Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

Stande, Rückenwirbel und Geigenwirbel ver¬
knüpften sich, so Geigen- und sonstige Hälse,
die Kunstwörter Vor- und Nachschlag,
Dreimalgestrichen, Hämmerwerk,
Kalkant bekamen lebendige organische Bezie¬
hung, die ohne dieses sonst als flaches Wortspiel
gänzlich zu verwerfen wäre -- jede Hand wollte
der Geigen-Frosch sein, der fremde Haare zu
Tönen anziehet und spannt -- --

Ich wünschte nicht, daß du lachtest; denn
ganz furiös fuhr der ernstere Kapellmeister aus
Neapel umher und herum -- rief fanto Gen¬
naro
-- schrie fragend, ob das sein Wiegenfest
sei oder ordentliche Ordnung -- bewafnete sich,
weil man ihm nichts darauf versezte, obwohl
jedem etwas, mit einer Armgeige links, mit
einem Waldhorn rechts -- sezte und stauchte das
Horn mit der weiten Oefnung siegenden Köpfen
wie einen Stechhelm mit Feder-Bogen auf, doch
so, daß er halb stieß -- schlug aber fort mit der
Armgeige nach Knie- und allen Scheiben, die
er traf.

Das muste zulezt den Klavizembalisten, de[n]

Stande, Ruͤckenwirbel und Geigenwirbel ver¬
knuͤpften ſich, ſo Geigen- und ſonſtige Haͤlſe,
die Kunſtwoͤrter Vor- und Nachſchlag,
Dreimalgeſtrichen, Haͤmmerwerk,
Kalkant bekamen lebendige organiſche Bezie¬
hung, die ohne dieſes ſonſt als flaches Wortſpiel
gaͤnzlich zu verwerfen waͤre — jede Hand wollte
der Geigen-Froſch ſein, der fremde Haare zu
Toͤnen anziehet und ſpannt — —

Ich wuͤnſchte nicht, daß du lachteſt; denn
ganz furioͤs fuhr der ernſtere Kapellmeiſter aus
Neapel umher und herum — rief fanto Gen¬
naro
— ſchrie fragend, ob das ſein Wiegenfeſt
ſei oder ordentliche Ordnung — bewafnete ſich,
weil man ihm nichts darauf verſezte, obwohl
jedem etwas, mit einer Armgeige links, mit
einem Waldhorn rechts — ſezte und ſtauchte das
Horn mit der weiten Oefnung ſiegenden Koͤpfen
wie einen Stechhelm mit Feder-Bogen auf, doch
ſo, daß er halb ſtieß — ſchlug aber fort mit der
Armgeige nach Knie- und allen Scheiben, die
er traf.

Das muſte zulezt den Klavizembaliſten, de[n]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0137" n="129"/>
Stande, Ru&#x0364;ckenwirbel und Geigenwirbel ver¬<lb/>
knu&#x0364;pften &#x017F;ich, &#x017F;o Geigen- und &#x017F;on&#x017F;tige Ha&#x0364;l&#x017F;e,<lb/>
die Kun&#x017F;two&#x0364;rter <hi rendition="#g">Vor</hi>- und <hi rendition="#g">Nach&#x017F;chlag</hi>,<lb/><hi rendition="#g">Dreimalge&#x017F;trichen</hi>, <hi rendition="#g">Ha&#x0364;mmerwerk</hi>,<lb/><hi rendition="#g">Kalkant</hi> bekamen lebendige organi&#x017F;che Bezie¬<lb/>
hung, die ohne die&#x017F;es &#x017F;on&#x017F;t als flaches Wort&#x017F;piel<lb/>
ga&#x0364;nzlich zu verwerfen wa&#x0364;re &#x2014; jede Hand wollte<lb/>
der Geigen-Fro&#x017F;ch &#x017F;ein, der fremde Haare zu<lb/>
To&#x0364;nen anziehet und &#x017F;pannt &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ich wu&#x0364;n&#x017F;chte nicht, daß du lachte&#x017F;t; denn<lb/>
ganz furio&#x0364;s fuhr der ern&#x017F;tere Kapellmei&#x017F;ter aus<lb/>
Neapel umher und herum &#x2014; rief <hi rendition="#aq">fanto Gen¬<lb/>
naro</hi> &#x2014; &#x017F;chrie fragend, ob das &#x017F;ein Wiegenfe&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ei oder ordentliche Ordnung &#x2014; bewafnete &#x017F;ich,<lb/>
weil man ihm nichts darauf ver&#x017F;ezte, obwohl<lb/>
jedem etwas, mit einer Armgeige links, mit<lb/>
einem Waldhorn rechts &#x2014; &#x017F;ezte und &#x017F;tauchte das<lb/>
Horn mit der weiten Oefnung &#x017F;iegenden Ko&#x0364;pfen<lb/>
wie einen Stechhelm mit Feder-Bogen auf, doch<lb/>
&#x017F;o, daß er halb &#x017F;tieß &#x2014; &#x017F;chlug aber fort mit der<lb/>
Armgeige nach Knie- und allen Scheiben, die<lb/>
er traf.</p><lb/>
        <p>Das mu&#x017F;te zulezt den Klavizembali&#x017F;ten, de<supplied>n</supplied><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[129/0137] Stande, Ruͤckenwirbel und Geigenwirbel ver¬ knuͤpften ſich, ſo Geigen- und ſonſtige Haͤlſe, die Kunſtwoͤrter Vor- und Nachſchlag, Dreimalgeſtrichen, Haͤmmerwerk, Kalkant bekamen lebendige organiſche Bezie¬ hung, die ohne dieſes ſonſt als flaches Wortſpiel gaͤnzlich zu verwerfen waͤre — jede Hand wollte der Geigen-Froſch ſein, der fremde Haare zu Toͤnen anziehet und ſpannt — — Ich wuͤnſchte nicht, daß du lachteſt; denn ganz furioͤs fuhr der ernſtere Kapellmeiſter aus Neapel umher und herum — rief fanto Gen¬ naro — ſchrie fragend, ob das ſein Wiegenfeſt ſei oder ordentliche Ordnung — bewafnete ſich, weil man ihm nichts darauf verſezte, obwohl jedem etwas, mit einer Armgeige links, mit einem Waldhorn rechts — ſezte und ſtauchte das Horn mit der weiten Oefnung ſiegenden Koͤpfen wie einen Stechhelm mit Feder-Bogen auf, doch ſo, daß er halb ſtieß — ſchlug aber fort mit der Armgeige nach Knie- und allen Scheiben, die er traf. Das muſte zulezt den Klavizembaliſten, den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/137
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/137>, abgerufen am 23.11.2024.