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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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stark; dennoch fehlte ihr, wie den meisten öffentlichen
Bibliotheken, ein Katalog.

Knoll behielt sich das Seinige vor; Kuhnold
gab aber nicht nach, sondern verlas den Straftarif;
"daß nehmlich für jeden juristischen Notariats¬
"Schnitzer des jungen Harnisch jedem der 7 Erben
"ein Tannenbaum in Kabels Wäldchen zu fällen
"verstattet sein sollte." Da er nun in 10 Sünden
gerathen war -- ohne die streitigen Lichter -- so be¬
lief sich der Decem, mit den 7 letzten Plagen mul¬
tiplizirt, auf den ansehnlichen Schlag von 70
Stämmen, so daß Walt nie halb so gut dadurch
gelichtet werden konnte, als das Wäldchen selber. --
"Nu, sagte der Notar, schnell beide Hände seit¬
wärts auswerfend, was ist zu machen?" -- Er
wußte sich innerlich über die Zufälle des Lebens so
erheiternd zuzureden, wie ein Schuster den Kunden
über neue Stiefel, die er bringt; sind sie zu enge,
so sagt der Meister, sie treten sich schon aus; sind
sie zu weit, so sagt er, die Nässe zieht sie schon ein.
So dachte Walt heimlich: "das witzigt mich.
Jetzt kann ich doch als Notar ruhig alle meine
Instrumente machen, ohne daß mir geheime Arti¬

ſtark; dennoch fehlte ihr, wie den meiſten oͤffentlichen
Bibliotheken, ein Katalog.

Knoll behielt ſich das Seinige vor; Kuhnold
gab aber nicht nach, ſondern verlas den Straftarif;
„daß nehmlich fuͤr jeden juriſtiſchen Notariats¬
„Schnitzer des jungen Harniſch jedem der 7 Erben
„ein Tannenbaum in Kabels Waͤldchen zu faͤllen
„verſtattet ſein ſollte.“ Da er nun in 10 Suͤnden
gerathen war — ohne die ſtreitigen Lichter — ſo be¬
lief ſich der Decem, mit den 7 letzten Plagen mul¬
tiplizirt, auf den anſehnlichen Schlag von 70
Staͤmmen, ſo daß Walt nie halb ſo gut dadurch
gelichtet werden konnte, als das Waͤldchen ſelber. —
„Nu, ſagte der Notar, ſchnell beide Haͤnde ſeit¬
waͤrts auswerfend, was iſt zu machen?“ — Er
wußte ſich innerlich uͤber die Zufaͤlle des Lebens ſo
erheiternd zuzureden, wie ein Schuſter den Kunden
uͤber neue Stiefel, die er bringt; ſind ſie zu enge,
ſo ſagt der Meiſter, ſie treten ſich ſchon aus; ſind
ſie zu weit, ſo ſagt er, die Naͤſſe zieht ſie ſchon ein.
So dachte Walt heimlich: „das witzigt mich.
Jetzt kann ich doch als Notar ruhig alle meine
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[20/0026] ſtark; dennoch fehlte ihr, wie den meiſten oͤffentlichen Bibliotheken, ein Katalog. Knoll behielt ſich das Seinige vor; Kuhnold gab aber nicht nach, ſondern verlas den Straftarif; „daß nehmlich fuͤr jeden juriſtiſchen Notariats¬ „Schnitzer des jungen Harniſch jedem der 7 Erben „ein Tannenbaum in Kabels Waͤldchen zu faͤllen „verſtattet ſein ſollte.“ Da er nun in 10 Suͤnden gerathen war — ohne die ſtreitigen Lichter — ſo be¬ lief ſich der Decem, mit den 7 letzten Plagen mul¬ tiplizirt, auf den anſehnlichen Schlag von 70 Staͤmmen, ſo daß Walt nie halb ſo gut dadurch gelichtet werden konnte, als das Waͤldchen ſelber. — „Nu, ſagte der Notar, ſchnell beide Haͤnde ſeit¬ waͤrts auswerfend, was iſt zu machen?“ — Er wußte ſich innerlich uͤber die Zufaͤlle des Lebens ſo erheiternd zuzureden, wie ein Schuſter den Kunden uͤber neue Stiefel, die er bringt; ſind ſie zu enge, ſo ſagt der Meiſter, ſie treten ſich ſchon aus; ſind ſie zu weit, ſo ſagt er, die Naͤſſe zieht ſie ſchon ein. So dachte Walt heimlich: „das witzigt mich. Jetzt kann ich doch als Notar ruhig alle meine Inſtrumente machen, ohne daß mir geheime Arti¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/26>, abgerufen am 25.11.2024.