"liche hindern, zu betteln -- zweitens bezahl' ich euch "den rükständigen Gold von drei Jahren, nämlich "jedem Offizier das Traktement von zwei Siebzeh¬ "nern, weil man jetzt die Gage erhöhet hat -- "drittens lauft morgen wieder her, ich lasse den "sämtlichen Regimentern Hosen anmessen."
Er kehrte sich gegen den Kaplan und sagte, "man sollte lieber Sachen verschenken als Geld, denn die Dankbarkeit für dieses wird zugleich mit diesem ausgegeben, aber in einem Paar verehrten Hosen hält der Dank so lang wie sein Ueberzug selber."
Das Schlimme dabei wird nur seyn, daß der Flachsensingische Fürst und sein Kriegskollegium sich zuletzt in die Hosen mengen, da beide unmöglich ver¬ statten können, daß regulirte Truppen mehr auf als in dem Leibe haben, nämlich etwas. In unsern Tagen sollt' es endlich dem dümsten Montirungs- und Proviantkommissar einleuchten -- aber in der That giebt es kluge -- 1) daß unter zwei Soldaten der Hungrige stets dem Gatten vorzuziehen sey, weil schon von ganzen Völkern bekannt ist, daß sie desto tapferer sind, je weniger sie haben -- 2) daß so wie in Blozheim *)unter zwei gleich tugendhaften Jüng¬
*) Im obern Elsas, wo alle drei Jahre blos der beste Jüng¬ ling Kranz und Schaumünze und die Verwaltung der Au empfängt.
»liche hindern, zu betteln — zweitens bezahl' ich euch »den ruͤkſtaͤndigen Gold von drei Jahren, naͤmlich »jedem Offizier das Traktement von zwei Siebzeh¬ »nern, weil man jetzt die Gage erhoͤhet hat — »drittens lauft morgen wieder her, ich laſſe den »ſaͤmtlichen Regimentern Hoſen anmeſſen.«
Er kehrte ſich gegen den Kaplan und ſagte, »man ſollte lieber Sachen verſchenken als Geld, denn die Dankbarkeit fuͤr dieſes wird zugleich mit dieſem ausgegeben, aber in einem Paar verehrten Hoſen haͤlt der Dank ſo lang wie ſein Ueberzug ſelber.«
Das Schlimme dabei wird nur ſeyn, daß der Flachſenſingiſche Fuͤrſt und ſein Kriegskollegium ſich zuletzt in die Hoſen mengen, da beide unmoͤglich ver¬ ſtatten koͤnnen, daß regulirte Truppen mehr auf als in dem Leibe haben, naͤmlich etwas. In unſern Tagen ſollt' es endlich dem duͤmſten Montirungs- und Proviantkommiſſar einleuchten — aber in der That giebt es kluge — 1) daß unter zwei Soldaten der Hungrige ſtets dem Gatten vorzuziehen ſey, weil ſchon von ganzen Voͤlkern bekannt iſt, daß ſie deſto tapferer ſind, je weniger ſie haben — 2) daß ſo wie in Blozheim *)unter zwei gleich tugendhaften Juͤng¬
*) Im obern Elſas, wo alle drei Jahre blos der beſte Juͤng¬ ling Kranz und Schaumuͤnze und die Verwaltung der Au empfaͤngt.
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»liche hindern, zu betteln — zweitens bezahl' ich euch
»den ruͤkſtaͤndigen Gold von drei Jahren, naͤmlich
»jedem Offizier das Traktement von zwei Siebzeh¬
»nern, weil man jetzt die Gage erhoͤhet hat —
»drittens lauft morgen wieder her, ich laſſe den
»ſaͤmtlichen Regimentern Hoſen anmeſſen.«
Er kehrte ſich gegen den Kaplan und ſagte,
»man ſollte lieber Sachen verſchenken als Geld,
denn die Dankbarkeit fuͤr dieſes wird zugleich mit
dieſem ausgegeben, aber in einem Paar verehrten
Hoſen haͤlt der Dank ſo lang wie ſein Ueberzug
ſelber.«
Das Schlimme dabei wird nur ſeyn, daß der
Flachſenſingiſche Fuͤrſt und ſein Kriegskollegium ſich
zuletzt in die Hoſen mengen, da beide unmoͤglich ver¬
ſtatten koͤnnen, daß regulirte Truppen mehr auf
als in dem Leibe haben, naͤmlich etwas. In unſern
Tagen ſollt' es endlich dem duͤmſten Montirungs- und
Proviantkommiſſar einleuchten — aber in der That
giebt es kluge — 1) daß unter zwei Soldaten der
Hungrige ſtets dem Gatten vorzuziehen ſey, weil
ſchon von ganzen Voͤlkern bekannt iſt, daß ſie deſto
tapferer ſind, je weniger ſie haben — 2) daß ſo wie
in Blozheim *)unter zwei gleich tugendhaften Juͤng¬
*)
Im obern Elſas, wo alle drei Jahre blos der beſte Juͤng¬
ling Kranz und Schaumuͤnze und die Verwaltung der Au
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/40>, abgerufen am 24.11.2024.
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