Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder. 1. Band: A-L. Berlin, 1898.Anregung. Der Besuch des Burgtheaters rief in ihr spontan den Wunsch wach, sich dem Schauspiel zu widmen, wozu sie sich durch ihr kräftiges Organ und die Leidenschaftlichkeit in der Auffassung dramatischer Charaktere berufen fühlte. Schauspieler ersten Ranges sprachen ihr Talent zu - doch sagte ihr die Bühnenkarriere aus sittlichen Gründen nicht zu. Das ernste Rollenstudium war aber ihren litterarischen Bestrebungen förderlich. Sie verfasste eine Reihe kleiner dramatischer Arbeiten. Eine Anzahl derselben erschien im "Famos!" und im "Dilettantentheater", Verlag von Levy & Müller, Stuttgart. Nun wandte sie sich neuerdings ihrer alten Liebe, der "Wissenschaft zu. Um ein Staatszeugnis zu erlangen, besuchte sie die höheren Jahrgänge der K. K. Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien; welche sie - trotzdem ein nervöses Kopfleiden sie längere Zeit quälte - mit Erfolg absolvierte. Im selben Jahre - 1889 - starb ihre Mutter nach dreimonatlichem Krankenlager. Clara Forstenheim suchte und fand in diesem herbsten Schmerze Trost in der Poesie. Sie wurde Lehrerin im Institute Hanausek in Wien; zugleich Mitarbeiterin von "Schule und Haus" der einzigen freisinnigen Elternzeitung Österreichs. Sie verfasste für dieselbe einen Aufsatz "Häusliche Nachhilfe", "Nur?" eine Erzählung, die das Leben einer pflichttreuen Lehrerin schildert und zehn "Psychologische Briefe", die für junge Mütter die Elemente der Seelenlehre enthalten. Ausserdem veröffentlichte sie zahlreiche Gedichte, sowie Novelletten und Feuilletons in verschiedenen Zeitschriften. 1892 erschien ihr erster Band "Gedichte". 1. Mädchenlieder, 2. Augenblicksbilder, 3. Gleichnisse. Im selben Jahre schloss sie einen Herzensbund mit dem K. K. Hauptmann Paul Kestranek, dem ältesten Sohne der Schriftstellerin Margarete Halm, dem sie am 8. September 1892 zum Altare folgte, worauf sich das junge Paar nach Raab in Ungarn in die Garnison des Gatten begab. Ihre Liebe war ihr ein Born neuer Lieder. Ihr Gatte - selbst auf militärischem Gebiete litterarisch thätig - förderte ihre litterarischen Bestrebungen nach jeder Richtung, so machte er mit ihr interessante Reisen, welche der Dichterin die Kenntnis fast aller Gauen des Vaterlandes und dessen Frauenleben vermittelten. Auf einer Reise durch Deutschland, welche ihr die Stätten klassischer Dichtung erschloss, und die persönliche Bekanntschaft der Leiterin des Vossischen Verlages - Frau Rosalie Stricker ermöglichte - erkrankte Clara Forstenheim lebensgefährlich, nachdem sie in Raab ihr erstgeborenes Söhnchen begraben musste. Gedichte und Märchen, die sie unter dem Titel "Seelenblüten" als Blumenstrauss nun vereinte, durfte sie der Gemahlin des Korpskommandanten ihres Gatten, Sr. K. K. Hoheit Erzherzog Friedrich, der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Isabella widmen. Sie bestanden aus: 1. Immortellen vom Grabe meiner Mutter, 2. Myrthen aus meinem Brautkranz, 3. Vergissmeinnicht vom Grabe meines Kindes, 4. Feldblumen von Ungarns Fluren, 5. Blaue Blumen der Romantik. Das Buch erschien im Vossischen Verlage, ebenso das nächstfolgende: "Amor in Uniform" Margarethe Halm zugeeignet. 