Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

Leipziger Messe zurück: Flitte ließ sie auf die Meß-
Neuigkeiten von Haßlau nie so lange warten bis
sie unter Dach und Fach waren, sondern er pack¬
te aus, während sie auspackten.

Walt wurde aller Welt vorgestellt und redete
mehrmals.

Es wäre schwer zu glauben, daß beide an
Einem Morgen so viele Besuche abgestattet haben,
wäre nicht die Gewißheit da. Sie gingen zu den
Spitzen- oder Klöppelherrn H. Oechsle und besa¬
hen die Sachen und die hübschen Klöpperinnen aus
Sachsen und viele Knöpfe aus Eger, in welche
Vögel halb mit Farben, halb mit eigenen Federn
gefasset waren. Walt hatte dessen schöne Fußtape¬
ten ganz mit Stiefelspuren verschont durch einen
einzigen tapfern Weitschritt, den er über sie sogleich
in die gebohnte Stube that.

Sie gingen ins Gartenhaus des Kirchenrath
Glanz, wo Flitte seine Latinität an dem Kupfer¬
stich eines Kanzelredners schwach zu zeigen suchte,
indem er die darunter gesetzten lateinischen Verse
und Notizen fertig und mit gallischer Aussprache
ablas, ausgenommen bis zu den Worten mortuus

Leipziger Meſſe zuruͤck: Flitte ließ ſie auf die Meß-
Neuigkeiten von Haßlau nie ſo lange warten bis
ſie unter Dach und Fach waren, ſondern er pack¬
te aus, waͤhrend ſie auspackten.

Walt wurde aller Welt vorgeſtellt und redete
mehrmals.

Es waͤre ſchwer zu glauben, daß beide an
Einem Morgen ſo viele Beſuche abgeſtattet haben,
waͤre nicht die Gewißheit da. Sie gingen zu den
Spitzen- oder Kloͤppelherrn H. Oechsle und beſa¬
hen die Sachen und die huͤbſchen Kloͤpperinnen aus
Sachſen und viele Knoͤpfe aus Eger, in welche
Voͤgel halb mit Farben, halb mit eigenen Federn
gefaſſet waren. Walt hatte deſſen ſchoͤne Fußtape¬
ten ganz mit Stiefelſpuren verſchont durch einen
einzigen tapfern Weitſchritt, den er uͤber ſie ſogleich
in die gebohnte Stube that.

Sie gingen ins Gartenhaus des Kirchenrath
Glanz, wo Flitte ſeine Latinitaͤt an dem Kupfer¬
ſtich eines Kanzelredners ſchwach zu zeigen ſuchte,
indem er die darunter geſetzten lateiniſchen Verſe
und Notizen fertig und mit galliſcher Ausſprache
ablas, ausgenommen bis zu den Worten mortuus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0042" n="36"/>
Leipziger Me&#x017F;&#x017F;e zuru&#x0364;ck: Flitte ließ &#x017F;ie auf die Meß-<lb/>
Neuigkeiten von Haßlau nie &#x017F;o lange warten bis<lb/>
&#x017F;ie unter Dach und Fach waren, &#x017F;ondern er pack¬<lb/>
te aus, wa&#x0364;hrend &#x017F;ie auspackten.</p><lb/>
        <p>Walt wurde aller Welt vorge&#x017F;tellt und redete<lb/>
mehrmals.</p><lb/>
        <p>Es wa&#x0364;re &#x017F;chwer zu glauben, daß beide an<lb/>
Einem Morgen &#x017F;o viele Be&#x017F;uche abge&#x017F;tattet haben,<lb/>
wa&#x0364;re nicht die Gewißheit da. Sie gingen zu den<lb/>
Spitzen- oder Klo&#x0364;ppelherrn H. Oechsle und be&#x017F;<lb/>
hen die Sachen und die hu&#x0364;b&#x017F;chen Klo&#x0364;pperinnen aus<lb/>
Sach&#x017F;en und viele Kno&#x0364;pfe aus Eger, in welche<lb/>
Vo&#x0364;gel halb mit Farben, halb mit eigenen Federn<lb/>
gefa&#x017F;&#x017F;et waren. Walt hatte de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;cho&#x0364;ne Fußtape¬<lb/>
ten ganz mit Stiefel&#x017F;puren ver&#x017F;chont durch einen<lb/>
einzigen tapfern Weit&#x017F;chritt, den er u&#x0364;ber &#x017F;ie &#x017F;ogleich<lb/>
in die gebohnte Stube that.</p><lb/>
        <p>Sie gingen ins Gartenhaus des Kirchenrath<lb/>
Glanz, wo Flitte &#x017F;eine Latinita&#x0364;t an dem Kupfer¬<lb/>
&#x017F;tich eines Kanzelredners &#x017F;chwach zu zeigen &#x017F;uchte,<lb/>
indem er die darunter ge&#x017F;etzten lateini&#x017F;chen Ver&#x017F;e<lb/>
und Notizen fertig und mit galli&#x017F;cher Aus&#x017F;prache<lb/>
ablas, ausgenommen bis zu den Worten <hi rendition="#aq">mortuus<lb/></hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0042] Leipziger Meſſe zuruͤck: Flitte ließ ſie auf die Meß- Neuigkeiten von Haßlau nie ſo lange warten bis ſie unter Dach und Fach waren, ſondern er pack¬ te aus, waͤhrend ſie auspackten. Walt wurde aller Welt vorgeſtellt und redete mehrmals. Es waͤre ſchwer zu glauben, daß beide an Einem Morgen ſo viele Beſuche abgeſtattet haben, waͤre nicht die Gewißheit da. Sie gingen zu den Spitzen- oder Kloͤppelherrn H. Oechsle und beſa¬ hen die Sachen und die huͤbſchen Kloͤpperinnen aus Sachſen und viele Knoͤpfe aus Eger, in welche Voͤgel halb mit Farben, halb mit eigenen Federn gefaſſet waren. Walt hatte deſſen ſchoͤne Fußtape¬ ten ganz mit Stiefelſpuren verſchont durch einen einzigen tapfern Weitſchritt, den er uͤber ſie ſogleich in die gebohnte Stube that. Sie gingen ins Gartenhaus des Kirchenrath Glanz, wo Flitte ſeine Latinitaͤt an dem Kupfer¬ ſtich eines Kanzelredners ſchwach zu zeigen ſuchte, indem er die darunter geſetzten lateiniſchen Verſe und Notizen fertig und mit galliſcher Ausſprache ablas, ausgenommen bis zu den Worten mortuus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/42
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/42>, abgerufen am 19.04.2024.