingen heiſſet. Hof konnt' ich ohne Scha¬
den herausnennen, weil man von da aus — ſobald
man uͤber die Thore hinaus iſt — nach allen Punk¬
ten des Kompaſſes fahren kann; und ſo kann man
da, (welches recht gut iſt) auch aus allen Orten an¬
kommen, aus Moͤnchberg, Kotzau, Gattendorf, Sach¬
ſen, Bamberg, Boͤheim und von der Siebenhitz und
aus Amerika und aus den Spitzbubeninſeln.
Heſperus. III. Th. Dd
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/427>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.