Klothar." Die Namen Jonathan und Wina zitterten dem Notar wie Apfelblüthen auf die Brust herab. Er sezte sich und schrieb voll Lust: "kund und zu wissen sei jedermann durch diesen offenen Brief, daß ich Graf Jonathan von Klo¬ thar heute den" -- -- Walt fragte den Juri¬ sten, um den wie vielsten: "Der 16" sagte die¬ ser. Höflich nahm er keinen neuen Bogen, sondern schabte am Schreibfehler des alten lange. Un¬ ter dem Schaben konnt' er auf des magern haa¬ rigen Knols Vorlesung über Ehekontrakte hinhö¬ ren, neben welchem der schöne Graf ihm wie der edle Hugo Blair in der Jugend, dessen Geist¬ erhebende Predigten seine Flügel und seine Him¬ mel zugleich gewesen, vorkam. Ein Kontrakt zwischen Wina und Jonathan -- ein eigensüchti¬ ges do ut des -- war ihm eine widrige wi¬ dersprechende Idee, da man wohl mit dem Teu¬ fel einen Pakt macht, aber nicht mit Gott. Er benuzte das Wegschaben des Datums als eine freie Sekunde und sagte (eben so keck, wenn ihm etwas rechtes einfiel, als blöd' im andern Falle:) "ob ich gleich ein Jurist bin, H. Fiskal, und
Klothar.“ Die Namen Jonathan und Wina zitterten dem Notar wie Apfelbluͤthen auf die Bruſt herab. Er ſezte ſich und ſchrieb voll Luſt: „kund und zu wiſſen ſei jedermann durch dieſen offenen Brief, daß ich Graf Jonathan von Klo¬ thar heute den“ — — Walt fragte den Juri¬ ſten, um den wie vielſten: „Der 16“ ſagte die¬ ſer. Hoͤflich nahm er keinen neuen Bogen, ſondern ſchabte am Schreibfehler des alten lange. Un¬ ter dem Schaben konnt' er auf des magern haa¬ rigen Knols Vorleſung uͤber Ehekontrakte hinhoͤ¬ ren, neben welchem der ſchoͤne Graf ihm wie der edle Hugo Blair in der Jugend, deſſen Geiſt¬ erhebende Predigten ſeine Fluͤgel und ſeine Him¬ mel zugleich geweſen, vorkam. Ein Kontrakt zwiſchen Wina und Jonathan — ein eigenſuͤchti¬ ges do ut des — war ihm eine widrige wi¬ derſprechende Idee, da man wohl mit dem Teu¬ fel einen Pakt macht, aber nicht mit Gott. Er benuzte das Wegſchaben des Datums als eine freie Sekunde und ſagte (eben ſo keck, wenn ihm etwas rechtes einfiel, als bloͤd' im andern Falle:) „ob ich gleich ein Juriſt bin, H. Fiſkal, und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0169"n="161"/>
Klothar.“ Die Namen Jonathan und Wina<lb/>
zitterten dem Notar wie Apfelbluͤthen auf die<lb/>
Bruſt herab. Er ſezte ſich und ſchrieb voll Luſt:<lb/>„kund und zu wiſſen ſei jedermann durch dieſen<lb/>
offenen Brief, daß ich Graf Jonathan von Klo¬<lb/>
thar heute den“—— Walt fragte den Juri¬<lb/>ſten, um den wie vielſten: „Der 16“ſagte die¬<lb/>ſer. Hoͤflich nahm er keinen neuen Bogen, ſondern<lb/>ſchabte am Schreibfehler des alten lange. Un¬<lb/>
ter dem Schaben konnt' er auf des magern haa¬<lb/>
rigen Knols Vorleſung uͤber Ehekontrakte hinhoͤ¬<lb/>
ren, neben welchem der ſchoͤne Graf ihm wie<lb/>
der edle Hugo Blair in der Jugend, deſſen Geiſt¬<lb/>
erhebende Predigten ſeine Fluͤgel und ſeine Him¬<lb/>
mel zugleich geweſen, vorkam. Ein Kontrakt<lb/>
zwiſchen Wina und Jonathan — ein eigenſuͤchti¬<lb/>
ges <hirendition="#aq">do ut des</hi>— war ihm eine widrige wi¬<lb/>
derſprechende Idee, da man wohl mit dem Teu¬<lb/>
fel einen Pakt macht, aber nicht mit Gott. Er<lb/>
benuzte das Wegſchaben des Datums als eine<lb/>
freie Sekunde und ſagte (eben ſo keck, wenn ihm<lb/>
etwas rechtes einfiel, als bloͤd' im andern Falle:)<lb/>„ob ich gleich ein Juriſt bin, H. Fiſkal, und<lb/></p></div></body></text></TEI>
[161/0169]
Klothar.“ Die Namen Jonathan und Wina
zitterten dem Notar wie Apfelbluͤthen auf die
Bruſt herab. Er ſezte ſich und ſchrieb voll Luſt:
„kund und zu wiſſen ſei jedermann durch dieſen
offenen Brief, daß ich Graf Jonathan von Klo¬
thar heute den“ — — Walt fragte den Juri¬
ſten, um den wie vielſten: „Der 16“ ſagte die¬
ſer. Hoͤflich nahm er keinen neuen Bogen, ſondern
ſchabte am Schreibfehler des alten lange. Un¬
ter dem Schaben konnt' er auf des magern haa¬
rigen Knols Vorleſung uͤber Ehekontrakte hinhoͤ¬
ren, neben welchem der ſchoͤne Graf ihm wie
der edle Hugo Blair in der Jugend, deſſen Geiſt¬
erhebende Predigten ſeine Fluͤgel und ſeine Him¬
mel zugleich geweſen, vorkam. Ein Kontrakt
zwiſchen Wina und Jonathan — ein eigenſuͤchti¬
ges do ut des — war ihm eine widrige wi¬
derſprechende Idee, da man wohl mit dem Teu¬
fel einen Pakt macht, aber nicht mit Gott. Er
benuzte das Wegſchaben des Datums als eine
freie Sekunde und ſagte (eben ſo keck, wenn ihm
etwas rechtes einfiel, als bloͤd' im andern Falle:)
„ob ich gleich ein Juriſt bin, H. Fiſkal, und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/169>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.