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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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ich sah es am Wellenbeete) bis wieder zu dir
und warf unweit einer Kegelbahn einen Hügel
auf. Es schlug acht Uhr in den Wolken um
mich herum; da kam das Ungesicht zum Hügel
und stekte etwas wie eine Maulwurfsfalle hin¬
ein. -- Du aber warst hinterher, zogst sie
heraus und fandest, indem du damit blos den
Erd-Gipfel wegstreichest, einige hundert - - -
jährige Friedrichsd'or, die der Genius, Gott weiß
aus welcher Tiefe und Breite, vielleicht aus
Berlin, gerade an die Stelle für dich herge¬
wühlt". . . .

Jezt kam wirklich die Maske wieder. Walt
sah sie schauernd an; hinter der Larve steckt ge¬
wiß nur ein Hinterkopf, dacht' er. Es schlug
drei Viertel auf 8 Uhr. Der Mann gieng un¬
ruhig auf und ab, hatte ein rundes schwarzes
Papier, das, wie er einem Akteur sagte, an
Herzensstatt auf dem Herzen eines arquebusirten
Soldaten zum Zielen gehangen, und schnitt ein
Gesicht hinein, wovon Walt im Tagebuch
schreibt: "es sah entweder mir oder meinem Ge¬
nius gleich. Die unabsehliche Winternacht der

ich ſah es am Wellenbeete) bis wieder zu dir
und warf unweit einer Kegelbahn einen Huͤgel
auf. Es ſchlug acht Uhr in den Wolken um
mich herum; da kam das Ungeſicht zum Huͤgel
und ſtekte etwas wie eine Maulwurfsfalle hin¬
ein. — Du aber warſt hinterher, zogſt ſie
heraus und fandeſt, indem du damit blos den
Erd-Gipfel wegſtreicheſt, einige hundert - - -
jaͤhrige Friedrichsd'or, die der Genius, Gott weiß
aus welcher Tiefe und Breite, vielleicht aus
Berlin, gerade an die Stelle fuͤr dich herge¬
wuͤhlt“. . . .

Jezt kam wirklich die Maſke wieder. Walt
ſah ſie ſchauernd an; hinter der Larve ſteckt ge¬
wiß nur ein Hinterkopf, dacht' er. Es ſchlug
drei Viertel auf 8 Uhr. Der Mann gieng un¬
ruhig auf und ab, hatte ein rundes ſchwarzes
Papier, das, wie er einem Akteur ſagte, an
Herzensſtatt auf dem Herzen eines arquebuſirten
Soldaten zum Zielen gehangen, und ſchnitt ein
Geſicht hinein, wovon Walt im Tagebuch
ſchreibt: „es ſah entweder mir oder meinem Ge¬
nius gleich. Die unabſehliche Winternacht der

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[130/0138] ich ſah es am Wellenbeete) bis wieder zu dir und warf unweit einer Kegelbahn einen Huͤgel auf. Es ſchlug acht Uhr in den Wolken um mich herum; da kam das Ungeſicht zum Huͤgel und ſtekte etwas wie eine Maulwurfsfalle hin¬ ein. — Du aber warſt hinterher, zogſt ſie heraus und fandeſt, indem du damit blos den Erd-Gipfel wegſtreicheſt, einige hundert - - - jaͤhrige Friedrichsd'or, die der Genius, Gott weiß aus welcher Tiefe und Breite, vielleicht aus Berlin, gerade an die Stelle fuͤr dich herge¬ wuͤhlt“. . . . Jezt kam wirklich die Maſke wieder. Walt ſah ſie ſchauernd an; hinter der Larve ſteckt ge¬ wiß nur ein Hinterkopf, dacht' er. Es ſchlug drei Viertel auf 8 Uhr. Der Mann gieng un¬ ruhig auf und ab, hatte ein rundes ſchwarzes Papier, das, wie er einem Akteur ſagte, an Herzensſtatt auf dem Herzen eines arquebuſirten Soldaten zum Zielen gehangen, und ſchnitt ein Geſicht hinein, wovon Walt im Tagebuch ſchreibt: „es ſah entweder mir oder meinem Ge¬ nius gleich. Die unabſehliche Winternacht der

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/138>, abgerufen am 04.05.2024.