Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

schenken, wie Ludwig der XI. die Grafschaft Bou¬
logne der h. Maria zuwarf. Ich gedenke dadurch
vielleicht über andre Autores, die ihren Lesern nur
ihre Kiele bescheeren, eben so weit vorzustechen, als
der König über den alten Lipsius, der der Maria
nur seine silberne Feder testirte. Anfangs wollt' ich
dieses Elysium mit seinen dreimächtigen Wiesen und
Nadelhölzern selber behalten, weil ich im Grunde
ein armer Teufel bin und wirklich nicht mehr einzu¬
nehmen habe als ein Prinz von Würtemberg sonst,
nämlich 90 fl. rhn. Apanage und 10 fl. zu einem
Ehrenkleide, und weil ich mir auf die mir von Gott
und Rechtswegen zuständige 2 Quadratmeilen Landes
-- denn soviel wirft die ganze Erde bei ihrer glei¬
chen Zerschlagung nach einem guten Partageplan auf
den Mann aus -- wahrlich so wenig Rechnung ma¬
che, daß ich die zwei Meilen an jeden gern um ei¬
nen elenden Schaf-Pferch abstehen will. -- Und
was mich am meisten zurückzog, diese Schenkung
unter den Lebendigen mit meinem Maienthal zu ma¬
chen, war die Sorge, daß ich ein Feudum Leuten,
Lesern, Landboten, Knäsen zuwende, die tausendmal
größere Woiwodschaften und Chatoullgüter innen ha¬
ben und die man aufbringt, wenn man sie der Ma¬
ria ähnlich macht, die aus einer Himmels-Königin
eine Gräfin von Boulogne wurde, oder dem römi¬

Hesperus. III. Th. H

ſchenken, wie Ludwig der XI. die Grafſchaft Bou¬
logne der h. Maria zuwarf. Ich gedenke dadurch
vielleicht uͤber andre Autores, die ihren Leſern nur
ihre Kiele beſcheeren, eben ſo weit vorzuſtechen, als
der Koͤnig uͤber den alten Lipſius, der der Maria
nur ſeine ſilberne Feder teſtirte. Anfangs wollt' ich
dieſes Elyſium mit ſeinen dreimaͤchtigen Wieſen und
Nadelhoͤlzern ſelber behalten, weil ich im Grunde
ein armer Teufel bin und wirklich nicht mehr einzu¬
nehmen habe als ein Prinz von Wuͤrtemberg ſonſt,
naͤmlich 90 fl. rhn. Apanage und 10 fl. zu einem
Ehrenkleide, und weil ich mir auf die mir von Gott
und Rechtswegen zuſtaͤndige 2 Quadratmeilen Landes
— denn ſoviel wirft die ganze Erde bei ihrer glei¬
chen Zerſchlagung nach einem guten Partageplan auf
den Mann aus — wahrlich ſo wenig Rechnung ma¬
che, daß ich die zwei Meilen an jeden gern um ei¬
nen elenden Schaf-Pferch abſtehen will. — Und
was mich am meiſten zuruͤckzog, dieſe Schenkung
unter den Lebendigen mit meinem Maienthal zu ma¬
chen, war die Sorge, daß ich ein Feudum Leuten,
Leſern, Landboten, Knaͤſen zuwende, die tauſendmal
groͤßere Woiwodſchaften und Chatoullguͤter innen ha¬
ben und die man aufbringt, wenn man ſie der Ma¬
ria aͤhnlich macht, die aus einer Himmels-Koͤnigin
eine Graͤfin von Boulogne wurde, oder dem roͤmi¬

