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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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gen zwar Warnungstafeln gegen Kinder und Hun¬
de an; aber in den champs elisees wurde erst or¬
dentlich alles verboten, besonders die elysischen
Felder selber, -- in keinem Paradies gab es so
viele verbotene Bäume und Frucht- und Blumen-
Sperren -- auf allen Gängen blühten oben oder
keimten unten Kerker-Diplome und Aus- und Ein¬
wanderungsverbote -- unter Expektanzdekreten der
Züchtigung durchkreutzte jeder als ein lustwandeln¬
der Züchtling das Eden und feierte Petri Ketten¬
feier im Gehen und strapazirte sich hinter seinem
Rücken -- mehr wie eine Wallfarth durch Dante's
Höllenkreise (der Himmel blieb nirgends über dem
Kopfe) denn als ein katholischer Bußgang durch
Christi Leidens-Stazionen kam jedem unter dem
schriftlichen Anschnauzen aller fluchenden Bäume
und Tempel sein Lustwandeln vor -- -- ja der
Mensch verstimmte sich zuletzt in den champs und
kam fatigirt heraus.

War Walt je froh und frei: so wars in die¬
sen Feldern; sein innerer Mensch trug ein Thyrsus-
Stäbchen und rannte damit. Von allen diesen
Warnungstafeln war nämlich nichts mehr da als

gen zwar Warnungstafeln gegen Kinder und Hun¬
de an; aber in den champs élisées wurde erſt or¬
dentlich alles verboten, beſonders die elyſiſchen
Felder ſelber, — in keinem Paradies gab es ſo
viele verbotene Baͤume und Frucht- und Blumen-
Sperren — auf allen Gaͤngen bluͤhten oben oder
keimten unten Kerker-Diplome und Aus- und Ein¬
wanderungsverbote — unter Expektanzdekreten der
Zuͤchtigung durchkreutzte jeder als ein luſtwandeln¬
der Zuͤchtling das Eden und feierte Petri Ketten¬
feier im Gehen und ſtrapazirte ſich hinter ſeinem
Ruͤcken — mehr wie eine Wallfarth durch Dante's
Hoͤllenkreiſe (der Himmel blieb nirgends uͤber dem
Kopfe) denn als ein katholiſcher Bußgang durch
Chriſti Leidens-Stazionen kam jedem unter dem
ſchriftlichen Anſchnauzen aller fluchenden Baͤume
und Tempel ſein Luſtwandeln vor — — ja der
Menſch verſtimmte ſich zuletzt in den champs und
kam fatigirt heraus.

War Walt je froh und frei: ſo wars in die¬
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Staͤbchen und rannte damit. Von allen dieſen
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[41/0047] gen zwar Warnungstafeln gegen Kinder und Hun¬ de an; aber in den champs élisées wurde erſt or¬ dentlich alles verboten, beſonders die elyſiſchen Felder ſelber, — in keinem Paradies gab es ſo viele verbotene Baͤume und Frucht- und Blumen- Sperren — auf allen Gaͤngen bluͤhten oben oder keimten unten Kerker-Diplome und Aus- und Ein¬ wanderungsverbote — unter Expektanzdekreten der Zuͤchtigung durchkreutzte jeder als ein luſtwandeln¬ der Zuͤchtling das Eden und feierte Petri Ketten¬ feier im Gehen und ſtrapazirte ſich hinter ſeinem Ruͤcken — mehr wie eine Wallfarth durch Dante's Hoͤllenkreiſe (der Himmel blieb nirgends uͤber dem Kopfe) denn als ein katholiſcher Bußgang durch Chriſti Leidens-Stazionen kam jedem unter dem ſchriftlichen Anſchnauzen aller fluchenden Baͤume und Tempel ſein Luſtwandeln vor — — ja der Menſch verſtimmte ſich zuletzt in den champs und kam fatigirt heraus. War Walt je froh und frei: ſo wars in die¬ ſen Feldern; ſein innerer Menſch trug ein Thyrſus- Staͤbchen und rannte damit. Von allen dieſen Warnungstafeln war naͤmlich nichts mehr da als

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/47>, abgerufen am 21.11.2024.