Race sind die großen Reiche des Attila, des Tamerlan entstanden u. noch jetzt besteht das große chinesische Reich, nach Rußland das größte, von der Südsee bis zum kaspischen Meer. Lange hielt man die Mongolen u. Tatare für identisch. Erstere besiegten im 13ten Jahrhundert Rußland, u. würden endlich bei Liegnitz von Herzog Heinrich dem Frommen geschlagen. Seit dieser Zeit werden sei Tartare, oder besser Tartare genannt. Ludwig der Heilige von Frankreich war Ursache des erstern Namens, durch einen Brief den er an seine Mutter schrieb u. worinn er sagt; daß diese Heiden alle verderben u. ad sedes tartariasmöchten zurück kehren. Aehnlich ist es mit dem Worte Kanibale gegangen, welches von Kariba herkommt, welches hinwieder durch die Eleganz des 16ten Jahrhunderts aus rabies canina gebildet wurde. Dschingis Chan hatte viele Türken in Dienst u. die [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]Beherrschten nahmen den Namen der Herr- scher an. Letztere wohnenDie jetzt in der Mon- golei wohnen, sind nicht Mongolen, sondern reine Türken, u. sind empfindl. über den Namen Mongolen. Eben so rührt von Meiners u. Schloezer die Verwechselung zwischen Türken u. Tartare her. -
Zur dritten Race gehören die Schwarzen oder Neger, die nicht bloß in Sudan allein u. im Jnnern Afrikas
überhaupt
Race ſind die großen Reiche des Attila, des Tamerlan entſtanden u. noch jetzt beſteht das große chineſiſche Reich, nach Rußland das größte, von der Südſee bis zum kaſpiſchen Meer. Lange hielt man die Mongolen u. Tatare für identiſch. Erſtere beſiegten im 13ten Jahrhundert Rußland, u. würden endlich bei Liegnitz von Herzog Heinrich dem From̃en geſchlagen. Seit dieſer Zeit werden ſei Tartare, oder beſſer Tartare genañt. Ludwig der Heilige von Frankreich war Urſache des erſtern Namens, durch einen Brief den er an ſeine Mutter ſchrieb u. woriñ er ſagt; daß dieſe Heiden alle verderben u. ad ſedes tartariasmöchten zurück kehren. Aehnlich iſt es mit dem Worte Kanibale gegangen, welches von Kariba herkom̃t, welches hinwieder durch die Eleganz des 16ten Jahrhunderts aus rabies canina gebildet wurde. Dſchingis Chan hatte viele Türken in Dienſt u. die [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]Beherrſchten nahmen den Namen der Herr- ſcher an. Letztere wohnenDie jetzt in der Mon- golei wohnen, ſind nicht Mongolen, ſondern reine Türken, u. ſind empfindl. über den Namen Mongolen. Eben ſo rührt von Meiners u. Schloezer die Verwechſelung zwiſchen Türken u. Tartare her. –
Zur dritten Race gehören die Schwarzen oder Neger, die nicht bloß in Sudan allein u. im Jñern Afrikas
überhaupt
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[389./0406]
Race ſind die großen Reiche des Attila,
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größte, von der Südſee bis zum kaſpiſchen
Meer. Lange hielt man die Mongolen
u. Tatare für identiſch. Erſtere beſiegten
im 13t Jahrhundert Rußland, u. würden
endlich bei Liegnitz von Herzog Heinrich
dem From̃en geſchlagen. Seit dieſer Zeit
werden ſei Tartare, oder beſſer Tartare
genañt. Ludwig der Heilige von Frankreich
war Urſache des erſtern Namens, durch einen
Brief den er an ſeine Mutter ſchrieb u.
woriñ er ſagt; daß dieſe Heiden alle
verderben u. ad ſedes tartarias möcht
zurück kehren. Aehnlich iſt es mit dem
Worte Kanibale gegangen, welches von
Kariba herkom̃t, welches hinwieder durch
die Eleganz des 16t Jahrhunderts aus
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Chan hatte viele Türken in Dienſt u. die
Beherrſchten nahmen den Namen der Herr-
ſcher an. Die jetzt in der Mon-
golei wohnen, ſind nicht Mongolen, ſondern
reine Türken, u. ſind empfindl. über den
Namen Mongolen. Eben ſo rührt von
Meiners u. Schloezer die Verwechſelung
zwiſchen Türken u. Tartare her. –
Zur dritten Race gehören die
Schwarzen oder Neger, die nicht bloß
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 389.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/406>, abgerufen am 17.02.2025.
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