Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

ein anderes niedergeht, indeß arme Teufel nichts
haben, als einen blau-dunkeln Tag mit beige¬
fügter Sonne.

So macht' er sich denn -- Kopf und Brust
voll flötender Vulte, heiliger Aurikelnbräute,
feinster ihnen zu übergebender Briefe -- auf den
Weg zum ersten Konzert in seinem Leben. Denn
für die Leipziger Konzerte im Gewandhause hatt'
er nie den dazu gehörigen Eintritts- und Thor¬
groschen erschwingen können, bekanntlich 16
Groschen schwer Geld.


Nro. 25. Smaragdfluß.

Musik der Musik.

Die Einlaßkarte fest drückend, langte er in
der langen Prozession mit an, die seine Flügel¬
männin und Wegweiserin war. Das Einrau¬
schen des glänzenden Stroms, der hohe Saal,
das Stimmen der Instrumente, das Schicksal
seines Bruders machten ihn zu einem Betrunke¬
nen, der Herzklopfen hat. Dem Lauf des gold¬
führenden Stroms sah er mit Freude über die

ein anderes niedergeht, indeß arme Teufel nichts
haben, als einen blau-dunkeln Tag mit beige¬
fuͤgter Sonne.

So macht' er ſich denn — Kopf und Bruſt
voll floͤtender Vulte, heiliger Aurikelnbraͤute,
feinſter ihnen zu uͤbergebender Briefe — auf den
Weg zum erſten Konzert in ſeinem Leben. Denn
fuͤr die Leipziger Konzerte im Gewandhauſe hatt'
er nie den dazu gehoͤrigen Eintritts- und Thor¬
groſchen erſchwingen koͤnnen, bekanntlich 16
Groſchen ſchwer Geld.


Nro. 25. Smaragdfluß.

Muſik der Muſik.

Die Einlaßkarte feſt druͤckend, langte er in
der langen Prozeſſion mit an, die ſeine Fluͤgel¬
maͤnnin und Wegweiſerin war. Das Einrau¬
ſchen des glaͤnzenden Stroms, der hohe Saal,
das Stimmen der Inſtrumente, das Schickſal
ſeines Bruders machten ihn zu einem Betrunke¬
nen, der Herzklopfen hat. Dem Lauf des gold¬
fuͤhrenden Stroms ſah er mit Freude uͤber die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="104"/>
ein anderes niedergeht, indeß arme Teufel nichts<lb/>
haben, als einen blau-dunkeln Tag mit beige¬<lb/>
fu&#x0364;gter Sonne.</p><lb/>
        <p>So macht' er &#x017F;ich denn &#x2014; Kopf und Bru&#x017F;t<lb/>
voll flo&#x0364;tender Vulte, heiliger Aurikelnbra&#x0364;ute,<lb/>
fein&#x017F;ter ihnen zu u&#x0364;bergebender Briefe &#x2014; auf den<lb/>
Weg zum er&#x017F;ten Konzert in &#x017F;einem Leben. Denn<lb/>
fu&#x0364;r die Leipziger Konzerte im Gewandhau&#x017F;e hatt'<lb/>
er nie den dazu geho&#x0364;rigen Eintritts- und Thor¬<lb/>
gro&#x017F;chen er&#x017F;chwingen ko&#x0364;nnen, bekanntlich 16<lb/>
Gro&#x017F;chen &#x017F;chwer Geld.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq #b">N</hi> <hi rendition="#aq #sup">ro</hi> <hi rendition="#b">. 25. Smaragdfluß.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Mu&#x017F;ik der Mu&#x017F;ik</hi>.</p>
        </argument><lb/>
        <p>Die Einlaßkarte fe&#x017F;t dru&#x0364;ckend, langte er in<lb/>
der langen Proze&#x017F;&#x017F;ion mit an, die &#x017F;eine Flu&#x0364;gel¬<lb/>
ma&#x0364;nnin und Wegwei&#x017F;erin war. Das Einrau¬<lb/>
&#x017F;chen des gla&#x0364;nzenden Stroms, der hohe Saal,<lb/>
das Stimmen der In&#x017F;trumente, das Schick&#x017F;al<lb/>
&#x017F;eines Bruders machten ihn zu einem Betrunke¬<lb/>
nen, der Herzklopfen hat. Dem Lauf des gold¬<lb/>
fu&#x0364;hrenden Stroms &#x017F;ah er mit Freude u&#x0364;ber die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0112] ein anderes niedergeht, indeß arme Teufel nichts haben, als einen blau-dunkeln Tag mit beige¬ fuͤgter Sonne. So macht' er ſich denn — Kopf und Bruſt voll floͤtender Vulte, heiliger Aurikelnbraͤute, feinſter ihnen zu uͤbergebender Briefe — auf den Weg zum erſten Konzert in ſeinem Leben. Denn fuͤr die Leipziger Konzerte im Gewandhauſe hatt' er nie den dazu gehoͤrigen Eintritts- und Thor¬ groſchen erſchwingen koͤnnen, bekanntlich 16 Groſchen ſchwer Geld. Nro. 25. Smaragdfluß. Muſik der Muſik. Die Einlaßkarte feſt druͤckend, langte er in der langen Prozeſſion mit an, die ſeine Fluͤgel¬ maͤnnin und Wegweiſerin war. Das Einrau¬ ſchen des glaͤnzenden Stroms, der hohe Saal, das Stimmen der Inſtrumente, das Schickſal ſeines Bruders machten ihn zu einem Betrunke¬ nen, der Herzklopfen hat. Dem Lauf des gold¬ fuͤhrenden Stroms ſah er mit Freude uͤber die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/112
Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 2. Tübingen, 1804, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre02_1804/112>, abgerufen am 23.11.2024.