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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795.

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ter-Mensch, der Urangutang, im 25ten Jahre aus¬
gelebt und ausgestorben haben -- vielleicht sind des¬
wegen die Könige in manchen Ländern schon im 14
Jahre mündig -- so hatte doch Jenner sein Leben
nicht so weit zurückdatirt und war wirklich älter als
mancher Jüngling. -- Am meisten bemächtigte sich
der Fürst des guten warmen Herzens Sebastians
durch das schlichte Betragen ohne Prätensionen,
das weder der Eitelkeit noch dem Stolze diente und
dessen Aufrichtigkeit sich durch nichts von der ge¬
wöhnlichen unterschied als durch Feinheit: Viktor
hatte schon Vasallen neben dem Munde ihres Lehn¬
herrns so stehen sehen, daß der letztere aussah wie
ein Haifisch, der queer einen Menschen im Rachen
trägt; aber Jenner glich einem Petermänchen *)- das
darin einen hübschen Stater verweist.

Dem Hofkaplan wars, da er kam, in seinem Er¬
staunen über einen gekrönten Gast unmöglich, Lippe
oder Fuß zu rühren: er verblieb unbeweglich in der
weiten Wasserhose des Priesterrocks, der um ihn wie
um Marzipan ein Regalbogen geschlagen war. Das
einzige was er sich erlaubte und erfrechte, war, --
nicht, die Bibel, den Mauskloben, wegzulegen son¬

*) So heisset der Fisch, in dessen Maule Petrus die Steuer
Christi gefunden

ter-Menſch, der Urangutang, im 25ten Jahre aus¬
gelebt und ausgeſtorben haben — vielleicht ſind des¬
wegen die Koͤnige in manchen Laͤndern ſchon im 14
Jahre muͤndig — ſo hatte doch Jenner ſein Leben
nicht ſo weit zuruͤckdatirt und war wirklich aͤlter als
mancher Juͤngling. — Am meiſten bemaͤchtigte ſich
der Fuͤrſt des guten warmen Herzens Sebaſtians
durch das ſchlichte Betragen ohne Praͤtenſionen,
das weder der Eitelkeit noch dem Stolze diente und
deſſen Aufrichtigkeit ſich durch nichts von der ge¬
woͤhnlichen unterſchied als durch Feinheit: Viktor
hatte ſchon Vaſallen neben dem Munde ihres Lehn¬
herrns ſo ſtehen ſehen, daß der letztere ausſah wie
ein Haifiſch, der queer einen Menſchen im Rachen
traͤgt; aber Jenner glich einem Petermaͤnchen *)- das
darin einen huͤbſchen Stater verweiſt.

Dem Hofkaplan wars, da er kam, in ſeinem Er¬
ſtaunen uͤber einen gekroͤnten Gaſt unmoͤglich, Lippe
oder Fuß zu ruͤhren: er verblieb unbeweglich in der
weiten Waſſerhoſe des Prieſterrocks, der um ihn wie
um Marzipan ein Regalbogen geſchlagen war. Das
einzige was er ſich erlaubte und erfrechte, war, —
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*) So heiſſet der Fiſch, in deſſen Maule Petrus die Steuer
Chriſti gefunden
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[204/0215] ter-Menſch, der Urangutang, im 25ten Jahre aus¬ gelebt und ausgeſtorben haben — vielleicht ſind des¬ wegen die Koͤnige in manchen Laͤndern ſchon im 14 Jahre muͤndig — ſo hatte doch Jenner ſein Leben nicht ſo weit zuruͤckdatirt und war wirklich aͤlter als mancher Juͤngling. — Am meiſten bemaͤchtigte ſich der Fuͤrſt des guten warmen Herzens Sebaſtians durch das ſchlichte Betragen ohne Praͤtenſionen, das weder der Eitelkeit noch dem Stolze diente und deſſen Aufrichtigkeit ſich durch nichts von der ge¬ woͤhnlichen unterſchied als durch Feinheit: Viktor hatte ſchon Vaſallen neben dem Munde ihres Lehn¬ herrns ſo ſtehen ſehen, daß der letztere ausſah wie ein Haifiſch, der queer einen Menſchen im Rachen traͤgt; aber Jenner glich einem Petermaͤnchen *)- das darin einen huͤbſchen Stater verweiſt. Dem Hofkaplan wars, da er kam, in ſeinem Er¬ ſtaunen uͤber einen gekroͤnten Gaſt unmoͤglich, Lippe oder Fuß zu ruͤhren: er verblieb unbeweglich in der weiten Waſſerhoſe des Prieſterrocks, der um ihn wie um Marzipan ein Regalbogen geſchlagen war. Das einzige was er ſich erlaubte und erfrechte, war, — nicht, die Bibel, den Mauskloben, wegzulegen ſon¬ *) So heiſſet der Fiſch, in deſſen Maule Petrus die Steuer Chriſti gefunden

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/215>, abgerufen am 25.11.2024.