Heſperus. III. Th. H
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0123" n="113"/>
&#x017F;chenken, wie Ludwig der <hi rendition="#aq">XI</hi>. die Graf&#x017F;chaft Bou¬<lb/>
logne der h. Maria zuwarf. Ich gedenke dadurch<lb/>
vielleicht u&#x0364;ber andre Autores, die ihren Le&#x017F;ern nur<lb/>
ihre Kiele be&#x017F;cheeren, eben &#x017F;o weit vorzu&#x017F;techen, als<lb/>
der Ko&#x0364;nig u&#x0364;ber den alten Lip&#x017F;ius, der der Maria<lb/>
nur &#x017F;eine &#x017F;ilberne Feder te&#x017F;tirte. Anfangs wollt' ich<lb/>
die&#x017F;es Ely&#x017F;ium mit &#x017F;einen dreima&#x0364;chtigen Wie&#x017F;en und<lb/>
Nadelho&#x0364;lzern &#x017F;elber behalten, weil ich im Grunde<lb/>
ein armer Teufel bin und wirklich nicht mehr einzu¬<lb/>
nehmen habe als ein Prinz von Wu&#x0364;rtemberg &#x017F;on&#x017F;t,<lb/>
na&#x0364;mlich 90 fl. rhn. Apanage und 10 fl. zu einem<lb/>
Ehrenkleide, und weil ich mir auf die mir von Gott<lb/>
und Rechtswegen zu&#x017F;ta&#x0364;ndige 2 Quadratmeilen Landes<lb/>
&#x2014; denn &#x017F;oviel wirft die ganze Erde bei ihrer glei¬<lb/>
chen Zer&#x017F;chlagung nach einem guten Partageplan auf<lb/>
den Mann aus &#x2014; wahrlich &#x017F;o wenig Rechnung ma¬<lb/>
che, daß ich die zwei Meilen an jeden gern um ei¬<lb/>
nen elenden Schaf-Pferch ab&#x017F;tehen will. &#x2014; Und<lb/>
was mich am mei&#x017F;ten zuru&#x0364;ckzog, die&#x017F;e Schenkung<lb/>
unter den Lebendigen mit meinem Maienthal zu ma¬<lb/>
chen, war die Sorge, daß ich ein Feudum Leuten,<lb/>
Le&#x017F;ern, Landboten, Kna&#x0364;&#x017F;en zuwende, die tau&#x017F;endmal<lb/>
gro&#x0364;ßere Woiwod&#x017F;chaften und Chatoullgu&#x0364;ter innen ha¬<lb/>
ben und die man aufbringt, wenn man &#x017F;ie der Ma¬<lb/>
ria a&#x0364;hnlich macht, die aus einer Himmels-<hi rendition="#g">Ko&#x0364;nigin</hi><lb/>
eine Gra&#x0364;fin von Boulogne wurde, oder dem ro&#x0364;mi¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">He&#x017F;perus. <hi rendition="#aq">III</hi>. Th. H<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0123] ſchenken, wie Ludwig der XI. die Grafſchaft Bou¬ logne der h. Maria zuwarf. Ich gedenke dadurch vielleicht uͤber andre Autores, die ihren Leſern nur ihre Kiele beſcheeren, eben ſo weit vorzuſtechen, als der Koͤnig uͤber den alten Lipſius, der der Maria nur ſeine ſilberne Feder teſtirte. Anfangs wollt' ich dieſes Elyſium mit ſeinen dreimaͤchtigen Wieſen und Nadelhoͤlzern ſelber behalten, weil ich im Grunde ein armer Teufel bin und wirklich nicht mehr einzu¬ nehmen habe als ein Prinz von Wuͤrtemberg ſonſt, naͤmlich 90 fl. rhn. Apanage und 10 fl. zu einem Ehrenkleide, und weil ich mir auf die mir von Gott und Rechtswegen zuſtaͤndige 2 Quadratmeilen Landes — denn ſoviel wirft die ganze Erde bei ihrer glei¬ chen Zerſchlagung nach einem guten Partageplan auf den Mann aus — wahrlich ſo wenig Rechnung ma¬ che, daß ich die zwei Meilen an jeden gern um ei¬ nen elenden Schaf-Pferch abſtehen will. — Und was mich am meiſten zuruͤckzog, dieſe Schenkung unter den Lebendigen mit meinem Maienthal zu ma¬ chen, war die Sorge, daß ich ein Feudum Leuten, Leſern, Landboten, Knaͤſen zuwende, die tauſendmal groͤßere Woiwodſchaften und Chatoullguͤter innen ha¬ ben und die man aufbringt, wenn man ſie der Ma¬ ria aͤhnlich macht, die aus einer Himmels-Koͤnigin eine Graͤfin von Boulogne wurde, oder dem roͤmi¬ Heſperus. III. Th. H

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/123
Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Drittes Heftlein. Berlin, 1795, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus03_1795/123>, abgerufen am 04.05.2024.