wäre gar nicht darauf verfallen, daß ein Professor der "praktischen Eloquenz" in der Form eines Hundes der Welt Drucksachen apportire, hätte nicht einmal in Paris ein Kerl sich mit konterban¬ den Waaren in eine Pudelhaut einnähen lassen, um so verkappt durchs Thor zu passiren. Es macht mir wenig Ehre, daß -- indem ich heute wirklich den Hund zwickend anfühle und anknäte -- Der Professor, den ich hinter dieser Maske suchte, selber lebendig zur Thür hineintrat recht zu meiner Be¬ schämung: er hob sofort alle Verwechslung und ich setzte mir, gleichsam ihm wieder Gerechtigkeit wie¬ derfahren zu lassen, vor, das ganze Ding bekannt zu machen und zu meiner Bestrafung sein Mitarbeiter d. h. seine Monatstaube zu werden, die jedes Monat heckt. . . .
Wir haben unsern Viktor unter lauter trüben Hypothesen stehen lassen: ietzt finden wir ihn wieder vor einem Begegniß, daß sie alle bestätigt.
Wer den Apotheker Zeusel, um den sich der ganze Vorfall dreht, nur von Hörensagen kennt: weis, daß er ein Hasenfuß ist. Besagter Fuß -- ein Hase und der Teufel behalten, wenn auch das ganze Fell abgestreift ist, noch den Fuß -- sah es gern, wenn ihn ein Herr von Hofe ausschmausete und -- aus¬ lachte: er konnte nicht bescheiden verbleiben, sobald ihn ein Vornehmer zum Narren hatte. Der edle
waͤre gar nicht darauf verfallen, daß ein Profeſſor der »praktiſchen Eloquenz« in der Form eines Hundes der Welt Druckſachen apportire, haͤtte nicht einmal in Paris ein Kerl ſich mit konterban¬ den Waaren in eine Pudelhaut einnaͤhen laſſen, um ſo verkappt durchs Thor zu paſſiren. Es macht mir wenig Ehre, daß — indem ich heute wirklich den Hund zwickend anfuͤhle und anknaͤte — Der Profeſſor, den ich hinter dieſer Maſke ſuchte, ſelber lebendig zur Thuͤr hineintrat recht zu meiner Be¬ ſchaͤmung: er hob ſofort alle Verwechslung und ich ſetzte mir, gleichſam ihm wieder Gerechtigkeit wie¬ derfahren zu laſſen, vor, das ganze Ding bekannt zu machen und zu meiner Beſtrafung ſein Mitarbeiter d. h. ſeine Monatstaube zu werden, die jedes Monat heckt. . . .
Wir haben unſern Viktor unter lauter truͤben Hypotheſen ſtehen laſſen: ietzt finden wir ihn wieder vor einem Begegniß, daß ſie alle beſtaͤtigt.
Wer den Apotheker Zeuſel, um den ſich der ganze Vorfall dreht, nur von Hoͤrenſagen kennt: weis, daß er ein Haſenfuß iſt. Beſagter Fuß — ein Haſe und der Teufel behalten, wenn auch das ganze Fell abgeſtreift iſt, noch den Fuß — ſah es gern, wenn ihn ein Herr von Hofe ausſchmauſete und — aus¬ lachte: er konnte nicht beſcheiden verbleiben, ſobald ihn ein Vornehmer zum Narren hatte. Der edle
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waͤre gar nicht darauf verfallen, daß ein Profeſſor
der »praktiſchen Eloquenz« in der Form eines
Hundes der Welt Druckſachen apportire, haͤtte
nicht einmal in Paris ein Kerl ſich mit konterban¬
den Waaren in eine Pudelhaut einnaͤhen laſſen, um
ſo verkappt durchs Thor zu paſſiren. Es macht
mir wenig Ehre, daß — indem ich heute wirklich
den Hund zwickend anfuͤhle und anknaͤte — Der
Profeſſor, den ich hinter dieſer Maſke ſuchte, ſelber
lebendig zur Thuͤr hineintrat recht zu meiner Be¬
ſchaͤmung: er hob ſofort alle Verwechslung und ich
ſetzte mir, gleichſam ihm wieder Gerechtigkeit wie¬
derfahren zu laſſen, vor, das ganze Ding bekannt zu
machen und zu meiner Beſtrafung ſein Mitarbeiter
d. h. ſeine Monatstaube zu werden, die jedes
Monat heckt. . . .
Wir haben unſern Viktor unter lauter truͤben
Hypotheſen ſtehen laſſen: ietzt finden wir ihn wieder
vor einem Begegniß, daß ſie alle beſtaͤtigt.
Wer den Apotheker Zeuſel, um den ſich der
ganze Vorfall dreht, nur von Hoͤrenſagen kennt: weis,
daß er ein Haſenfuß iſt. Beſagter Fuß — ein Haſe
und der Teufel behalten, wenn auch das ganze Fell
abgeſtreift iſt, noch den Fuß — ſah es gern, wenn
ihn ein Herr von Hofe ausſchmauſete und — aus¬
lachte: er konnte nicht beſcheiden verbleiben, ſobald
ihn ein Vornehmer zum Narren hatte. Der edle
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/289>, abgerufen am 25.11.2024.
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