9 Novelletten, die sie in den Garnisonen, - sie war mittlerweile nach Temesvar übersiedelt, Anregung. Der Besuch des Burgtheaters rief in ihr spontan den Wunsch wach, sich dem Schauspiel zu widmen, wozu sie sich durch ihr kräftiges Organ und die Leidenschaftlichkeit in der Auffassung dramatischer Charaktere berufen fühlte. Schauspieler ersten Ranges sprachen ihr Talent zu – doch sagte ihr die Bühnenkarriere aus sittlichen Gründen nicht zu. Das ernste Rollenstudium war aber ihren litterarischen Bestrebungen förderlich. Sie verfasste eine Reihe kleiner dramatischer Arbeiten. Eine Anzahl derselben erschien im »Famos!« und im »Dilettantentheater«, Verlag von Levy & Müller, Stuttgart. Nun wandte sie sich neuerdings ihrer alten Liebe, der »Wissenschaft zu. Um ein Staatszeugnis zu erlangen, besuchte sie die höheren Jahrgänge der K. K. Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien; welche sie – trotzdem ein nervöses Kopfleiden sie längere Zeit quälte – mit Erfolg absolvierte. Im selben Jahre – 1889 – starb ihre Mutter nach dreimonatlichem Krankenlager. Clara Forstenheim suchte und fand in diesem herbsten Schmerze Trost in der Poesie. Sie wurde Lehrerin im Institute Hanausek in Wien; zugleich Mitarbeiterin von »Schule und Haus« der einzigen freisinnigen Elternzeitung Österreichs. Sie verfasste für dieselbe einen Aufsatz »Häusliche Nachhilfe«, »Nur?« eine Erzählung, die das Leben einer pflichttreuen Lehrerin schildert und zehn »Psychologische Briefe«, die für junge Mütter die Elemente der Seelenlehre enthalten. Ausserdem veröffentlichte sie zahlreiche Gedichte, sowie Novelletten und Feuilletons in verschiedenen Zeitschriften. 1892 erschien ihr erster Band »Gedichte«. 1. Mädchenlieder, 2. Augenblicksbilder, 3. Gleichnisse. Im selben Jahre schloss sie einen Herzensbund mit dem K. K. Hauptmann Paul Kestřanek, dem ältesten Sohne der Schriftstellerin Margarete Halm, dem sie am 8. September 1892 zum Altare folgte, worauf sich das junge Paar nach Raab in Ungarn in die Garnison des Gatten begab. Ihre Liebe war ihr ein Born neuer Lieder. Ihr Gatte – selbst auf militärischem Gebiete litterarisch thätig – förderte ihre litterarischen Bestrebungen nach jeder Richtung, so machte er mit ihr interessante Reisen, welche der Dichterin die Kenntnis fast aller Gauen des Vaterlandes und dessen Frauenleben vermittelten. Auf einer Reise durch Deutschland, welche ihr die Stätten klassischer Dichtung erschloss, und die persönliche Bekanntschaft der Leiterin des Vossischen Verlages – Frau Rosalie Stricker ermöglichte – erkrankte Clara Forstenheim lebensgefährlich, nachdem sie in Raab ihr erstgeborenes Söhnchen begraben musste. Gedichte und Märchen, die sie unter dem Titel »Seelenblüten« als Blumenstrauss nun vereinte, durfte sie der Gemahlin des Korpskommandanten ihres Gatten, Sr. K. K. Hoheit Erzherzog Friedrich, der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Isabella widmen. Sie bestanden aus: 1. Immortellen vom Grabe meiner Mutter, 2. Myrthen aus meinem Brautkranz, 3. Vergissmeinnicht vom Grabe meines Kindes, 4. Feldblumen von Ungarns Fluren, 5. Blaue Blumen der Romantik. Das Buch erschien im Vossischen Verlage, ebenso das nächstfolgende: »Amor in Uniform« Margarethe Halm zugeeignet. 