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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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lich von der Wolke. Der Genius wurde in der
Ferne eine helle Wolke; ich glaub' aber mehr,
daß er sie nur um sich geschlagen. Du trabtest
singend aus deinem Mittagsquartier, Namens
Jodiz, durch eine Landschaft voll Lustschlösser
bis an die Rosana, die dich so lange aufhielt,
bis dich die Fähr-Anstalt hinübergefahren hatte
in die passable Stadt Rosenhof. Mir kam's
vor, so weit ich die tief in den Horizont hinun¬
ter liegende Stadt erkennen konnte, als habe sich
über ihr der Genius in ein grosses blendendes
Gewölke auseinander gezogen, und dich und die
Stadt zulezt darin aufgefasset, bis die Wolken¬
strecke unter immer stärkerem Leuchten und
Auswerfen von Sternen und Rosen und Gras
zugleich mit meinem Traume aus einander
gieng.

Und damit wollt' er, denk' ich, nur be¬
deuten, daß du dich im Städtlein recht diver¬
tiren, und darauf auf den Heimweg machen
würdest.

Wie eine solche Träumerei in meinen Kopf
gekommen, lässet sich nur dadurch begreiflich

lich von der Wolke. Der Genius wurde in der
Ferne eine helle Wolke; ich glaub' aber mehr,
daß er ſie nur um ſich geſchlagen. Du trabteſt
ſingend aus deinem Mittagsquartier, Namens
Jodiz, durch eine Landſchaft voll Luſtſchloͤſſer
bis an die Roſana, die dich ſo lange aufhielt,
bis dich die Faͤhr-Anſtalt hinuͤbergefahren hatte
in die paſſable Stadt Roſenhof. Mir kam's
vor, ſo weit ich die tief in den Horizont hinun¬
ter liegende Stadt erkennen konnte, als habe ſich
uͤber ihr der Genius in ein groſſes blendendes
Gewoͤlke auseinander gezogen, und dich und die
Stadt zulezt darin aufgefaſſet, bis die Wolken¬
ſtrecke unter immer ſtaͤrkerem Leuchten und
Auswerfen von Sternen und Roſen und Gras
zugleich mit meinem Traume aus einander
gieng.

Und damit wollt' er, denk' ich, nur be¬
deuten, daß du dich im Staͤdtlein recht diver¬
tiren, und darauf auf den Heimweg machen
wuͤrdeſt.

Wie eine ſolche Traͤumerei in meinen Kopf
gekommen, laͤſſet ſich nur dadurch begreiflich

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[133/0141] lich von der Wolke. Der Genius wurde in der Ferne eine helle Wolke; ich glaub' aber mehr, daß er ſie nur um ſich geſchlagen. Du trabteſt ſingend aus deinem Mittagsquartier, Namens Jodiz, durch eine Landſchaft voll Luſtſchloͤſſer bis an die Roſana, die dich ſo lange aufhielt, bis dich die Faͤhr-Anſtalt hinuͤbergefahren hatte in die paſſable Stadt Roſenhof. Mir kam's vor, ſo weit ich die tief in den Horizont hinun¬ ter liegende Stadt erkennen konnte, als habe ſich uͤber ihr der Genius in ein groſſes blendendes Gewoͤlke auseinander gezogen, und dich und die Stadt zulezt darin aufgefaſſet, bis die Wolken¬ ſtrecke unter immer ſtaͤrkerem Leuchten und Auswerfen von Sternen und Roſen und Gras zugleich mit meinem Traume aus einander gieng. Und damit wollt' er, denk' ich, nur be¬ deuten, daß du dich im Staͤdtlein recht diver¬ tiren, und darauf auf den Heimweg machen wuͤrdeſt. Wie eine ſolche Traͤumerei in meinen Kopf gekommen, laͤſſet ſich nur dadurch begreiflich

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/141>, abgerufen am 04.05.2024.