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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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gewesen:) um in die romantische Welt hinein zu
reiten bis vor die Hausthüre einer Dulzinee von
Toboso. Er sah vorübergehend in eine hackende
Oelmühle, und trat hinein; die Riesenmaschi¬
nen kamen ihm lebendig vor, die hauenden Rüs¬
sel, die unaufhaltbaren Stampf-Mächte und
Klötze wurden von seltsamen Kräften und Gei¬
stern geregt und aufgehoben.

Durch den rein-blauen Himmel brausete
ein unaufhörlicher Sturm -- der seine eigne
Windharfe war; -- aber nichts weht weiter in
Zauber- und Zukunfts-Länder, als eine solche
unsichtbare tönende Gewalt. Geister flogen im
Sturm; die Wälder und Berge der Erden wur¬
den von Ueberirdischen geschüttelt und gerückt;
-- die äussere Welt schien so beweglich zu wer¬
den, wie es die innere ist.

Ueberall lagen auf den Felsen Ritter-Schlös¬
ser -- in den Gärten Lustschlösser -- an den
kleinen Reben-Bergen weisse Häusergen -- zu¬
weilen da eine rothglänzende Ziegelhütte, dort
das Schieferdach einer Korn- oder Papiermüh¬
le. -- -- Unter allen diesen Dächern konnten

geweſen:) um in die romantiſche Welt hinein zu
reiten bis vor die Hausthuͤre einer Dulzinee von
Toboſo. Er ſah voruͤbergehend in eine hackende
Oelmuͤhle, und trat hinein; die Rieſenmaſchi¬
nen kamen ihm lebendig vor, die hauenden Ruͤſ¬
ſel, die unaufhaltbaren Stampf-Maͤchte und
Kloͤtze wurden von ſeltſamen Kraͤften und Gei¬
ſtern geregt und aufgehoben.

Durch den rein-blauen Himmel brauſete
ein unaufhoͤrlicher Sturm — der ſeine eigne
Windharfe war; — aber nichts weht weiter in
Zauber- und Zukunfts-Laͤnder, als eine ſolche
unſichtbare toͤnende Gewalt. Geiſter flogen im
Sturm; die Waͤlder und Berge der Erden wur¬
den von Ueberirdiſchen geſchuͤttelt und geruͤckt;
— die aͤuſſere Welt ſchien ſo beweglich zu wer¬
den, wie es die innere iſt.

Ueberall lagen auf den Felſen Ritter-Schloͤſ¬
ſer — in den Gaͤrten Luſtſchloͤſſer — an den
kleinen Reben-Bergen weiſſe Haͤuſergen — zu¬
weilen da eine rothglaͤnzende Ziegelhuͤtte, dort
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[153/0161] geweſen:) um in die romantiſche Welt hinein zu reiten bis vor die Hausthuͤre einer Dulzinee von Toboſo. Er ſah voruͤbergehend in eine hackende Oelmuͤhle, und trat hinein; die Rieſenmaſchi¬ nen kamen ihm lebendig vor, die hauenden Ruͤſ¬ ſel, die unaufhaltbaren Stampf-Maͤchte und Kloͤtze wurden von ſeltſamen Kraͤften und Gei¬ ſtern geregt und aufgehoben. Durch den rein-blauen Himmel brauſete ein unaufhoͤrlicher Sturm — der ſeine eigne Windharfe war; — aber nichts weht weiter in Zauber- und Zukunfts-Laͤnder, als eine ſolche unſichtbare toͤnende Gewalt. Geiſter flogen im Sturm; die Waͤlder und Berge der Erden wur¬ den von Ueberirdiſchen geſchuͤttelt und geruͤckt; — die aͤuſſere Welt ſchien ſo beweglich zu wer¬ den, wie es die innere iſt. Ueberall lagen auf den Felſen Ritter-Schloͤſ¬ ſer — in den Gaͤrten Luſtſchloͤſſer — an den kleinen Reben-Bergen weiſſe Haͤuſergen — zu¬ weilen da eine rothglaͤnzende Ziegelhuͤtte, dort das Schieferdach einer Korn- oder Papiermuͤh¬ le. — — Unter allen dieſen Daͤchern konnten

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/161>, abgerufen am 05.05.2024.