Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Wissenschaft um Flamins Abkunft verstecken oder auf¬
decken wie es Noth war.

Da gar die Engländer die Sekundanten seyn
konnten: so sagte Flamin Ja; aber le Baut sagte
Nein als er das Manifest und Kriegsinstrument von
Mazen erhielt: des Todes war er fast schon über ein
Todes-Rezept ohne das Ingredienz der Kugel. Ich
werde einen Hofmann nie so verkleinern, daß ich
vorgebe, er lehne einen solchen Kartoffelnkrieg aus
Tugend ab oder aus Feigherzigkeit -- solche Men¬
schen zittern gewiß nicht vor dem Tode, sondern
blos vor einer Ungnade, -- aber eben die letztere,
die le Baut vom Minister und Fürsten besorgte,
schreckte ihn ab. Er hielt daher auf feinem Papier
und mit feinen Wendungen, die den Streusand über¬
schimmerten, Mazen die vorige Freundschaft vor
und verbindliche Abmahnungen von diesem auffallen¬
den "Gozsurthel" und erklärte sich überhaupt bereit¬
willig, gern alles zu leisten, was seine Ehre -- belei¬
digte, falls er nur nicht durch das Lusttreffen gegen
das Duelmandat verstoßen müßte. Aber er mußte
-- Maz schrieb zurück, er verbürge sich für das Ge¬
heimniß so wie für das Schweigen der Sekundan¬
ten und er schlage ihm zum Ueberfluß vor, sich
einander zu Nachts und in Masken die Drachen-
Pechkugeln zu insinuiren; "übrigens bleib' er auch
"in Zukunft sein Freund und besuch' ihn, denn nur

Wiſſenſchaft um Flamins Abkunft verſtecken oder auf¬
decken wie es Noth war.

Da gar die Englaͤnder die Sekundanten ſeyn
konnten: ſo ſagte Flamin Ja; aber le Baut ſagte
Nein als er das Manifeſt und Kriegsinſtrument von
Mazen erhielt: des Todes war er faſt ſchon uͤber ein
Todes-Rezept ohne das Ingredienz der Kugel. Ich
werde einen Hofmann nie ſo verkleinern, daß ich
vorgebe, er lehne einen ſolchen Kartoffelnkrieg aus
Tugend ab oder aus Feigherzigkeit — ſolche Men¬
ſchen zittern gewiß nicht vor dem Tode, ſondern
blos vor einer Ungnade, — aber eben die letztere,
die le Baut vom Miniſter und Fuͤrſten beſorgte,
ſchreckte ihn ab. Er hielt daher auf feinem Papier
und mit feinen Wendungen, die den Streuſand uͤber¬
ſchimmerten, Mazen die vorige Freundſchaft vor
und verbindliche Abmahnungen von dieſem auffallen¬
den »Gozsurthel« und erklaͤrte ſich uͤberhaupt bereit¬
willig, gern alles zu leiſten, was ſeine Ehre — belei¬
digte, falls er nur nicht durch das Luſttreffen gegen
das Duelmandat verſtoßen muͤßte. Aber er mußte
— Maz ſchrieb zuruͤck, er verbuͤrge ſich fuͤr das Ge¬
heimniß ſo wie fuͤr das Schweigen der Sekundan¬
ten und er ſchlage ihm zum Ueberfluß vor, ſich
einander zu Nachts und in Masken die Drachen-
Pechkugeln zu inſinuiren; »uͤbrigens bleib' er auch
»in Zukunft ſein Freund und beſuch' ihn, denn nur

