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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

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den Eltern des saubern Dorfes -- sonst aber gleicht
der arme Ackerbauer dem Schweine, das nach Ae¬
lian hist. 1. 2. seine Profession erfand -- die jun¬
gen Tanz-Moitisten mit der größten Ernsthaftigkeit
-- Bauern und Damen finden sich nicht in Sonder¬
barkeiten -- zusammen gebettelt und gepresset hat¬
ten: so war alles richtig.

Das befreundete Trio fand am Mittagstische der
Aebtissin den gestrigen Tag. Viktor war überall so¬
gleich zu Hause, er blieb nicht Gast, damit der an¬
dre nicht Wirth bliebe. Man findet sonst Mädgen
selten so wieder als man sie verließ, so wie ihr Em¬
pfang allemal wärmer oder kälter ist als ihr Billet
vorher; aber in Klotildens zergehenden Zügen kün¬
digte ein unendlicher Zauber die Erinnerung von ge¬
stern an, wo sie aus zwei Gründen ihr Herz allen
seinen auf dem Altar der Natur und der Tugend
geheiligten Flammen überlassen hatte. Erstlich war
sie gestern wärmer, weil sie vorher kälter gewesen im
kleinen Zank, den bloß ihr Gesicht über die Kusse¬
vizer Affaire gehabt: nichts macht die Liebe süßer
und zärter als ein kleines Keifen und Frieren vor¬
her, so wie die Weintrauben durch einen Frost vor
der Lese dünnere Schaalen und [ - 1 Zeichen fehlt]essern Most gewin¬
nen. Zweitens betragen sich in einem hohen Grade
der Rührung und Liebe die beßten Mädgen gerade
so wie die -- guten.

den Eltern des ſaubern Dorfes — ſonſt aber gleicht
der arme Ackerbauer dem Schweine, das nach Ae¬
lian hist. 1. 2. ſeine Profeſſion erfand — die jun¬
gen Tanz-Moitiſten mit der groͤßten Ernſthaftigkeit
— Bauern und Damen finden ſich nicht in Sonder¬
barkeiten — zuſammen gebettelt und gepreſſet hat¬
ten: ſo war alles richtig.

Das befreundete Trio fand am Mittagstiſche der
Aebtiſſin den geſtrigen Tag. Viktor war uͤberall ſo¬
gleich zu Hauſe, er blieb nicht Gaſt, damit der an¬
dre nicht Wirth bliebe. Man findet ſonſt Maͤdgen
ſelten ſo wieder als man ſie verließ, ſo wie ihr Em¬
pfang allemal waͤrmer oder kaͤlter iſt als ihr Billet
vorher; aber in Klotildens zergehenden Zuͤgen kuͤn¬
digte ein unendlicher Zauber die Erinnerung von ge¬
ſtern an, wo ſie aus zwei Gruͤnden ihr Herz allen
ſeinen auf dem Altar der Natur und der Tugend
geheiligten Flammen uͤberlaſſen hatte. Erſtlich war
ſie geſtern waͤrmer, weil ſie vorher kaͤlter geweſen im
kleinen Zank, den bloß ihr Geſicht uͤber die Kuſſe¬
vizer Affaire gehabt: nichts macht die Liebe ſuͤßer
und zaͤrter als ein kleines Keifen und Frieren vor¬
her, ſo wie die Weintrauben durch einen Froſt vor
der Leſe duͤnnere Schaalen und [ – 1 Zeichen fehlt]eſſern Moſt gewin¬
nen. Zweitens betragen ſich in einem hohen Grade
der Ruͤhrung und Liebe die beßten Maͤdgen gerade
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[174/0184] den Eltern des ſaubern Dorfes — ſonſt aber gleicht der arme Ackerbauer dem Schweine, das nach Ae¬ lian hist. 1. 2. ſeine Profeſſion erfand — die jun¬ gen Tanz-Moitiſten mit der groͤßten Ernſthaftigkeit — Bauern und Damen finden ſich nicht in Sonder¬ barkeiten — zuſammen gebettelt und gepreſſet hat¬ ten: ſo war alles richtig. Das befreundete Trio fand am Mittagstiſche der Aebtiſſin den geſtrigen Tag. Viktor war uͤberall ſo¬ gleich zu Hauſe, er blieb nicht Gaſt, damit der an¬ dre nicht Wirth bliebe. Man findet ſonſt Maͤdgen ſelten ſo wieder als man ſie verließ, ſo wie ihr Em¬ pfang allemal waͤrmer oder kaͤlter iſt als ihr Billet vorher; aber in Klotildens zergehenden Zuͤgen kuͤn¬ digte ein unendlicher Zauber die Erinnerung von ge¬ ſtern an, wo ſie aus zwei Gruͤnden ihr Herz allen ſeinen auf dem Altar der Natur und der Tugend geheiligten Flammen uͤberlaſſen hatte. Erſtlich war ſie geſtern waͤrmer, weil ſie vorher kaͤlter geweſen im kleinen Zank, den bloß ihr Geſicht uͤber die Kuſſe¬ vizer Affaire gehabt: nichts macht die Liebe ſuͤßer und zaͤrter als ein kleines Keifen und Frieren vor¬ her, ſo wie die Weintrauben durch einen Froſt vor der Leſe duͤnnere Schaalen und _eſſern Moſt gewin¬ nen. Zweitens betragen ſich in einem hohen Grade der Ruͤhrung und Liebe die beßten Maͤdgen gerade ſo wie die — guten.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/184>, abgerufen am 21.11.2024.