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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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zu. Als um Lukas Ohren jezt die Worte 11000
Georgd'ors in der SüdseeHandlung und zwey
Frohnbauern samt Feldern in Elterlein flatterten,
stand sein Gesicht, das der plözliche warme Süd-
Zephyr des Glückes umspühlte, wie zergangen
und verblüht da, und er fragte: den 15ten? 11000?
-- Darauf warf er seine Müze, die er in der
Hand hatte, weit über die Stube weg -- sagte:
den hujus dieses? -- Darauf schleuderte er ein
Bierglas gegen die Stubenthüre über Schoma¬
kern weg: Gerichtsmann, rief die Frau, was
ist Euch? -- "Ich habe so mein Gaudium, sagte
er. Nun aber komme mir der erste beste Hund
aus der Stadt, ich will ihn lausen, breit tret
ich das Vieh. Und wir werden alle geadelt,
wie wir hier sizen, und ich bleibe der adeliche
Gerichtsherr -- oder ich werde der Gerichthalter
und studiere. Und auf meine Kabelschen Grund¬
stücke säe ich nichts als Reps."

"Mein Freund, sagte verdrüslich der Fiskal,
Sein poetischer Sohn hat noch vorher einige Nüsse
aufzubeissen, dann ist der der Erbe." -- Mit
FreudenThränen trat der Notar zum enterbten

zu. Als um Lukas Ohren jezt die Worte 11000
Georgd'ors in der SuͤdſeeHandlung und zwey
Frohnbauern ſamt Feldern in Elterlein flatterten,
ſtand ſein Geſicht, das der ploͤzliche warme Suͤd-
Zephyr des Gluͤckes umſpuͤhlte, wie zergangen
und verbluͤht da, und er fragte: den 15ten? 11000?
— Darauf warf er ſeine Muͤze, die er in der
Hand hatte, weit uͤber die Stube weg — ſagte:
den hujus dieſes? — Darauf ſchleuderte er ein
Bierglas gegen die Stubenthuͤre uͤber Schoma¬
kern weg: Gerichtsmann, rief die Frau, was
iſt Euch? — „Ich habe ſo mein Gaudium, ſagte
er. Nun aber komme mir der erſte beſte Hund
aus der Stadt, ich will ihn lauſen, breit tret
ich das Vieh. Und wir werden alle geadelt,
wie wir hier ſizen, und ich bleibe der adeliche
Gerichtsherr — oder ich werde der Gerichthalter
und ſtudiere. Und auf meine Kabelſchen Grund¬
ſtuͤcke ſaͤe ich nichts als Reps.“

„Mein Freund, ſagte verdruͤslich der Fiſkal,
Sein poetiſcher Sohn hat noch vorher einige Nuͤſſe
aufzubeiſſen, dann iſt der der Erbe.“ — Mit
FreudenThraͤnen trat der Notar zum enterbten

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[119/0129] zu. Als um Lukas Ohren jezt die Worte 11000 Georgd'ors in der SuͤdſeeHandlung und zwey Frohnbauern ſamt Feldern in Elterlein flatterten, ſtand ſein Geſicht, das der ploͤzliche warme Suͤd- Zephyr des Gluͤckes umſpuͤhlte, wie zergangen und verbluͤht da, und er fragte: den 15ten? 11000? — Darauf warf er ſeine Muͤze, die er in der Hand hatte, weit uͤber die Stube weg — ſagte: den hujus dieſes? — Darauf ſchleuderte er ein Bierglas gegen die Stubenthuͤre uͤber Schoma¬ kern weg: Gerichtsmann, rief die Frau, was iſt Euch? — „Ich habe ſo mein Gaudium, ſagte er. Nun aber komme mir der erſte beſte Hund aus der Stadt, ich will ihn lauſen, breit tret ich das Vieh. Und wir werden alle geadelt, wie wir hier ſizen, und ich bleibe der adeliche Gerichtsherr — oder ich werde der Gerichthalter und ſtudiere. Und auf meine Kabelſchen Grund¬ ſtuͤcke ſaͤe ich nichts als Reps.“ „Mein Freund, ſagte verdruͤslich der Fiſkal, Sein poetiſcher Sohn hat noch vorher einige Nuͤſſe aufzubeiſſen, dann iſt der der Erbe.“ — Mit FreudenThraͤnen trat der Notar zum enterbten

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/129>, abgerufen am 30.04.2024.