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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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unter -- und Abend und Nacht waren schwer zu
sondern. Der Notarius sah aus wie der eben re¬
gierende November, der, noch weit mehr dem
Teufel als dem April ähnlich, nie ohne die ver¬
drüßlichsten Folgen abtritt.

Von da trug er sich verarmet -- fern von je¬
nem reichen Morgen, wo er neben dem reitenden
Vater zu Fuße hergelaufen -- zurück in die Stadt.
Als er über die kalt wehende Brücke ging und
nichts um ihn war als die öde dunkle Nacht: so
flogen zwei dicke Wolken auseinander -- der helle
Mond lag wie eine Silberkugel einem weißen Wol¬
kengebürge im Schoß und der lange Strom wand
sich erleuchtet hinab. Auf dem Wasser kam etwas
herabgeschwommen wie ein Hut und ein Aermel.
"Geht es durch die Brücke unter mir durch, sagte
Walt, so nehm' ichs für ein Zeichen, daß auch
mein Bruder so von mir dahin geht; stößt es sich
an die Pfeiler, so bedeutet es etwas Gutes." Er
fuhr zusammen, da es unten wieder hervor kam;
endlich fiel ihm ein, daß wohl gar ein ertrunkener
Mensch unter ihm ziehen könne, ja Vult selber.
Er sprang herunter ans Ufer herum, wo sich

unter — und Abend und Nacht waren ſchwer zu
ſondern. Der Notarius ſah aus wie der eben re¬
gierende November, der, noch weit mehr dem
Teufel als dem April aͤhnlich, nie ohne die ver¬
druͤßlichſten Folgen abtritt.

Von da trug er ſich verarmet — fern von je¬
nem reichen Morgen, wo er neben dem reitenden
Vater zu Fuße hergelaufen — zuruͤck in die Stadt.
Als er uͤber die kalt wehende Bruͤcke ging und
nichts um ihn war als die oͤde dunkle Nacht: ſo
flogen zwei dicke Wolken auseinander — der helle
Mond lag wie eine Silberkugel einem weißen Wol¬
kengebuͤrge im Schoß und der lange Strom wand
ſich erleuchtet hinab. Auf dem Waſſer kam etwas
herabgeſchwommen wie ein Hut und ein Aermel.
„Geht es durch die Bruͤcke unter mir durch, ſagte
Walt, ſo nehm' ichs fuͤr ein Zeichen, daß auch
mein Bruder ſo von mir dahin geht; ſtoͤßt es ſich
an die Pfeiler, ſo bedeutet es etwas Gutes.” Er
fuhr zuſammen, da es unten wieder hervor kam;
endlich fiel ihm ein, daß wohl gar ein ertrunkener
Menſch unter ihm ziehen koͤnne, ja Vult ſelber.
Er ſprang herunter ans Ufer herum, wo ſich

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[108/0114] unter — und Abend und Nacht waren ſchwer zu ſondern. Der Notarius ſah aus wie der eben re¬ gierende November, der, noch weit mehr dem Teufel als dem April aͤhnlich, nie ohne die ver¬ druͤßlichſten Folgen abtritt. Von da trug er ſich verarmet — fern von je¬ nem reichen Morgen, wo er neben dem reitenden Vater zu Fuße hergelaufen — zuruͤck in die Stadt. Als er uͤber die kalt wehende Bruͤcke ging und nichts um ihn war als die oͤde dunkle Nacht: ſo flogen zwei dicke Wolken auseinander — der helle Mond lag wie eine Silberkugel einem weißen Wol¬ kengebuͤrge im Schoß und der lange Strom wand ſich erleuchtet hinab. Auf dem Waſſer kam etwas herabgeſchwommen wie ein Hut und ein Aermel. „Geht es durch die Bruͤcke unter mir durch, ſagte Walt, ſo nehm' ichs fuͤr ein Zeichen, daß auch mein Bruder ſo von mir dahin geht; ſtoͤßt es ſich an die Pfeiler, ſo bedeutet es etwas Gutes.” Er fuhr zuſammen, da es unten wieder hervor kam; endlich fiel ihm ein, daß wohl gar ein ertrunkener Menſch unter ihm ziehen koͤnne, ja Vult ſelber. Er ſprang herunter ans Ufer herum, wo ſich

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/114>, abgerufen am 27.11.2024.