der mitlern Wärme, welche in England fehlt. Das Meer, als salziger Flüßigkeit, gefriert nicht, u. erhält daher keine Decke von Eis u. Schnee wie die Continente. Wenn daher über letztern, im Frühjahr besonders, Winde wehen, so erkälten sie die Luft, u. empfindlich ist diese Kälte im Monat Mai. Jm Sommer hingegen wirken die Gewasser durch Verdünstung Kälte erregend u. daher im Allgemeinen tem- perirend. Das Continental-Klima von Ungarn, Rußland etc. zeichnet sich daher durch einen sehr heißen Sommer u. sehr kalten Winter aus, u. Linne hat es daher mit Recht das excessive Clima genannt, weil hier die Maxima der Wärme u. Kälte zu finden. Dies wirkt eben so übel in Nord-Amerika. Während ein Sommer dort eine Wärme wie in Pa- lermo herrscht, ist es im Winter so kalt wie in Upsala, daß Ströme wie die Donau sämtlich fest gefrieren. Dieser Zustand ist der Gesundheit sehr widerwär- tig. Es ist sehr interessant diese Ver- schiedenheit der Temperaturen durch Zahlen auszudrücken. Hieraus ergiebt sich, daß wenn an einer Küste kein Wein gebaut werden kann, unter gleichen Breiten, 50- 60 Meilen weiter nach Osten hin, sehr guter Wein wächst. Champagne, Norman- dieetc. sind in der Temper. mit England kaum 1°-2,5° R. verschieden, u. dennoch herrscht die größte Verschiedenheit in Hinsicht des Weinbaues. Man sollte
glauben
der mitlern Wärme, welche in England fehlt. Das Meer, als ſalziger Flüßigkeit, gefriert nicht, u. erhält daher keine Decke von Eis u. Schnee wie die Continente. Weñ daher über letztern, im Frühjahr beſonders, Winde wehen, ſo erkälten ſie die Luft, u. empfindlich iſt dieſe Kälte im Monat Mai. Jm Som̃er hingegen wirken die Gewaſſer durch Verdünſtung Kälte erregend u. daher im Allgemeinen tem- perirend. Das Continental-Klima von Ungarn, Rußland etc. zeichnet ſich daher durch einen ſehr heißen Som̃er u. ſehr kalten Winter aus, u. Liñe hat es daher mit Recht das exceſſive Clima genañt, weil hier die Maxima der Wärme u. Kälte zu finden. Dies wirkt eben ſo übel in Nord-Amerika. Während ein Som̃er dort eine Wärme wie in Pa- lermo herrſcht, iſt es im Winter ſo kalt wie in Upsala, daß Ströme wie die Donau ſämtlich feſt gefrieren. Dieſer Zuſtand iſt der Geſundheit ſehr widerwär- tig. Es iſt ſehr intereſſant dieſe Ver- ſchiedenheit der Temperaturen durch Zahlen auszudrücken. Hieraus ergiebt ſich, daß weñ an einer Küſte kein Wein gebaut werden kañ, unter gleichen Breiten, 50– 60 Meilen weiter nach Oſten hin, ſehr guter Wein wächſt. Champagne, Norman- dieetc. ſind in der Temper. mit England kaum 1°–2,5° R. verſchieden, u. deñoch herrſcht die größte Verſchiedenheit in Hinſicht des Weinbaues. Man ſollte
glauben
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[301./0318]
der mitlern Wärme, welche in England
fehlt. Das Meer, als ſalziger Flüßigkeit,
gefriert nicht, u. erhält daher keine Decke
von Eis u. Schnee wie die Continente.
Weñ daher über letztern, im Frühjahr
beſonders, Winde wehen, ſo erkälten
ſie die Luft, u. empfindlich iſt dieſe Kälte
im Monat Mai. Jm Som̃er hingegen wirken
die Gewaſſer durch Verdünſtung Kälte
erregend u. daher im Allgemeinen tem-
perirend. Das Continental-Klima von
Ungarn, Rußland p zeichnet ſich daher
durch einen ſehr heißen Som̃er u. ſehr
kalten Winter aus, u. Liñe hat es
daher mit Recht das exceſſive Clima
genañt, weil hier die Maxima der
Wärme u. Kälte zu finden. Dies wirkt
eben ſo übel in Nord-Amerika. Während
ein Som̃er dort eine Wärme wie in Pa-
lermo herrſcht, iſt es im Winter ſo kalt
wie in Upsala, daß Ströme wie die
Donau ſämtlich feſt gefrieren. Dieſer
Zuſtand iſt der Geſundheit ſehr widerwär-
tig. Es iſt ſehr intereſſant dieſe Ver-
ſchiedenheit der Temperaturen durch Zahlen
auszudrücken. Hieraus ergiebt ſich,
daß weñ an einer Küſte kein Wein gebaut
werden kañ, unter gleichen Breiten, 50–
60 Meilen weiter nach Oſten hin, ſehr
guter Wein wächſt. Champagne, Norman-
die p ſind in der Temper. mit England
kaum 1°–2,5° R. verſchieden, u. deñoch
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 301.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/318>, abgerufen am 23.11.2024.
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