Erhebt man sich zu höhern Ansichten der Natur- wissenschaft, so ist die Betrachtung der Ver- Vertheilung der Wärme. theilung der Wärme am wichtigsten. Hiernach hat sich die Kultur der Menschheit hauptsächlich modificirt, u. größern Einfluß auf sie gehabt als der Druck, die Feuchtigkeit der Luft u. dgl. Nach den Breiten ist die Wärme so sehr ver- schieden, während die andern Erscheinungen gleich- Jhre Wichtigkeit mäßiger wirken; u. ihre Vertheilung hängt genau mit der Geschichte der Menschheit zu- sammen. Wenn klares Erkennen der eignen Natur Ziel der Wissenschaft ist, so wird diese be- dingt durch die Kultur des Bodens, die wieder von der Lufttemperatur, u. der Mittelzahl der Wärme in den verschiedenen Jahreszeiten abhängig ist. Dies gehört zum besondern Ge- sichtspunkte der Weltbeschreibung. Es ist klar, daß von den Verhältnißen der Wärme das ganze häusliche u. bürgerliche Leben durchdrun- gen wird. Diese climatischen Verhältniße haben Einfluß auf die Sprache, der Character, die Abstammung, selbst auf die natürl. Anlagen der Menschheitx)Welche Abstufungen finden hier statt, von dem Klima des Pisangs, bis zu dem Oelbau, Weinbau, den Cerea- lien u. endlich Kartoffeln. . Es ist historisch erwiesen, Klima der temperir- ten Zone daß das Klima der temperirten Zone, na- mentlich des Abendlandes, am günstigen der Entwickelung des menschl. Geistes gewesen. Sehr unbestimmt ist freilich der Ausdruck, tem- perirte Zone; in dem vom 30-45° N. B. die Kultur sich besonders entwickelt hat. der Ausdruck [unleserliches Material - 1 Wort fehlt] Zone ist. Welche Ver- schiedenheit des Klimas herrscht hier in kl. Asien in Jtalien, in Hesperienx)von den Erbau des Pisangs . Nach unsern nörd- lichen Jdeen gehören diese Länder schon zur temperirten Zone, sie ist aber eigentlich zwi- schen 11-14° N. Br. oder die Zone der Oel- bäume. Die mittlere Temperatur beträgt hier 21-22° R. Wärme, während siedortenhier im südl. Europa nur 13,5° ist. Schon aus der Zeiten des
Erhebt man ſich zu höhern Anſichten der Natur- wiſſenſchaft, ſo iſt die Betrachtung der Ver- Vertheilung der Wärme. theilung der Wärme am wichtigſten. Hiernach hat ſich die Kultur der Menſchheit hauptſächlich modificirt, u. größern Einfluß auf ſie gehabt als der Druck, die Feuchtigkeit der Luft u. dgl. Nach den Breiten iſt die Wärme ſo ſehr ver- ſchieden, während die andern Erſcheinungen gleich- Jhre Wichtigkeit mäßiger wirken; u. ihre Vertheilung hängt genau mit der Geſchichte der Menſchheit zu- ſam̃en. Weñ klares Erkeñen der eignen Natur Ziel der Wiſſenſchaft iſt, ſo wird dieſe be- dingt durch die Kultur des Bodens, die wieder von der Lufttemperatur, u. der Mittelzahl der Wärme in den verſchiedenen Jahreszeiten abhängig iſt. Dies gehört zum beſondern Ge- ſichtspunkte der Weltbeſchreibung. Es iſt klar, daß von den Verhältnißen der Wärme das ganze häuſliche u. bürgerliche Leben durchdrun- gen wird. Dieſe climatiſchen Verhältniße haben Einfluß auf die Sprache, der Character, die Abſtam̃ung, ſelbſt auf die natürl. Anlagen der Menſchheitx)Welche Abſtufungen finden hier ſtatt, von dem Klima