und sanfte Augen -- es sich von der Schäferin erbat, daß dem Schimmel so lange -- denn er verstand nichts von Roß-Diätetik -- Heu vor¬ gesezet würde, bis etwan die Feinde sich eine Stunde voraus- und ihn mathematisch gewis gemacht hatten, daß sie nicht zu ereilen wären, gesezt auch, sie fütterten zwei Stunden.
So neu-seelig und erlöset sezt' er sich hin¬ ter das Haus unter eine schwarzgrüne Linde in den frischen Schatten-Winter, und tauchte sein Auge still in den Glanz der grünen Berge, in die Nacht des tiefen Aethers, und in den Schnee der Silberwölkgen. Darauf stieg er nach seiner alten Weise über die Gartenmauer der Zukunft, und schauete in sein Paradies hinein: welche volle rothe Blumen, und welches weiße Blüthenge¬ stöber füllte den Garten! --
Endlich -- nach einer und der andern Him¬ melfahrt -- machte er 3 Strekverse, einen über den Tod, einen über einen Kinderball, und einen über eine Sonnenblume und Nachtviole. Kaum wollte er, da das Pferd Heu genug hatte, von der kühlen Linde fort; er entschlos sich heute nicht
und ſanfte Augen — es ſich von der Schaͤferin erbat, daß dem Schimmel ſo lange — denn er verſtand nichts von Roß-Diaͤtetik — Heu vor¬ geſezet wuͤrde, bis etwan die Feinde ſich eine Stunde voraus- und ihn mathematiſch gewis gemacht hatten, daß ſie nicht zu ereilen waͤren, geſezt auch, ſie fuͤtterten zwei Stunden.
So neu-ſeelig und erloͤſet ſezt' er ſich hin¬ ter das Haus unter eine ſchwarzgruͤne Linde in den friſchen Schatten-Winter, und tauchte ſein Auge ſtill in den Glanz der gruͤnen Berge, in die Nacht des tiefen Aethers, und in den Schnee der Silberwoͤlkgen. Darauf ſtieg er nach ſeiner alten Weiſe uͤber die Gartenmauer der Zukunft, und ſchauete in ſein Paradies hinein: welche volle rothe Blumen, und welches weiße Bluͤthenge¬ ſtoͤber fuͤllte den Garten! —
Endlich — nach einer und der andern Him¬ melfahrt — machte er 3 Strekverſe, einen uͤber den Tod, einen uͤber einen Kinderball, und einen uͤber eine Sonnenblume und Nachtviole. Kaum wollte er, da das Pferd Heu genug hatte, von der kuͤhlen Linde fort; er entſchlos ſich heute nicht
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und ſanfte Augen — es ſich von der Schaͤferin
erbat, daß dem Schimmel ſo lange — denn er
verſtand nichts von Roß-Diaͤtetik — Heu vor¬
geſezet wuͤrde, bis etwan die Feinde ſich eine
Stunde voraus- und ihn mathematiſch gewis
gemacht hatten, daß ſie nicht zu ereilen waͤren,
geſezt auch, ſie fuͤtterten zwei Stunden.
So neu-ſeelig und erloͤſet ſezt' er ſich hin¬
ter das Haus unter eine ſchwarzgruͤne Linde in
den friſchen Schatten-Winter, und tauchte ſein
Auge ſtill in den Glanz der gruͤnen Berge, in
die Nacht des tiefen Aethers, und in den Schnee
der Silberwoͤlkgen. Darauf ſtieg er nach ſeiner
alten Weiſe uͤber die Gartenmauer der Zukunft,
und ſchauete in ſein Paradies hinein: welche volle
rothe Blumen, und welches weiße Bluͤthenge¬
ſtoͤber fuͤllte den Garten! —
Endlich — nach einer und der andern Him¬
melfahrt — machte er 3 Strekverſe, einen uͤber
den Tod, einen uͤber einen Kinderball, und einen
uͤber eine Sonnenblume und Nachtviole. Kaum
wollte er, da das Pferd Heu genug hatte, von
der kuͤhlen Linde fort; er entſchlos ſich heute nicht
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/150>, abgerufen am 08.07.2024.
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