da sind -- wenigstens sich Schöpfer täglich er¬ schafft und genießt, wie ein Meßpriester den Ho¬ stiengott? -- Was ist überhaupt Ruhm hienie¬ den in Deutschland? Sobald ich mir nicht einen Namen machen kann, daß ich vom Niedrigsten bis zum Höchsten täglich genannt, gelobt und vor Begierde verschlungen werde -- diesen Namen aber hat in Deutschland weiter niemand als Broi¬ hann, nämlich der erste Bauer des Broihanns -- so erhebe mich doch nie ein Journal, fleh' ich. Eben so gern als einer Vergrößerung durch das¬ selbe, will ich einem Erzengel zu Gebote stehen, welcher mit einem mittelmäßigen Sonnen- und Weltenmikroskop auf dem Marktplatz der Stadt Gottes etwas verdienen will und daher, um an¬ dern neugierigen Markt-Engeln die Wunder Got¬ tes und des Mikroskops zu zeigen, mich als die nächste Laus einfängt und auf den Schieber setzt mit vergrößerten Gliedmassen zum allgemeinen Bewundern und Eckeln.
Dieß bei Seite, so merk' ich noch für dich besonders an, liebes Wältlein, falls du der zwei¬ te Leser dieses Wochenbuchs würdest, wie dein
da ſind — wenigſtens ſich Schoͤpfer taͤglich er¬ ſchafft und genießt, wie ein Meßprieſter den Ho¬ ſtiengott? — Was iſt uͤberhaupt Ruhm hienie¬ den in Deutſchland? Sobald ich mir nicht einen Namen machen kann, daß ich vom Niedrigſten bis zum Hoͤchſten taͤglich genannt, gelobt und vor Begierde verſchlungen werde — dieſen Namen aber hat in Deutſchland weiter niemand als Broi¬ hann, naͤmlich der erſte Bauer des Broihanns — ſo erhebe mich doch nie ein Journal, fleh' ich. Eben ſo gern als einer Vergroͤßerung durch daſ¬ ſelbe, will ich einem Erzengel zu Gebote ſtehen, welcher mit einem mittelmaͤßigen Sonnen- und Weltenmikroſkop auf dem Marktplatz der Stadt Gottes etwas verdienen will und daher, um an¬ dern neugierigen Markt-Engeln die Wunder Got¬ tes und des Mikroſkops zu zeigen, mich als die naͤchſte Laus einfaͤngt und auf den Schieber ſetzt mit vergroͤßerten Gliedmaſſen zum allgemeinen Bewundern und Eckeln.
Dieß bei Seite, ſo merk' ich noch fuͤr dich beſonders an, liebes Waͤltlein, falls du der zwei¬ te Leſer dieſes Wochenbuchs wuͤrdeſt, wie dein
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0136"n="130"/>
da ſind — wenigſtens <hirendition="#g">ſich</hi> Schoͤpfer taͤglich er¬<lb/>ſchafft und genießt, wie ein Meßprieſter den Ho¬<lb/>ſtiengott? — Was iſt uͤberhaupt Ruhm hienie¬<lb/>
den in Deutſchland? Sobald ich mir nicht einen<lb/>
Namen machen kann, daß ich vom Niedrigſten<lb/>
bis zum Hoͤchſten taͤglich genannt, gelobt und<lb/>
vor Begierde verſchlungen werde — dieſen Namen<lb/>
aber hat in Deutſchland weiter niemand als Broi¬<lb/>
hann, naͤmlich der erſte Bauer des Broihanns<lb/>—ſo erhebe mich doch nie ein Journal, fleh' ich.<lb/>
Eben ſo gern als einer Vergroͤßerung durch daſ¬<lb/>ſelbe, will ich einem Erzengel zu Gebote ſtehen,<lb/>
welcher mit einem mittelmaͤßigen Sonnen- und<lb/>
Weltenmikroſkop auf dem Marktplatz der Stadt<lb/>
Gottes etwas verdienen will und daher, um an¬<lb/>
dern neugierigen Markt-Engeln die Wunder Got¬<lb/>
tes und des Mikroſkops zu zeigen, mich als die<lb/>
naͤchſte Laus einfaͤngt und auf den Schieber ſetzt<lb/>
mit vergroͤßerten Gliedmaſſen zum allgemeinen<lb/>
Bewundern und Eckeln.</p><lb/><p>Dieß bei Seite, ſo merk' ich noch fuͤr dich<lb/>
beſonders an, liebes Waͤltlein, falls du der zwei¬<lb/>
te Leſer dieſes Wochenbuchs wuͤrdeſt, wie dein<lb/></p></div></body></text></TEI>
[130/0136]
da ſind — wenigſtens ſich Schoͤpfer taͤglich er¬
ſchafft und genießt, wie ein Meßprieſter den Ho¬
ſtiengott? — Was iſt uͤberhaupt Ruhm hienie¬
den in Deutſchland? Sobald ich mir nicht einen
Namen machen kann, daß ich vom Niedrigſten
bis zum Hoͤchſten taͤglich genannt, gelobt und
vor Begierde verſchlungen werde — dieſen Namen
aber hat in Deutſchland weiter niemand als Broi¬
hann, naͤmlich der erſte Bauer des Broihanns
— ſo erhebe mich doch nie ein Journal, fleh' ich.
Eben ſo gern als einer Vergroͤßerung durch daſ¬
ſelbe, will ich einem Erzengel zu Gebote ſtehen,
welcher mit einem mittelmaͤßigen Sonnen- und
Weltenmikroſkop auf dem Marktplatz der Stadt
Gottes etwas verdienen will und daher, um an¬
dern neugierigen Markt-Engeln die Wunder Got¬
tes und des Mikroſkops zu zeigen, mich als die
naͤchſte Laus einfaͤngt und auf den Schieber ſetzt
mit vergroͤßerten Gliedmaſſen zum allgemeinen
Bewundern und Eckeln.
Dieß bei Seite, ſo merk' ich noch fuͤr dich
beſonders an, liebes Waͤltlein, falls du der zwei¬
te Leſer dieſes Wochenbuchs wuͤrdeſt, wie dein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/136>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.