Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder. 2. Band: M-Z. Berlin, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

letzteren begründete Marien-Krankenküche führte die Prinzessin auf eigene Rechnung im Geiste der hohen Begründerin weiter fort. Man rühmt der Prinzessin eine seltene Vielseitigkeit, Gründlichkeit, schnelle Auffassung und zähe Ausdauer nach. Für Naturwissenschaften und Mathematik zeigte sie frühzeitig besondere Vorliebe. Ebenso verriet sie schon in jungen Jahren hohe Begabung für Musik, für Zeichnen und Malen. Auf der gewonnenen wissenschaftlichen Grundlage baute die Prinzessin ihr Wissen durch Selbststudien weiter aus, wobei sie mit besonderer Vorliebe Länder- und Völkerkunde, Zoologie und Paläontologie, Botanik u.v.a. studierte. Ganz aussergewöhnliches Talent zeigte sie für Sprachen, von denen sie in Wort und Schrift zwölf beherrscht. Vom Jahre 1871 angefangen, machte die Prinzessin grosse und zahlreiche Reisen durch alle Länder Europas, nach Algerien und Klein-Asien, Nordamerika, von Canada bis Südmexiko, Brasilien. Allen diesen Reisen ging ein gründliches Studium von Land und Leuten voran, Sprache, Litteratur, Geschichte, Ethnographie, Volksgebräuche, soziale Verhältnisse, staatliche Einrichtungen, Tier-, Pflanzen- und Steinwelt, Klima, Geographie, Geologie. Alles das musste vorerst gründlich studiert werden, bevor die Prinzessin den Fuss ins Land setzte. Wie nach jeder Richtung wohlvorbereitet die Prinzessin diese Studienreise zu machen pflegte, zeigen die beiden geographischen Werke, welche sie als Früchte ihrer Reisen durch Russland und Skandinavien veröffentlichte. Ihr erstes umfangreiches Werk, zum Teil von der Verfasserin illustriert, erschien im Jahre 1885 unter dem Titel: "Reiseeindrücke und Skizzen aus Russland" v. Th. v. Bayer*. Das zweite, gleichfalls von der Hand der Prinzessin mit Zeichnungen versehene Werk, welches im Jahre 1889 erschien, führt den Titel: "Über den Polarkreis, v. Th. v. Bayer*". Ferner ist gegenwärtig ein ausführliches Werk über die Reise in Brasilien, an dem die Prinzessin 8 Jahre gearbeitet hat, erschienen. Von ihren mehrmonatlichen Reisen durch Amerika, in Brasilien und von Canada nach Südmexiko, wo sie 23 verschiedene Indianerstämme kennen gelernt hat, brachte sie eine reiche Ausbeute von zum Teil noch unbekannten, hochinteressanten Tieren, Pflanzen und Mineralien, sowie ethnographische Gegenstände mit. An kleineren Aufsätzen sind erschienen: "Ausflug nach Tunis", "Augusta, Ferdinande, Prinzessin Luitpold von Bayern, geborene Prinzessin von Toscana", "Cattleya Schilleriana Lind, Neuberts deutsches Gartenmagazin 1891", "Über einige Fischarten Mexikos und die Seen, in welchen sie vorkommen, Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Wien, Band LXII". Ausserdem sind in Zimmermann: "Fürstliche Schriftsteller des XIX. Jahrhunderts" verschiedene Gedichte der Prinzessin gedruckt worden, ein weiteres Gedicht in Suttners "Frühlingszeit", andere werden demnächst in Zimmermanns "Krone und Lorbeer" erscheinen. Seit März 1892 ist die Prinzessin zum Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft in München, seit November 1892 zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften ebendaselbst ernannt. Eine Deputation der philosophischen Fakultät der Universität München hat auf Grund des Fakultätsbeschlusses

letzteren begründete Marien-Krankenküche führte die Prinzessin auf eigene Rechnung im Geiste der hohen Begründerin weiter fort. Man rühmt der Prinzessin eine seltene Vielseitigkeit, Gründlichkeit, schnelle Auffassung und zähe Ausdauer nach. Für Naturwissenschaften und Mathematik zeigte sie frühzeitig besondere Vorliebe. Ebenso verriet sie schon in jungen Jahren hohe Begabung für Musik, für Zeichnen und Malen. Auf der gewonnenen wissenschaftlichen Grundlage baute die Prinzessin ihr Wissen durch Selbststudien weiter aus, wobei sie mit besonderer Vorliebe Länder- und Völkerkunde, Zoologie und Paläontologie, Botanik u.v.a. studierte. Ganz aussergewöhnliches Talent zeigte sie für Sprachen, von denen sie in Wort und Schrift zwölf beherrscht. Vom Jahre 1871 angefangen, machte die Prinzessin grosse und zahlreiche Reisen durch alle Länder Europas, nach Algerien und Klein-Asien, Nordamerika, von Canada bis Südmexiko, Brasilien. Allen diesen Reisen ging ein gründliches Studium von Land und Leuten voran, Sprache, Litteratur, Geschichte, Ethnographie, Volksgebräuche, soziale Verhältnisse, staatliche Einrichtungen, Tier-, Pflanzen- und Steinwelt, Klima, Geographie, Geologie. Alles das musste vorerst