Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pasch, Johann Georg: Florilegium Fortificatorium Tripartitum Oder Anweisung zu der ietzigen Zeit üblichen Krieges-Bau-Kunst. Halle (Saale), 1662.

Bild:
<< vorherige Seite
oder Kriegs-Bau-Kunst.
9. Es kan kein Ort so wohl fortificiret werden/ daß nicht noch solten Mängel
und Vnvollkommenheiten/ bald hie und da fürlauffen/ doch in einem mehr als
im andern/ dannenhero je weniger Mängel ein Ort hat/ und je näher er der Per-
fection
und Vollkommenheit/ je besser ist er/ Vitiis sine nullus datur, optimus il-
le est locus, qui minimis urgetur.
10. Es wird nichts neues erfunden/ deme nicht etwas neues entgegen erdacht
und opponiret werden könte. Muß also ein verständiger Ingenieur stets/ nicht
allein bedacht seyn/ den alten und erfundenen Stratagematibus und Krieges-
Rencken/ sondern auch den neuen Inventionibus mit neuen Gegen-Erfindun-
gen zu begegnen/ denn nicht allein ein grössere Kunst/ des Feindes Stratagema-
tibus
und neuen Inventionibus zu remediren und zu begegnen/ als einen grossen
Ort zu fortificiren, sondern es wird auch der Feind viel eher und mehr durch
kluge Anschläge und Erfindung allerhand Stratagematen, als durch der Krieges-
Leute Wehr und Waffen über wunden/ und bißweilen mit wenig Krieges-Volck/
durch Hülffe verständiger Ingenieuren, eine grosse Schlacht verrichtet.
11. Die künstlichen Instrumenta Geometrica in dem fortificiren, sind manch-
mahl mehr hinder- als förderlich/ woraus zu ersehen/ daß ein guter Ingenieur
bißweilen dem Augenmaße nach/ viel leichter einen Ort fortificiren und abmes-
sen möge (im Fall der Noth und da man keine Zeit und Gelegenheit hat/ Instru-
menta
zu gebrauchen/ denn ausser diesem man dem Augenmaß nicht zu viel
trauen muß/ sonderlich so man Royal und beständige Wercke bauen wil) als
vieler Künstlichen Instrumenta sich zu gebrauchen. Nam in Mechanicis qui be-
ne con-
oder Kriegs-Bau-Kunſt.
9. Es kan kein Ort ſo wohl fortificiret werden/ daß nicht noch ſolten Maͤngel
und Vnvollkommenheiten/ bald hie und da fuͤrlauffen/ doch in einem mehr als
im andern/ dannenhero je weniger Maͤngel ein Ort hat/ und je naͤher er der Per-
fection
und Vollkommenheit/ je beſſer iſt er/ Vitiis ſine nullus datur, optimus il-
le eſt locus, qui minimis urgetur.
10. Es wird nichts neues erfunden/ deme nicht etwas neues entgegen erdacht
und opponiret werden koͤnte. Muß alſo ein verſtaͤndiger Ingenieur ſtets/ nicht
allein bedacht ſeyn/ den alten und erfundenen Stratagematibus und Krieges-
Rencken/ ſondern auch den neuen Inventionibus mit neuen Gegen-Erfindun-
gen zu begegnen/ denn nicht allein ein groͤſſere Kunſt/ des Feindes Stratagema-
tibus
und neuen Inventionibus zu remediren und zu begegnen/ als einen groſſen
Ort zu fortificiren, ſondern es wird auch der Feind viel eher und mehr durch
kluge Anſchlaͤge und Erfindung allerhand Stratagematen, als durch der Krieges-
Leute Wehr und Waffen uͤber wunden/ und bißweilen mit wenig Krieges-Volck/
durch Huͤlffe verſtaͤndiger Ingenieuren, eine groſſe Schlacht verrichtet.