des Piſangs, bis zu dem Oelbau, Weinbau, den Cerea- lien u. endlich Kartoffeln. . Es iſt hiſtoriſch erwieſen, Klima der temperir- ten Zone daß das Klima der temperirten Zone, na- mentlich des Abendlandes, am günſtigen der Entwickelung des menſchl. Geiſtes geweſen. Sehr unbeſtim̃t iſt freilich der Ausdruck, tem- perirte Zone; in dem vom 30–45° N. B. die Kultur ſich beſonders entwickelt hat. der Ausdruck [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] Zone iſt. Welche Ver- ſchiedenheit des Klimas herrſcht hier in kl. Aſien in Jtalien, in Heſperienx)von den Erbau des Piſangs . Nach unſern nörd- lichen Jdeen gehören dieſe Länder ſchon zur temperirten Zone, ſie iſt aber eigentlich zwi- ſchen 11–14° N. Br. oder die Zone der Oel- bäume. Die mittlere Temperatur beträgt hier 21–22° R. Wärme, während ſiedortenhier im ſüdl. Europa nur 13,5° iſt. Schon aus der Zeiten des
pytha-
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[291./0308]
D. 1 April
1828
Erhebt man ſich zu höhern Anſichten der Natur-
wiſſenſchaft, ſo iſt die Betrachtung der Ver-
theilung der Wärme am wichtigſten. Hiernach
hat ſich die Kultur der Menſchheit hauptſächlich
modificirt, u. größern Einfluß auf ſie gehabt
als der Druck, die Feuchtigkeit der Luft u. dgl.
Nach den Breiten iſt die Wärme ſo ſehr ver-
ſchieden, während die andern Erſcheinungen gleich-
mäßiger wirken; u. ihre Vertheilung hängt
genau mit der Geſchichte der Menſchheit zu-
ſam̃en. Weñ klares Erkeñen der eignen Natur
Ziel der Wiſſenſchaft iſt, ſo wird dieſe be-
dingt durch die Kultur des Bodens, die wieder
von der Lufttemperatur, u. der Mittelzahl
der Wärme in den verſchiedenen Jahreszeiten
abhängig iſt. Dies gehört zum beſondern Ge-
ſichtspunkte der Weltbeſchreibung. Es iſt klar,
daß von den Verhältniß der Wärme das
ganze häuſliche u. bürgerliche Leben durchdrun-
gen wird. Dieſe climatiſchen Verhältniße haben
Einfluß auf die Sprache, der Character, die
Abſtam̃ung, ſelbſt auf die natürl. Anlagen
der Menſchheit. Es iſt hiſtoriſch erwieſen,
daß das Klima der temperirten Zone, na-
mentlich des Abendlandes, am günſtigen der
Entwickelung des menſchl. Geiſtes geweſen.
Sehr unbeſtim̃t iſt freilich der Ausdruck, tem-
perirte Zone; in dem vom 30–45° N. B.
die Kultur ſich beſonders entwickelt hat.
der Ausdruck _ Zone iſt. Welche Ver-
ſchiedenheit des Klimas herrſcht hier in kl. Aſien
in Jtalien, in Heſperien. Nach unſern nörd-
lichen Jdeen gehören dieſe Länder ſchon zur
temperirten Zone, ſie iſt aber eigentlich zwi-
ſchen 11–14° N. Br. oder die Zone der Oel-
bäume. Die mittlere Temperatur beträgt
hier 21–22° R. Wärme, während ſie dortenhier
nur 13,5° iſt. Schon aus der Zeiten des
pytha-
Vertheilung
der Wärme.
Jhre
Wichtigkeit
Welche Abſtufungen finden hier ſtatt,
von dem Klima des Piſangs, bis zu
dem Oelbau, Weinbau, den Cerea-
lien u. endlich Kartoffeln.
Klima
der temperir-
ten Zone
im ſüdl. Europa
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 291.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/308>, abgerufen am 04.07.2024.
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