Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.froh erhellt, die Thür-Schlösser und Leisten Die Chambre garnie gieng auf. -- Frei¬ froh erhellt, die Thuͤr-Schloͤſſer und Leiſten Die Chambre garnie gieng auf. — Frei¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="187"/> froh erhellt, die Thuͤr-Schloͤſſer und Leiſten<lb/> ſchienen vergoldet, an den Schwellen lagen lan¬<lb/> ge bunte Teppiche. Unterwegs ſuchte er die<lb/> Stumme dadurch zu erfreuen und zu belohnen,<lb/> daß er ſanft ihren Namen zu wiſſen wuͤnſchte.<lb/> Flora heiſſet der Name, womit das ſchoͤne muͤr¬<lb/> riſche Ding auf die Nachwelt uͤbergeht.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#aq">Chambre garnie</hi> gieng auf. — Frei¬<lb/> lich nicht fuͤr jeden waͤre ſie geweſen, ausgenom¬<lb/> men als <hi rendition="#aq">chambre ardente</hi>; mancher, der im<lb/> rothen Hauſe zu Frankfurt oder im Egalitaͤts-<lb/> Pallaſte geſchlafen, haͤtte an dieſem langen Men¬<lb/> ſchen-Koben voll Ururur-Moͤbeln, die man vor<lb/> dem glaͤnzenden Hauſe hier zu verſtecken ſuchte,<lb/> vieles freimuͤthig ausgeſezt. Aber ein Polymetri¬<lb/> ker im Goͤttermonat der Jugend, ein ewig ent¬<lb/> zuͤckter Menſch, der das harte Leben ſtets, wie<lb/> Kenner die harten Cartons von Raphael, blos<lb/> im (poetiſchen) Spiegel beſchauet und mildert —<lb/> der an einer Fiſcher-Hunds- und jeder Huͤtte ein<lb/> Fenſter aufmacht und ruft: iſt das nicht praͤch¬<lb/> tig drauſſen? — der uͤberall, er ſei im Eſkurial,<lb/> das wie ein Roſt, oder in Carlsruh, das wie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0197]
froh erhellt, die Thuͤr-Schloͤſſer und Leiſten
ſchienen vergoldet, an den Schwellen lagen lan¬
ge bunte Teppiche. Unterwegs ſuchte er die
Stumme dadurch zu erfreuen und zu belohnen,
daß er ſanft ihren Namen zu wiſſen wuͤnſchte.
Flora heiſſet der Name, womit das ſchoͤne muͤr¬
riſche Ding auf die Nachwelt uͤbergeht.
Die Chambre garnie gieng auf. — Frei¬
lich nicht fuͤr jeden waͤre ſie geweſen, ausgenom¬
men als chambre ardente; mancher, der im
rothen Hauſe zu Frankfurt oder im Egalitaͤts-
Pallaſte geſchlafen, haͤtte an dieſem langen Men¬
ſchen-Koben voll Ururur-Moͤbeln, die man vor
dem glaͤnzenden Hauſe hier zu verſtecken ſuchte,
vieles freimuͤthig ausgeſezt. Aber ein Polymetri¬
ker im Goͤttermonat der Jugend, ein ewig ent¬
zuͤckter Menſch, der das harte Leben ſtets, wie
Kenner die harten Cartons von Raphael, blos
im (poetiſchen) Spiegel beſchauet und mildert —
der an einer Fiſcher-Hunds- und jeder Huͤtte ein
Fenſter aufmacht und ruft: iſt das nicht praͤch¬
tig drauſſen? — der uͤberall, er ſei im Eſkurial,
das wie ein Roſt, oder in Carlsruh, das wie
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