Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.überschauen sein Räderwerk mit dem millionenfachen Und Sie grüss' ich jetzt erst, geliebte Mutter! uͤberſchauen ſein Raͤderwerk mit dem millionenfachen Und Sie gruͤſſ' ich jetzt erſt, geliebte Mutter! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0041" n="31"/> uͤberſchauen ſein Raͤderwerk mit dem millionenfachen<lb/> Pappillons Auge und beſchirmen mit einer Badine<lb/> das Volk vor Loͤwen oder jagen damit Loͤwen aus<lb/> dem Volk, wie in Afrika Hirtenkinder mit einer<lb/> Peitſche naturhiſtoriſche Loͤwen vom Weidevieh ab¬<lb/> ſchrecken. ... Lieber Hr. Hofkaplan! dieſe Satyre<lb/> ſchmerzte mich ſchon auf der vorigen Seite; aber<lb/> man wird hier boshaft ſo wie eitel ohne zu wiſſen<lb/> wenn, jenes weil man zu ſehr auf andere, dieſes,<lb/> weil man zu ſehr auf ſich merken muß. Nein! Ihr<lb/> Garten, Ihre Stube iſt ſchoͤner, da giebt es keine<lb/> ſteinerne Bruſt, an der man die Arme und Adern<lb/> der Freundſchaft kreuzigt wie ein Spaliergewaͤchs;<lb/> da muß man ſich nicht taͤglich wie ich zweimal raſi¬<lb/> ren laſſen und dreimal friſiren; da darf man doch<lb/> ſeinen gewixten Stiefel anziehen. Schreiben Sie<lb/> Ihrem Adoptivſohne bald — denn ich ſchlage mir<lb/> das Feſt Ihres Beſuchs noch ab — Sind viel Kind¬<lb/> taufen und Leichen? — Was macht der Fuchs und<lb/> der taube Balgtreter? — Hier wird der Moͤrſer<lb/> ſtatt Ihrer Trommel unter mir geruͤhrt. — — Le¬<lb/> ben Sie wohl.</p><lb/> <p>Und Sie gruͤſſ' ich jetzt erſt, geliebte Mutter!<lb/> Meine Hand iſt warm und in meinem Herzen klo¬<lb/> pfen ein paar Seelen, weil jetzt Ihr Angeſicht voll<lb/> muͤtterlicher Waͤrme alle meine ſatyriſchen Eisſpitzen<lb/> beſcheint und in warmes Blut zerſchmelzt, das fuͤr<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0041]
uͤberſchauen ſein Raͤderwerk mit dem millionenfachen
Pappillons Auge und beſchirmen mit einer Badine
das Volk vor Loͤwen oder jagen damit Loͤwen aus
dem Volk, wie in Afrika Hirtenkinder mit einer
Peitſche naturhiſtoriſche Loͤwen vom Weidevieh ab¬
ſchrecken. ... Lieber Hr. Hofkaplan! dieſe Satyre
ſchmerzte mich ſchon auf der vorigen Seite; aber
man wird hier boshaft ſo wie eitel ohne zu wiſſen
wenn, jenes weil man zu ſehr auf andere, dieſes,
weil man zu ſehr auf ſich merken muß. Nein! Ihr
Garten, Ihre Stube iſt ſchoͤner, da giebt es keine
ſteinerne Bruſt, an der man die Arme und Adern
der Freundſchaft kreuzigt wie ein Spaliergewaͤchs;
da muß man ſich nicht taͤglich wie ich zweimal raſi¬
ren laſſen und dreimal friſiren; da darf man doch
ſeinen gewixten Stiefel anziehen. Schreiben Sie
Ihrem Adoptivſohne bald — denn ich ſchlage mir
das Feſt Ihres Beſuchs noch ab — Sind viel Kind¬
taufen und Leichen? — Was macht der Fuchs und
der taube Balgtreter? — Hier wird der Moͤrſer
ſtatt Ihrer Trommel unter mir geruͤhrt. — — Le¬
ben Sie wohl.
Und Sie gruͤſſ' ich jetzt erſt, geliebte Mutter!
Meine Hand iſt warm und in meinem Herzen klo¬
pfen ein paar Seelen, weil jetzt Ihr Angeſicht voll
muͤtterlicher Waͤrme alle meine ſatyriſchen Eisſpitzen
beſcheint und in warmes Blut zerſchmelzt, das fuͤr
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