des Mittelmeers vorhanden Zb. kein Hirsch in Morocco. Denken wir aus die Continente zu- sammenhängend, so muß die fehlende Thierform dort nicht existirt habe, aber eine ersetzende Form war da Zb. die Gazellen.
Werfen wir einen kurzen Blick auf die Zahlenverhältnisse der Thiere, so sehen wir nach den Polen hin oft nur eine species vom ganzen Genus, wir sehen eine große Mannigfaltig- keit in letzterm, aber weniger Arten. Allent- halben sind 5 mal mehr Vögel als Säugethiere anzutreffen. Nach den Tropen hin nehmen die Amphibien mehr u. schneller zu als die Säuge- thiere, welches sich besonders zeigen wird, wenn wir eine vollständige Fauna von den verschie- denen Erdtheilen besitzen werden, aus denen wir die großen Mittelzahlen erhalten. Nach der gegenwärtigen Kenntniß der Thierwelt verhalten sich die wieder käuenden zu den reißenden Thiere = 3 : 1. Von den Pachi- dermen sind in der Vorwelt 55 Species mehr gewesen, jetzt leben noch 16-18 Arten u. 2/3 sind untergegangen. Auch von Jnsecten müßen viele untergegangen sein, denn im Bernstein finden sich neue Species eingeschlossen Endemische Formen finden sich in allen Zonen; in Amerika die Armadille u. Faulthiere, in Neuholland das Schnabelthier etc. das Känguruh dort u. im Jndischen Archipel, wo eben so große Thiere als auf dem Continent gefun- den werden, welcher sich daher als Theile des abgerissenen Continents ankündigen. A[uf] den Jnseln der Südsee giebt es hingegen kein anders Thier, als Nagethier von 5-6" Höhe.
Am weitesten ist der Mensch verbreitet nicht durch seine physische Beschaffenheit u. Kraft sondern durch seine Jntelligenz u. Biegsamkeit des Willens. Wilde Menschen haben daher weniger Willenskraft als cultivirte Nationen. Ein altes spanisches Gesetz verbietet, die Einwohner des Thales nicht auf die Andes zu bringen u. die Hochlandsbewohner nicht durch ein Thal zu führen,
weil
des Mittelmeers vorhanden Zb. kein Hirſch in Morocco. Denken wir aus die Continente zu- ſam̃enhängend, ſo muß die fehlende Thierform dort nicht exiſtirt⎡ habe, aber eine erſetzende Form war da Zb. die Gazellen.
Werfen wir einen kurzen Blick auf die Zahlenverhältniſſe der Thiere, ſo ſehen wir nach den Polen hin oft nur eine ſpecies vom ganzen Genus, wir ſehen eine große Mañigfaltig- keit in letzterm, aber weniger Arten. Allent- halben ſind 5 mal mehr Vögel als Säugethiere anzutreffen. Nach den Tropen hin nehmen die Amphibien mehr u. ſchneller zu als die Säuge- thiere, welches ſich beſonders zeigen wird, weñ wir eine vollſtändige Fauna von den verſchie- denen Erdtheilen beſitzen werden, aus denen wir die großen Mittelzahlen erhalten. Nach der gegenwärtigen Keñtniß der Thierwelt verhalten ſich die wieder käuenden zu den reißenden Thiere = 3 : 1. Von den Pachi- dermen ſind in der Vorwelt 55 Species mehr geweſen, jetzt leben noch 16–18 Arten u. ⅔ ſind untergegangen. Auch von Jnſecten müßen viele untergegangen ſein, deñ im Bernſtein finden ſich neue Species eingeſchloſſen Endemiſche Formen finden ſich in allen Zonen; in Amerika die Armadille u. Faulthiere, in Neuholland das Schnabelthier etc. das Känguruh dort u. im Jndiſchen Archipel, wo eben ſo große Thiere als auf dem Continent gefun- den werden, welcher ſich daher als Theile des abgeriſſenen Continents ankündigen. A[uf] den Jnſeln der Südſee giebt es hingegen kein anders Thier, als Nagethier von 5–6″ Höhe.
Am weiteſten iſt der Menſch verbreitet nicht durch ſeine phyſiſche Beſchaffenheit u. Kraft ſondern durch ſeine Jntelligenz u. Biegſamkeit des Willens. Wilde Menſchen haben daher weniger Willenskraft als cultivirte Nationen. Ein altes ſpaniſches Geſetz verbietet, die Einwohner des Thales nicht auf die Andes zu bringen u. die Hochlandsbewohner nicht durch ein Thal zu führen,
weil
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Morocco. Denken wir aus die Continente zu-
ſam̃enhängend, ſo muß die fehlende Thierform
dort nicht exiſtirt habe, aber eine erſetzende Form
war da Zb. die Gazellen.
Werfen wir einen kurzen Blick auf die
Zahlenverhältniſſe der Thiere, ſo ſehen wir
nach den Polen hin oft nur eine ſpecies vom
ganzen Genus, wir ſehen eine große Mañigfaltig-
keit in letzterm, aber weniger Arten. Allent-
halben ſind 5 mal mehr Vögel als Säugethiere
anzutreffen. Nach den Tropen hin nehmen die
Amphibien mehr u. ſchneller zu als die Säuge-
thiere, welches ſich beſonders zeigen wird, weñ
wir eine vollſtändige Fauna von den verſchie-
denen Erdtheilen beſitzen werden, aus denen
wir die großen Mittelzahlen erhalten. Nach
der gegenwärtigen Keñtniß der Thierwelt
verhalten ſich die wieder käuenden zu den
reißenden Thiere = 3 : 1. Von den Pachi-
dermen ſind in der Vorwelt 55 Species
mehr geweſen, jetzt leben noch 16–18 Arten
u. ⅔ ſind untergegangen. Auch von Jnſecten
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Endemiſche Formen finden ſich in allen Zonen;
in Amerika die Armadille u. Faulthiere,
in Neuholland das Schnabelthier p das Känguruh
dort u. im Jndiſchen Archipel, wo eben ſo
große Thiere als auf dem Continent gefun-
den werden, welcher ſich daher als Theile
des abgeriſſen Continents ankündigen. Auf
den Jnſeln der Südſee giebt es hingegen kein
anders Thier, als Nagethier von 5–6″ Höhe.
Am weiteſten iſt der Menſch verbreitet
nicht durch ſeine phyſiſche Beſchaffenheit u. Kraft
ſondern durch ſeine Jntelligenz u. Biegſamkeit
des Willens. Wilde Menſchen haben daher weniger
Willenskraft als cultivirte Nationen. Ein
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 374.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/391>, abgerufen am 23.11.2024.
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