gründlich studiert werden, bevor die Prinzessin den Fuss ins Land setzte. Wie nach jeder Richtung wohlvorbereitet die Prinzessin diese Studienreise zu machen pflegte, zeigen die beiden geographischen Werke, welche sie als Früchte ihrer Reisen durch Russland und Skandinavien veröffentlichte. Ihr erstes umfangreiches Werk, zum Teil von der Verfasserin illustriert, erschien im Jahre 1885 unter dem Titel: »Reiseeindrücke und Skizzen aus Russland« v. Th. v. Bayer*. Das zweite, gleichfalls von der Hand der Prinzessin mit Zeichnungen versehene Werk, welches im Jahre 1889 erschien, führt den Titel: »Über den Polarkreis, v. Th. v. Bayer*«. Ferner ist gegenwärtig ein ausführliches Werk über die Reise in Brasilien, an dem die Prinzessin 8 Jahre gearbeitet hat, erschienen. Von ihren mehrmonatlichen Reisen durch Amerika, in Brasilien und von Canada nach Südmexiko, wo sie 23 verschiedene Indianerstämme kennen gelernt hat, brachte sie eine reiche Ausbeute von zum Teil noch unbekannten, hochinteressanten Tieren, Pflanzen und Mineralien, sowie ethnographische Gegenstände mit. An kleineren Aufsätzen sind erschienen: »Ausflug nach Tunis«, »Augusta, Ferdinande, Prinzessin Luitpold von Bayern, geborene Prinzessin von Toscana«, »Cattleya Schilleriana Lind, Neuberts deutsches Gartenmagazin 1891«, »Über einige Fischarten Mexikos und die Seen, in welchen sie vorkommen, Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Wien, Band LXII«. Ausserdem sind in Zimmermann: »Fürstliche Schriftsteller des XIX. Jahrhunderts« verschiedene Gedichte der Prinzessin gedruckt worden, ein weiteres Gedicht in Suttners »Frühlingszeit«, andere werden demnächst in Zimmermanns »Krone und Lorbeer« erscheinen. Seit März 1892 ist die Prinzessin zum Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft in München, seit November 1892 zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften ebendaselbst ernannt. Eine Deputation der philosophischen Fakultät der Universität München hat auf Grund des Fakultätsbeschlusses

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="lexiconEntry">
        <p><pb facs="#f0366"/>
letzteren begründete Marien-Krankenküche führte die Prinzessin auf eigene Rechnung im Geiste der hohen Begründerin weiter fort. Man rühmt der Prinzessin eine seltene Vielseitigkeit, Gründlichkeit, schnelle Auffassung und zähe Ausdauer nach. Für Naturwissenschaften und Mathematik zeigte sie frühzeitig besondere Vorliebe. Ebenso verriet sie schon in jungen Jahren hohe Begabung für Musik, für Zeichnen und Malen. Auf der gewonnenen wissenschaftlichen Grundlage baute die Prinzessin ihr Wissen durch Selbststudien weiter aus, wobei sie mit besonderer Vorliebe Länder- und Völkerkunde, Zoologie und Paläontologie, Botanik u.v.a. studierte. Ganz aussergewöhnliches Talent zeigte sie für Sprachen, von denen sie in Wort und Schrift zwölf beherrscht. Vom Jahre 1871 angefangen, machte die Prinzessin grosse und zahlreiche Reisen durch alle Länder Europas, nach Algerien und Klein-Asien, Nordamerika, von Canada bis Südmexiko, Brasilien. Allen diesen Reisen ging ein gründliches Studium von Land und Leuten voran, Sprache, Litteratur, Geschichte, Ethnographie, Volksgebräuche, soziale Verhältnisse, staatliche Einrichtungen, Tier-, Pflanzen- und Steinwelt, Klima, Geographie, Geologie. Alles das musste vorerst gründlich studiert werden, bevor die Prinzessin den Fuss ins Land setzte. Wie nach jeder Richtung wohlvorbereitet die Prinzessin diese Studienreise zu machen pflegte, zeigen die beiden geographischen Werke, welche sie als Früchte ihrer Reisen durch Russland und Skandinavien veröffentlichte. Ihr erstes umfangreiches Werk, zum Teil von der Verfasserin illustriert, erschien im Jahre 1885 unter dem Titel: »Reiseeindrücke und Skizzen aus Russland« v. Th. v. Bayer*. Das zweite, gleichfalls von der Hand der Prinzessin mit Zeichnungen versehene Werk, welches im Jahre 1889 erschien, führt den Titel: »Über den Polarkreis, v. Th. v. Bayer*«. Ferner ist gegenwärtig ein ausführliches Werk über die Reise in Brasilien, an dem die Prinzessin 8 Jahre gearbeitet hat, erschienen. Von ihren mehrmonatlichen Reisen durch Amerika, in Brasilien und von Canada nach Südmexiko, wo sie 23 verschiedene Indianerstämme kennen gelernt hat, brachte sie eine reiche Ausbeute von zum Teil noch unbekannten, hochinteressanten Tieren, Pflanzen und Mineralien, sowie ethnographische Gegenstände mit. An kleineren Aufsätzen sind erschienen: »Ausflug nach Tunis«, »Augusta, Ferdinande, Prinzessin Luitpold von Bayern, geborene Prinzessin von Toscana«, »Cattleya