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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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stern zu danken, deren weiches Herz den fürstlichen
Befehl des Wildschiessens eben so wenig hätte voll¬
ziehen können wie die ägyptischen Wehmütter den
die Judenknaben todtzumachen. Ja der Sportulbote
ließ sich in einer Kneipschenke gelbe Dinte und
schwarzes Papier hingeben und setzte da, während
der Schieferdecker auf dem Dache trommelte, um
Schiefer zugelangt zu bekommen, und die Gäste an
die Krüge schlugen, um eingeschenkt zu kriegen und
der Wirthsbube auf einem Bierheber zum Fenster
hineintrompetete, unter diesem babylonischen Lärm
setzte der Sportulnbote eine der besten Suppliken
auf, die die edle Jägerschaft noch je an den Fürsten
abgelassen hat.

Schlechte Relazion aus der Supplik der
Obristjägermeisterei.

"Da das Wild nicht lesen und schreiben könnte:
so sey es die Pflicht der Jägermeisterei, die es könn¬
te, für dasselbe zu schreiben und nach Gewissen ein¬
zuberichten, daß alles Flachsenfingische Wild unter
dem Druck des Bauers schmachte, sowohl Roth- als
Schwarzwildpret. Einem Oberförster blute das
Herz, wenn er zu Nachts draussen stehe und sehe,
wie das Landvolk aus unglaublicher Mißgunst gegen
das Hirschvieh die ganze Nacht in der grösten Kälte

ſtern zu danken, deren weiches Herz den fuͤrſtlichen
Befehl des Wildſchieſſens eben ſo wenig haͤtte voll¬
ziehen koͤnnen wie die aͤgyptiſchen Wehmuͤtter den
die Judenknaben todtzumachen. Ja der Sportulbote
ließ ſich in einer Kneipſchenke gelbe Dinte und
ſchwarzes Papier hingeben und ſetzte da, waͤhrend
der Schieferdecker auf dem Dache trommelte, um
Schiefer zugelangt zu bekommen, und die Gaͤſte an
die Kruͤge ſchlugen, um eingeſchenkt zu kriegen und
der Wirthsbube auf einem Bierheber zum Fenſter
hineintrompetete, unter dieſem babyloniſchen Laͤrm
ſetzte der Sportulnbote eine der beſten Suppliken
auf, die die edle Jaͤgerſchaft noch je an den Fuͤrſten
abgelaſſen hat.

Schlechte Relazion aus der Supplik der
Obriſtjaͤgermeiſterei.

»Da das Wild nicht leſen und ſchreiben koͤnnte:
ſo ſey es die Pflicht der Jaͤgermeiſterei, die es koͤnn¬
te, fuͤr daſſelbe zu ſchreiben und nach Gewiſſen ein¬
zuberichten, daß alles Flachſenfingiſche Wild unter
dem Druck des Bauers ſchmachte, ſowohl Roth- als
Schwarzwildpret. Einem Oberfoͤrſter blute das
Herz, wenn er zu Nachts drauſſen ſtehe und ſehe,
wie das Landvolk aus unglaublicher Mißgunſt gegen
das Hirſchvieh die ganze Nacht in der groͤſten Kaͤlte

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[47/0057] ſtern zu danken, deren weiches Herz den fuͤrſtlichen Befehl des Wildſchieſſens eben ſo wenig haͤtte voll¬ ziehen koͤnnen wie die aͤgyptiſchen Wehmuͤtter den die Judenknaben todtzumachen. Ja der Sportulbote ließ ſich in einer Kneipſchenke gelbe Dinte und ſchwarzes Papier hingeben und ſetzte da, waͤhrend der Schieferdecker auf dem Dache trommelte, um Schiefer zugelangt zu bekommen, und die Gaͤſte an die Kruͤge ſchlugen, um eingeſchenkt zu kriegen und der Wirthsbube auf einem Bierheber zum Fenſter hineintrompetete, unter dieſem babyloniſchen Laͤrm ſetzte der Sportulnbote eine der beſten Suppliken auf, die die edle Jaͤgerſchaft noch je an den Fuͤrſten abgelaſſen hat. Schlechte Relazion aus der Supplik der Obriſtjaͤgermeiſterei. »Da das Wild nicht leſen und ſchreiben koͤnnte: ſo ſey es die Pflicht der Jaͤgermeiſterei, die es koͤnn¬ te, fuͤr daſſelbe zu ſchreiben und nach Gewiſſen ein¬ zuberichten, daß alles Flachſenfingiſche Wild unter dem Druck des Bauers ſchmachte, ſowohl Roth- als Schwarzwildpret. Einem Oberfoͤrſter blute das Herz, wenn er zu Nachts drauſſen ſtehe und ſehe, wie das Landvolk aus unglaublicher Mißgunſt gegen das Hirſchvieh die ganze Nacht in der groͤſten Kaͤlte

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/57>, abgerufen am 21.11.2024.