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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

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"siehe doch diesen zerbrochnen Körper, diese dichte
"Hülle meinen Geist umwickeln und seinen Gang er¬
"schweren. --

"Siehe, hier klebt mein und dein Geist angefro¬
"ren an die Eisscholle und dort decket die Nacht
"alle hinter einander ruhende Himmel auf, dort im
"blauen glimmenden Abgrunde wohnt alles Große,
"was sich auf der Erde entkleidet hat, alles Wahre,
"das wir ahnden, alles Gute, das wir lieben -- --

sieh wie alles so still ist drüben in der Unend¬
"lichkeit -- wie leise ziehen die Welten, wie still
"schimmern die Sonnen -- der große Ewige ruhet
"wie eine Quelle, mit seiner überfließenden unendli¬
"chen Liebe mitten unter ihnen und erquickt und be¬
"ruhigt alles; und um Gott steht kein Grab."

Hier stand Emanuel, wie von einer unendlichen
Seeligkeit gehoben, auf und sah liebend zum Arktu¬
rus empor, der noch unter dem Gipfel des Himmels
hing, und sagte gegen die blinkende weite Tiefe ge¬
richtet:"ach wie unaussprechlich sehn' ich mich hin¬
"über zu euch -- ach zerfalle, altes Herz und ver¬
"schließ' mich nicht so lange!" -- "So stirb
"denn, große Seele (sagte Horion) und ziehe hin¬
"über; aber brich mein kleines Herz durch deinen
"Tod und behalte den Armen bei dir, der dich nicht
"verlassen und nicht entbehren kann."

Hesperus. I. Th. Z

»ſiehe doch dieſen zerbrochnen Koͤrper, dieſe dichte
»Huͤlle meinen Geiſt umwickeln und ſeinen Gang er¬
»ſchweren. —

»Siehe, hier klebt mein und dein Geiſt angefro¬
»ren an die Eisſcholle und dort decket die Nacht
»alle hinter einander ruhende Himmel auf, dort im
»blauen glimmenden Abgrunde wohnt alles Große,
»was ſich auf der Erde entkleidet hat, alles Wahre,
»das wir ahnden, alles Gute, das wir lieben — —

ſieh wie alles ſo ſtill iſt druͤben in der Unend¬
»lichkeit — wie leiſe ziehen die Welten, wie ſtill
»ſchimmern die Sonnen — der große Ewige ruhet
»wie eine Quelle, mit ſeiner uͤberfließenden unendli¬
»chen Liebe mitten unter ihnen und erquickt und be¬
»ruhigt alles; und um Gott ſteht kein Grab.«

Hier ſtand Emanuel, wie von einer unendlichen
Seeligkeit gehoben, auf und ſah liebend zum Arktu¬
rus empor, der noch unter dem Gipfel des Himmels
hing, und ſagte gegen die blinkende weite Tiefe ge¬
richtet:»ach wie unausſprechlich ſehn' ich mich hin¬
»uͤber zu euch — ach zerfalle, altes Herz und ver¬
»ſchließ' mich nicht ſo lange!« — »So ſtirb
»denn, große Seele (ſagte Horion) und ziehe hin¬
»uͤber; aber brich mein kleines Herz durch deinen
»Tod und behalte den Armen bei dir, der dich nicht
»verlaſſen und nicht entbehren kann.«

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[353/0364] »ſiehe doch dieſen zerbrochnen Koͤrper, dieſe dichte »Huͤlle meinen Geiſt umwickeln und ſeinen Gang er¬ »ſchweren. — »Siehe, hier klebt mein und dein Geiſt angefro¬ »ren an die Eisſcholle und dort decket die Nacht »alle hinter einander ruhende Himmel auf, dort im »blauen glimmenden Abgrunde wohnt alles Große, »was ſich auf der Erde entkleidet hat, alles Wahre, »das wir ahnden, alles Gute, das wir lieben — — ſieh wie alles ſo ſtill iſt druͤben in der Unend¬ »lichkeit — wie leiſe ziehen die Welten, wie ſtill »ſchimmern die Sonnen — der große Ewige ruhet »wie eine Quelle, mit ſeiner uͤberfließenden unendli¬ »chen Liebe mitten unter ihnen und erquickt und be¬ »ruhigt alles; und um Gott ſteht kein Grab.« Hier ſtand Emanuel, wie von einer unendlichen Seeligkeit gehoben, auf und ſah liebend zum Arktu¬ rus empor, der noch unter dem Gipfel des Himmels hing, und ſagte gegen die blinkende weite Tiefe ge¬ richtet:»ach wie unausſprechlich ſehn' ich mich hin¬ »uͤber zu euch — ach zerfalle, altes Herz und ver¬ »ſchließ' mich nicht ſo lange!« — »So ſtirb »denn, große Seele (ſagte Horion) und ziehe hin¬ »uͤber; aber brich mein kleines Herz durch deinen »Tod und behalte den Armen bei dir, der dich nicht »verlaſſen und nicht entbehren kann.« Heſperus. I. Th. Z

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/364>, abgerufen am 22.11.2024.