9 Novelletten, die sie in den Garnisonen, – sie war mittlerweile nach Temesvár übersiedelt, <TEI> <text> <body> <div type="lexiconEntry"> <p><pb facs="#f0440"/> Anregung. Der Besuch des Burgtheaters rief in ihr spontan den Wunsch wach, sich dem Schauspiel zu widmen, wozu sie sich durch ihr kräftiges Organ und die Leidenschaftlichkeit in der Auffassung dramatischer Charaktere berufen fühlte. Schauspieler ersten Ranges sprachen ihr Talent zu – doch sagte ihr die Bühnenkarriere aus sittlichen Gründen nicht zu. Das ernste Rollenstudium war aber ihren litterarischen Bestrebungen förderlich. Sie verfasste eine Reihe kleiner dramatischer Arbeiten. Eine Anzahl derselben erschien im »Famos!« und im »Dilettantentheater«, Verlag von Levy & Müller, Stuttgart. Nun wandte sie sich neuerdings ihrer alten Liebe, der »Wissenschaft zu. Um ein Staatszeugnis zu erlangen, besuchte sie die höheren Jahrgänge der K. K. Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien; welche sie – trotzdem ein nervöses Kopfleiden sie längere Zeit quälte – mit Erfolg absolvierte. Im selben Jahre – 1889 – starb ihre Mutter nach dreimonatlichem Krankenlager. Clara Forstenheim suchte und fand in diesem herbsten Schmerze Trost in der Poesie. Sie wurde Lehrerin im Institute Hanausek in Wien; zugleich Mitarbeiterin von »Schule und Haus« der einzigen freisinnigen Elternzeitung Österreichs. Sie verfasste für dieselbe einen Aufsatz »Häusliche Nachhilfe«, »Nur?« eine Erzählung, die das Leben einer pflichttreuen Lehrerin schildert und zehn »Psychologische Briefe«, die für junge Mütter die Elemente der Seelenlehre enthalten. Ausserdem veröffentlichte sie zahlreiche Gedichte, sowie Novelletten und Feuilletons in verschiedenen Zeitschriften. 1892 erschien ihr erster Band »Gedichte«. 1. Mädchenlieder, 2. Augenblicksbilder, 3. Gleichnisse. Im selben Jahre schloss sie einen Herzensbund mit dem K. K. Hauptmann Paul Kestřanek, dem ältesten Sohne der Schriftstellerin Margarete Halm, dem sie am 8. September 1892 zum Altare folgte, worauf sich das junge Paar nach Raab in Ungarn in die Garnison des Gatten begab. Ihre Liebe war ihr ein Born neuer Lieder. Ihr Gatte – selbst auf militärischem Gebiete litterarisch thätig – förderte ihre litterarischen Bestrebungen nach jeder Richtung, so machte er mit ihr interessante Reisen, welche der Dichterin die Kenntnis fast aller Gauen des Vaterlandes und dessen Frauenleben vermittelten. Auf einer Reise durch Deutschland, welche ihr die Stätten klassischer Dichtung erschloss, und die persönliche Bekanntschaft der Leiterin des Vossischen Verlages – Frau Rosalie Stricker ermöglichte – erkrankte Clara Forstenheim lebensgefährlich, nachdem sie in Raab ihr erstgeborenes Söhnchen begraben musste. Gedichte und Märchen, die sie unter dem Titel »Seelenblüten« als Blumenstrauss nun vereinte, durfte sie der Gemahlin des Korpskommandanten ihres Gatten, Sr. K. K. Hoheit Erzherzog Friedrich, der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Isabella widmen. Sie bestanden aus: 1. Immortellen vom Grabe meiner Mutter, 2. Myrthen aus meinem Brautkranz, 3. Vergissmeinnicht vom Grabe meines Kindes, 4. Feldblumen von Ungarns Fluren, 5. Blaue Blumen der Romantik. Das Buch erschien im Vossischen Verlage, ebenso das nächstfolgende: »Amor in Uniform« Margarethe Halm zugeeignet. 9 Novelletten, die sie in den Garnisonen, – sie war mittlerweile nach Temesvár übersiedelt, </p> </div> </body> </text> </TEI> [0440]