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0332" n="322"/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft um Flamins Abkunft ver&#x017F;tecken oder auf¬<lb/>
decken wie es Noth war.</p><lb/>
          <p>Da gar die Engla&#x0364;nder die Sekundanten &#x017F;eyn<lb/>
konnten: &#x017F;o &#x017F;agte Flamin Ja; aber le Baut &#x017F;agte<lb/>
Nein als er das Manife&#x017F;t und Kriegsin&#x017F;trument von<lb/>
Mazen erhielt: des Todes war er fa&#x017F;t &#x017F;chon u&#x0364;ber ein<lb/>
Todes-Rezept ohne das Ingredienz der Kugel. Ich<lb/>
werde einen Hofmann nie &#x017F;o verkleinern, daß ich<lb/>
vorgebe, er lehne einen &#x017F;olchen Kartoffelnkrieg aus<lb/>
Tugend ab oder aus Feigherzigkeit &#x2014; &#x017F;olche Men¬<lb/>
&#x017F;chen zittern gewiß nicht vor dem Tode, &#x017F;ondern<lb/>
blos vor einer Ungnade, &#x2014; aber eben die letztere,<lb/>
die le Baut vom Mini&#x017F;ter und Fu&#x0364;r&#x017F;ten be&#x017F;orgte,<lb/>
&#x017F;chreckte ihn ab. Er hielt daher auf feinem Papier<lb/>
und mit feinen Wendungen, die den Streu&#x017F;and u&#x0364;ber¬<lb/>
&#x017F;chimmerten, Mazen die vorige Freund&#x017F;chaft vor<lb/>
und verbindliche Abmahnungen von die&#x017F;em auffallen¬<lb/>
den »Gozsurthel« und erkla&#x0364;rte &#x017F;ich u&#x0364;berhaupt bereit¬<lb/>
willig, gern alles zu lei&#x017F;ten, was &#x017F;eine Ehre &#x2014; belei¬<lb/>
digte, falls er nur nicht durch das Lu&#x017F;ttreffen gegen<lb/>
das Duelmandat ver&#x017F;toßen mu&#x0364;ßte. Aber er mußte<lb/>
&#x2014; Maz &#x017F;chrieb zuru&#x0364;ck, er verbu&#x0364;rge &#x017F;ich fu&#x0364;r das Ge¬<lb/>
heimniß &#x017F;o wie fu&#x0364;r das Schweigen der Sekundan¬<lb/>
ten und er &#x017F;chlage ihm zum Ueberfluß vor, &#x017F;ich<lb/>
einander zu Nachts und in Masken die Drachen-<lb/>
Pechkugeln zu in&#x017F;inuiren; »u&#x0364;brigens bleib' er auch<lb/>
»in Zukunft &#x017F;ein Freund und be&#x017F;uch' ihn, denn nur<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0332] Wiſſenſchaft um Flamins Abkunft verſtecken oder auf¬ decken wie es Noth war. Da gar die Englaͤnder die Sekundanten ſeyn konnten: ſo ſagte Flamin Ja; aber le Baut ſagte Nein als er das Manifeſt und Kriegsinſtrument von Mazen erhielt: des Todes war er faſt ſchon uͤber ein Todes-Rezept ohne das Ingredienz der Kugel. Ich werde einen Hofmann nie ſo verkleinern, daß ich vorgebe, er lehne einen ſolchen Kartoffelnkrieg aus Tugend ab oder aus Feigherzigkeit — ſolche Men¬ ſchen zittern gewiß nicht vor dem Tode, ſondern blos vor einer Ungnade, — aber eben die letztere, die le Baut vom Miniſter und Fuͤrſten beſorgte, ſchreckte ihn ab. Er hielt daher auf feinem Papier und mit feinen Wendungen, die den Streuſand uͤber¬ ſchimmerten, Mazen die vorige Freundſchaft vor und verbindliche Abmahnungen von dieſem auffallen¬ den »Gozsurthel« und erklaͤrte ſich uͤberhaupt bereit¬ willig, gern alles zu leiſten, was ſeine Ehre — belei¬ digte, falls er nur nicht durch das Luſttreffen gegen das Duelmandat verſtoßen muͤßte. Aber er mußte — Maz ſchrieb zuruͤck, er verbuͤrge ſich fuͤr das Ge¬ heimniß ſo wie fuͤr das Schweigen der Sekundan¬ ten und er ſchlage ihm zum Ueberfluß vor, ſich einander zu Nachts und in Masken die Drachen- Pechkugeln zu inſinuiren; »uͤbrigens bleib' er auch »in Zukunft ſein Freund und beſuch' ihn, denn nur

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/332
Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/332>, abgerufen am 23.11.2024.