Schilleriana Lind, Neuberts deutsches Gartenmagazin 1891«, »Über einige Fischarten Mexikos und die Seen, in welchen sie vorkommen, Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Wien, Band LXII«. Ausserdem sind in Zimmermann: »Fürstliche Schriftsteller des XIX. Jahrhunderts« verschiedene Gedichte der Prinzessin gedruckt worden, ein weiteres Gedicht in Suttners »Frühlingszeit«, andere werden demnächst in Zimmermanns »Krone und Lorbeer« erscheinen. Seit März 1892 ist die Prinzessin zum Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft in München, seit November 1892 zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften ebendaselbst ernannt. Eine Deputation der philosophischen Fakultät der Universität München hat auf Grund des Fakultätsbeschlusses
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0366] letzteren begründete Marien-Krankenküche führte die Prinzessin auf eigene Rechnung im Geiste der hohen Begründerin weiter fort. Man rühmt der Prinzessin eine seltene Vielseitigkeit, Gründlichkeit, schnelle Auffassung und zähe Ausdauer nach. Für Naturwissenschaften und Mathematik zeigte sie frühzeitig besondere Vorliebe. Ebenso verriet sie schon in jungen Jahren hohe Begabung für Musik, für Zeichnen und Malen. Auf der gewonnenen wissenschaftlichen Grundlage baute die Prinzessin ihr Wissen durch Selbststudien weiter aus, wobei sie mit besonderer Vorliebe Länder- und Völkerkunde, Zoologie und Paläontologie, Botanik u.v.a. studierte. Ganz aussergewöhnliches Talent zeigte sie für Sprachen, von denen sie in Wort und Schrift zwölf beherrscht. Vom Jahre 1871 angefangen, machte die Prinzessin grosse und zahlreiche Reisen durch alle Länder Europas, nach Algerien und Klein-Asien, Nordamerika, von Canada bis Südmexiko, Brasilien. Allen diesen Reisen ging ein gründliches Studium von Land und Leuten voran, Sprache, Litteratur, Geschichte, Ethnographie, Volksgebräuche, soziale Verhältnisse, staatliche Einrichtungen, Tier-, Pflanzen- und Steinwelt, Klima, Geographie, Geologie. Alles das musste vorerst gründlich studiert werden, bevor die Prinzessin den Fuss ins Land setzte. Wie nach jeder Richtung wohlvorbereitet die Prinzessin diese Studienreise zu machen pflegte, zeigen die beiden geographischen Werke, welche sie als Früchte ihrer Reisen durch Russland und Skandinavien veröffentlichte. Ihr erstes umfangreiches Werk, zum Teil von der Verfasserin illustriert, erschien im Jahre 1885 unter dem Titel: »Reiseeindrücke und Skizzen aus Russland« v. Th. v. Bayer*. Das zweite, gleichfalls von der Hand der Prinzessin mit Zeichnungen versehene Werk, welches im Jahre 1889 erschien, führt den Titel: »Über den Polarkreis, v. Th. v. Bayer*«. Ferner ist gegenwärtig ein ausführliches Werk über die Reise in Brasilien, an dem die Prinzessin 8 Jahre gearbeitet hat, erschienen. Von ihren mehrmonatlichen Reisen durch Amerika, in Brasilien und von Canada nach Südmexiko, wo sie 23 verschiedene Indianerstämme kennen gelernt hat, brachte sie eine reiche Ausbeute von zum Teil noch unbekannten, hochinteressanten Tieren, Pflanzen und Mineralien, sowie ethnographische Gegenstände mit. An kleineren Aufsätzen sind erschienen: »Ausflug nach Tunis«, »Augusta, Ferdinande, Prinzessin Luitpold von Bayern, geborene Prinzessin von Toscana«, »Cattleya Schilleriana Lind, Neuberts deutsches Gartenmagazin 1891«, »Über einige Fischarten Mexikos und die Seen, in welchen sie vorkommen, Denkschriften der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften zu Wien, Band LXII«. Ausserdem sind in Zimmermann: »Fürstliche Schriftsteller des XIX. Jahrhunderts« verschiedene Gedichte der Prinzessin gedruckt worden, ein weiteres Gedicht in Suttners »Frühlingszeit«, andere werden demnächst in Zimmermanns »Krone und Lorbeer« erscheinen. Seit März 1892 ist die Prinzessin zum Ehrenmitglied der Geographischen Gesellschaft in München, seit November 1892 zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften ebendaselbst ernannt. Eine Deputation der philosophischen Fakultät der Universität München hat auf Grund des Fakultätsbeschlusses

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-05-29T09:42:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-05-29T09:42:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pataky_lexikon02_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pataky_lexikon02_1898/366
Zitationshilfe: Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder. 2. Band: M-Z. Berlin, 1898, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pataky_lexikon02_1898/366>, abgerufen am 19.05.2024.