Anregung. Der Besuch des Burgtheaters rief in ihr spontan den Wunsch wach, sich dem Schauspiel zu widmen, wozu sie sich durch ihr kräftiges Organ und die Leidenschaftlichkeit in der Auffassung dramatischer Charaktere berufen fühlte. Schauspieler ersten Ranges sprachen ihr Talent zu – doch sagte ihr die Bühnenkarriere aus sittlichen Gründen nicht zu. Das ernste Rollenstudium war aber ihren litterarischen Bestrebungen förderlich. Sie verfasste eine Reihe kleiner dramatischer Arbeiten. Eine Anzahl derselben erschien im »Famos!« und im »Dilettantentheater«, Verlag von Levy & Müller, Stuttgart. Nun wandte sie sich neuerdings ihrer alten Liebe, der »Wissenschaft zu. Um ein Staatszeugnis zu erlangen, besuchte sie die höheren Jahrgänge der K. K. Lehrerinnenbildungsanstalt in Wien; welche sie – trotzdem ein nervöses Kopfleiden sie längere Zeit quälte – mit Erfolg absolvierte. Im selben Jahre – 1889 – starb ihre Mutter nach dreimonatlichem Krankenlager. Clara Forstenheim suchte und fand in diesem herbsten Schmerze Trost in der Poesie. Sie wurde Lehrerin im Institute Hanausek in Wien; zugleich Mitarbeiterin von »Schule und Haus« der einzigen freisinnigen Elternzeitung Österreichs. Sie verfasste für dieselbe einen Aufsatz »Häusliche Nachhilfe«, »Nur?« eine Erzählung, die das Leben einer pflichttreuen Lehrerin schildert und zehn »Psychologische Briefe«, die für junge Mütter die Elemente der Seelenlehre enthalten. Ausserdem veröffentlichte sie zahlreiche Gedichte, sowie Novelletten und Feuilletons in verschiedenen Zeitschriften. 1892 erschien ihr erster Band »Gedichte«. 1. Mädchenlieder, 2. Augenblicksbilder, 3. Gleichnisse. Im selben Jahre schloss sie einen Herzensbund mit dem K. K. Hauptmann Paul Kestřanek, dem ältesten Sohne der Schriftstellerin Margarete Halm, dem sie am 8. September 1892 zum Altare folgte, worauf sich das junge Paar nach Raab in Ungarn in die Garnison des Gatten begab. Ihre Liebe war ihr ein Born neuer Lieder. Ihr Gatte – selbst auf militärischem Gebiete litterarisch thätig – förderte ihre litterarischen Bestrebungen nach jeder Richtung, so machte er mit ihr interessante Reisen, welche der Dichterin die Kenntnis fast aller Gauen des Vaterlandes und dessen Frauenleben vermittelten. Auf einer Reise durch Deutschland, welche ihr die Stätten klassischer Dichtung erschloss, und die persönliche Bekanntschaft der Leiterin des Vossischen Verlages – Frau Rosalie Stricker ermöglichte – erkrankte Clara Forstenheim lebensgefährlich, nachdem sie in Raab ihr erstgeborenes Söhnchen begraben musste. Gedichte und Märchen, die sie unter dem Titel »Seelenblüten« als Blumenstrauss nun vereinte, durfte sie der Gemahlin des Korpskommandanten ihres Gatten, Sr. K. K. Hoheit Erzherzog Friedrich, der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Isabella widmen. Sie bestanden aus: 1. Immortellen vom Grabe meiner Mutter, 2. Myrthen aus meinem Brautkranz, 3. Vergissmeinnicht vom Grabe meines Kindes, 4. Feldblumen von Ungarns Fluren, 5. Blaue Blumen der Romantik. Das Buch erschien im Vossischen Verlage, ebenso das nächstfolgende: »Amor in Uniform« Margarethe Halm zugeeignet. 9 Novelletten, die sie in den Garnisonen, – sie war mittlerweile nach Temesvár übersiedelt,
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Zitationshilfe: | Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder. 1. Band: A-L. Berlin, 1898, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pataky_lexikon01_1898/440>, abgerufen am 23.07.2024. |