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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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uns zerstreuete. Ich entsinne mich nämlich noch
sehr wohl, daß ich vorher in London eine Zeitlang
in einer Sakristei wohnte und Nachts den Knie¬
polster des Altars als Kopfkissen unterhatte, weil
mir die Gelder ausblieben, die ich aus Deutsch¬
land bezog. Nicht ganz reich, noch weniger be¬
quem kam ich mit noch 6 Emigranten auf der
Post nach Berlin, aber nicht blind, sondern
sammt unserer ganzen geldersparenden Gesellschaft
für ein einmänniges Postgeld. Einer nämlich
ließ sich stets einschreiben, welcher zahlte und öf¬
fentlich vor der Welt einsaß. Draussen stieg ei¬
ner um den andern von uns auf, nach der an¬
ciennete
der Müdigkeit, indeß die übrigen Deutsch¬
landsfahrer neben dem Wagen auf beiden Seiten
mitgingen; so daß vor dem zweiten Posthaus im¬
mer ein anderer Passagier absprang als vor dem
ersten aufgesprungen war. Die deutschen Posten
fahren immer so gut, daß man schon mit fort¬
kommt zu Fuße. In Berlin selber fuhr ich, weil
mir die Gelder ausblieben, die ich aus England
bezog, noch viel härter. Vom einzigen Berge da,
monte di pieta, hatt' ich Aussicht; in großen

uns zerſtreuete. Ich entſinne mich naͤmlich noch
ſehr wohl, daß ich vorher in London eine Zeitlang
in einer Sakriſtei wohnte und Nachts den Knie¬
polſter des Altars als Kopfkiſſen unterhatte, weil
mir die Gelder ausblieben, die ich aus Deutſch¬
land bezog. Nicht ganz reich, noch weniger be¬
quem kam ich mit noch 6 Emigranten auf der
Poſt nach Berlin, aber nicht blind, ſondern
ſammt unſerer ganzen gelderſparenden Geſellſchaft
fuͤr ein einmaͤnniges Poſtgeld. Einer naͤmlich
ließ ſich ſtets einſchreiben, welcher zahlte und oͤf¬
fentlich vor der Welt einſaß. Drauſſen ſtieg ei¬
ner um den andern von uns auf, nach der an¬
cienneté
der Muͤdigkeit, indeß die uͤbrigen Deutſch¬
landsfahrer neben dem Wagen auf beiden Seiten
mitgingen; ſo daß vor dem zweiten Poſthaus im¬
mer ein anderer Paſſagier abſprang als vor dem
erſten aufgeſprungen war. Die deutſchen Poſten
fahren immer ſo gut, daß man ſchon mit fort¬
kommt zu Fuße. In Berlin ſelber fuhr ich, weil
mir die Gelder ausblieben, die ich aus England
bezog, noch viel haͤrter. Vom einzigen Berge da,
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[91/0097] uns zerſtreuete. Ich entſinne mich naͤmlich noch ſehr wohl, daß ich vorher in London eine Zeitlang in einer Sakriſtei wohnte und Nachts den Knie¬ polſter des Altars als Kopfkiſſen unterhatte, weil mir die Gelder ausblieben, die ich aus Deutſch¬ land bezog. Nicht ganz reich, noch weniger be¬ quem kam ich mit noch 6 Emigranten auf der Poſt nach Berlin, aber nicht blind, ſondern ſammt unſerer ganzen gelderſparenden Geſellſchaft fuͤr ein einmaͤnniges Poſtgeld. Einer naͤmlich ließ ſich ſtets einſchreiben, welcher zahlte und oͤf¬ fentlich vor der Welt einſaß. Drauſſen ſtieg ei¬ ner um den andern von uns auf, nach der an¬ cienneté der Muͤdigkeit, indeß die uͤbrigen Deutſch¬ landsfahrer neben dem Wagen auf beiden Seiten mitgingen; ſo daß vor dem zweiten Poſthaus im¬ mer ein anderer Paſſagier abſprang als vor dem erſten aufgeſprungen war. Die deutſchen Poſten fahren immer ſo gut, daß man ſchon mit fort¬ kommt zu Fuße. In Berlin ſelber fuhr ich, weil mir die Gelder ausblieben, die ich aus England bezog, noch viel haͤrter. Vom einzigen Berge da, monte di pietà, hatt' ich Ausſicht; in großen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/97>, abgerufen am 23.11.2024.