mirable Mann sich mit dem Stimm-Hammer weg- (nicht zu) geschlagen, und die Stadt hält es bei so vielen Saiten, die er unter sich hatte, mehr für ein Wunder als für einen Bok" sagt' ich, um ihn für deine künftige Nachricht davon auszurüsten mit dem lindesten Herzen von der Welt. Es wollte ihm aber schwer ein, das Herz; und er schimpfte auf deinen Kopf. "Er erlebe wenig Freude an seinen Söhnen -- be¬ schloß er -- und der Teufel könne die Spizbuben holen, wenn er wolle." Ich schickte den Bauer ganz kurz und hochtönig fort, da er zu vergessen anfieng, daß seine Zwillinge meine Achtung in einigem Grade besäßen.
Abends -- als ich auf der schönsten Höhe des Zablockischen Garten lag, und für uns eine Satire über den Adel entwarf und dabei der un¬ tergehenden Sonne ins große Engels-Auge sah, die ein lumpiges Dörfgen eben so gut als ihren Hof von Welten anschauet, und als über mir auf den leichten rothen Wölkgen manche Bilder des Lebens dahin schiften, da erklang plözlich eine köstliche kunstgerechte Singstimme, die mich
mirable Mann ſich mit dem Stimm-Hammer weg- (nicht zu) geſchlagen, und die Stadt haͤlt es bei ſo vielen Saiten, die er unter ſich hatte, mehr fuͤr ein Wunder als fuͤr einen Bok“ ſagt' ich, um ihn fuͤr deine kuͤnftige Nachricht davon auszuruͤſten mit dem lindeſten Herzen von der Welt. Es wollte ihm aber ſchwer ein, das Herz; und er ſchimpfte auf deinen Kopf. „Er erlebe wenig Freude an ſeinen Soͤhnen — be¬ ſchloß er — und der Teufel koͤnne die Spizbuben holen, wenn er wolle.“ Ich ſchickte den Bauer ganz kurz und hochtoͤnig fort, da er zu vergeſſen anfieng, daß ſeine Zwillinge meine Achtung in einigem Grade beſaͤßen.
Abends — als ich auf der ſchoͤnſten Hoͤhe des Zablockiſchen Garten lag, und fuͤr uns eine Satire uͤber den Adel entwarf und dabei der un¬ tergehenden Sonne ins große Engels-Auge ſah, die ein lumpiges Doͤrfgen eben ſo gut als ihren Hof von Welten anſchauet, und als uͤber mir auf den leichten rothen Woͤlkgen manche Bilder des Lebens dahin ſchiften, da erklang ploͤzlich eine koͤſtliche kunſtgerechte Singſtimme, die mich
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0178"n="170"/>
mirable Mann ſich mit dem Stimm-Hammer<lb/><hirendition="#g">weg</hi>- (nicht <hirendition="#g">zu</hi>) geſchlagen, und die Stadt<lb/>
haͤlt es bei ſo vielen Saiten, die er unter ſich<lb/>
hatte, mehr fuͤr ein Wunder als fuͤr einen Bok“<lb/>ſagt' ich, um ihn fuͤr deine kuͤnftige Nachricht<lb/>
davon auszuruͤſten mit dem lindeſten Herzen<lb/>
von der Welt. Es wollte ihm aber ſchwer ein,<lb/>
das Herz; und er ſchimpfte auf deinen Kopf. „Er<lb/>
erlebe wenig Freude an ſeinen Soͤhnen — be¬<lb/>ſchloß er — und der Teufel koͤnne die Spizbuben<lb/>
holen, wenn er wolle.“ Ich ſchickte den Bauer<lb/>
ganz kurz und hochtoͤnig fort, da er zu vergeſſen<lb/>
anfieng, daß ſeine Zwillinge meine Achtung in<lb/>
einigem Grade beſaͤßen.</p><lb/><p>Abends — als ich auf der ſchoͤnſten Hoͤhe<lb/>
des Zablockiſchen Garten lag, und fuͤr uns eine<lb/>
Satire uͤber den Adel entwarf und dabei der un¬<lb/>
tergehenden Sonne ins große Engels-Auge ſah,<lb/>
die ein lumpiges Doͤrfgen eben ſo gut als ihren<lb/>
Hof von Welten anſchauet, und als uͤber mir<lb/>
auf den leichten rothen Woͤlkgen manche Bilder<lb/>
des Lebens dahin ſchiften, da erklang ploͤzlich<lb/>
eine koͤſtliche kunſtgerechte Singſtimme, die mich<lb/></p></div></body></text></TEI>
[170/0178]
mirable Mann ſich mit dem Stimm-Hammer
weg- (nicht zu) geſchlagen, und die Stadt
haͤlt es bei ſo vielen Saiten, die er unter ſich
hatte, mehr fuͤr ein Wunder als fuͤr einen Bok“
ſagt' ich, um ihn fuͤr deine kuͤnftige Nachricht
davon auszuruͤſten mit dem lindeſten Herzen
von der Welt. Es wollte ihm aber ſchwer ein,
das Herz; und er ſchimpfte auf deinen Kopf. „Er
erlebe wenig Freude an ſeinen Soͤhnen — be¬
ſchloß er — und der Teufel koͤnne die Spizbuben
holen, wenn er wolle.“ Ich ſchickte den Bauer
ganz kurz und hochtoͤnig fort, da er zu vergeſſen
anfieng, daß ſeine Zwillinge meine Achtung in
einigem Grade beſaͤßen.
Abends — als ich auf der ſchoͤnſten Hoͤhe
des Zablockiſchen Garten lag, und fuͤr uns eine
Satire uͤber den Adel entwarf und dabei der un¬
tergehenden Sonne ins große Engels-Auge ſah,
die ein lumpiges Doͤrfgen eben ſo gut als ihren
Hof von Welten anſchauet, und als uͤber mir
auf den leichten rothen Woͤlkgen manche Bilder
des Lebens dahin ſchiften, da erklang ploͤzlich
eine koͤſtliche kunſtgerechte Singſtimme, die mich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/178>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.