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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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linge, Blumen- und Feldbau erwischen konnte --
und las aufmerksam in den Werken, um sich die
Lenz-Sachen vorzustellen, die darin auftraten.
Blos das Oekonomische, Botanische und Natur¬
historische überhüpfte er ohne besondern Verstand
und Eindruck, weil er auf wichtigere Dinge zu
merken hatte.

Als der Bruder fort war, stand gerade die
Abendröthe am Himmel und auf dem Schneege¬
bürg, dieses Vorstück Aurorens, dieser ewige Wie¬
derschein des Frühlings.

Ueber das Haus herüber war schon das Monds¬
viertel gerückt, und konnte, nicht weit von der
Röthe, zugleich mit ihr in sein Stübchen kleine
Farben und Strahlen werfen. "Wenn nicht der
Winter nur eine längere Polar-Morgenröthe des
Frühlings für die Menschen ist, sagt' er, indem
er aufstand, so weiß ich in der That nicht was
sonst." Der ganze Nachmittag war voll Frühling
gewesen -- und jetzt in der Abendstunde quoll gar
ein Nachtigallenschlag wie aus einem äußern Blü¬
tenhain in seinen innern herüber. Er nahm einen
Judenjungen, der im nächsten Wirthshaus schlug,

linge, Blumen- und Feldbau erwiſchen konnte —
und las aufmerkſam in den Werken, um ſich die
Lenz-Sachen vorzuſtellen, die darin auftraten.
Blos das Oekonomiſche, Botaniſche und Natur¬
hiſtoriſche uͤberhuͤpfte er ohne beſondern Verſtand
und Eindruck, weil er auf wichtigere Dinge zu
merken hatte.

Als der Bruder fort war, ſtand gerade die
Abendroͤthe am Himmel und auf dem Schneege¬
buͤrg, dieſes Vorſtuͤck Aurorens, dieſer ewige Wie¬
derſchein des Fruͤhlings.

Ueber das Haus heruͤber war ſchon das Monds¬
viertel geruͤckt, und konnte, nicht weit von der
Roͤthe, zugleich mit ihr in ſein Stuͤbchen kleine
Farben und Strahlen werfen. „Wenn nicht der
Winter nur eine laͤngere Polar-Morgenroͤthe des
Fruͤhlings fuͤr die Menſchen iſt, ſagt' er, indem
er aufſtand, ſo weiß ich in der That nicht was
ſonſt.“ Der ganze Nachmittag war voll Fruͤhling
geweſen — und jetzt in der Abendſtunde quoll gar
ein Nachtigallenſchlag wie aus einem aͤußern Bluͤ¬
tenhain in ſeinen innern heruͤber. Er nahm einen
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[162/0168] linge, Blumen- und Feldbau erwiſchen konnte — und las aufmerkſam in den Werken, um ſich die Lenz-Sachen vorzuſtellen, die darin auftraten. Blos das Oekonomiſche, Botaniſche und Natur¬ hiſtoriſche uͤberhuͤpfte er ohne beſondern Verſtand und Eindruck, weil er auf wichtigere Dinge zu merken hatte. Als der Bruder fort war, ſtand gerade die Abendroͤthe am Himmel und auf dem Schneege¬ buͤrg, dieſes Vorſtuͤck Aurorens, dieſer ewige Wie¬ derſchein des Fruͤhlings. Ueber das Haus heruͤber war ſchon das Monds¬ viertel geruͤckt, und konnte, nicht weit von der Roͤthe, zugleich mit ihr in ſein Stuͤbchen kleine Farben und Strahlen werfen. „Wenn nicht der Winter nur eine laͤngere Polar-Morgenroͤthe des Fruͤhlings fuͤr die Menſchen iſt, ſagt' er, indem er aufſtand, ſo weiß ich in der That nicht was ſonſt.“ Der ganze Nachmittag war voll Fruͤhling geweſen — und jetzt in der Abendſtunde quoll gar ein Nachtigallenſchlag wie aus einem aͤußern Bluͤ¬ tenhain in ſeinen innern heruͤber. Er nahm einen Judenjungen, der im naͤchſten Wirthshaus ſchlug,

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/168>, abgerufen am 23.11.2024.