11. Die kuͤnſtlichen Inſtrumenta Geometrica in dem fortificiren, ſind manch-
mahl mehr hinder- als foͤrderlich/ woraus zu erſehen/ daß ein guter Ingenieur
bißweilen dem Augenmaße nach/ viel leichter einen Ort fortificiren und abmeſ-
ſen moͤge (im Fall der Noth und da man keine Zeit und Gelegenheit hat/ Inſtru-
menta
zu gebrauchen/ denn auſſer dieſem man dem Augenmaß nicht zu viel
trauen muß/ ſonderlich ſo man Royal und beſtaͤndige Wercke bauen wil) als
vieler Kuͤnſtlichen Inſtrumenta ſich zu gebrauchen. Nam in Mechanicis qui be-
nè con-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0095" n="83"/>
          <fw place="top" type="header">oder Kriegs-Bau-Kun&#x017F;t.</fw><lb/>
          <list>
            <item>9. Es kan kein Ort &#x017F;o wohl <hi rendition="#aq">fortificiret</hi> werden/ daß nicht noch &#x017F;olten Ma&#x0364;ngel<lb/>
und Vnvollkommenheiten/ bald hie und da fu&#x0364;rlauffen/ doch in einem mehr als<lb/>
im andern/ dannenhero je weniger Ma&#x0364;ngel ein Ort hat/ und je na&#x0364;her er der <hi rendition="#aq">Per-<lb/>
fection</hi> und Vollkommenheit/ je be&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t er/ <hi rendition="#aq">Vitiis &#x017F;ine nullus datur, optimus il-<lb/>
le e&#x017F;t locus, qui minimis urgetur.</hi></item><lb/>
            <item>10. Es wird nichts neues erfunden/ deme nicht etwas neues entgegen erdacht<lb/>
und <hi rendition="#aq">opponiret</hi> werden ko&#x0364;nte. Muß al&#x017F;o ein ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger <hi rendition="#aq">Ingenieur</hi> &#x017F;tets/ nicht<lb/>
allein bedacht &#x017F;eyn/ den alten und erfundenen <hi rendition="#aq">Stratagematibus</hi> und Krieges-<lb/>
Rencken/ &#x017F;ondern auch den neuen <hi rendition="#aq">Inventionibus</hi> mit neuen Gegen-Erfindun-<lb/>
gen zu begegnen/ denn nicht allein ein gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Kun&#x017F;t/ des Feindes <hi rendition="#aq">Stratagema-<lb/>
tibus</hi> und neuen <hi rendition="#aq">Inventionibus</hi> zu <hi rendition="#aq">remediren</hi> und zu begegnen/ als einen gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ort zu <hi rendition="#aq">fortificiren,</hi> &#x017F;ondern es wird auch der Feind viel eher und mehr durch<lb/>
kluge An&#x017F;chla&#x0364;ge und Erfindung allerhand <hi rendition="#aq">Stratagematen,</hi> als durch der Krieges-<lb/>
Leute Wehr und Waffen u&#x0364;ber wunden/ und bißweilen mit wenig Krieges-Volck/<lb/>
durch Hu&#x0364;lffe ver&#x017F;ta&#x0364;ndiger <hi rendition="#aq">Ingenieuren,</hi> eine gro&#x017F;&#x017F;e Schlacht verrichtet.</item><lb/>
            <item>11. Die ku&#x0364;n&#x017F;tlichen <hi rendition="#aq">In&#x017F;trumenta Geometrica</hi> in dem <hi rendition="#aq">fortificiren,</hi> &#x017F;ind manch-<lb/>
mahl mehr hinder- als fo&#x0364;rderlich/ woraus zu er&#x017F;ehen/ daß ein guter <hi rendition="#aq">Ingenieur</hi><lb/>
bißweilen dem Augenmaße nach/ viel leichter einen Ort <hi rendition="#aq">fortificiren</hi> und abme&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en mo&#x0364;ge (im Fall der Noth und da man keine Zeit und Gelegenheit hat/ <hi rendition="#aq">In&#x017F;tru-<lb/>
menta</hi> zu gebrauchen/ denn au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;em man dem Augenmaß nicht zu viel<lb/>
trauen muß/ &#x017F;onderlich &#x017F;o man Royal und be&#x017F;ta&#x0364;ndige Wercke bauen wil) als<lb/>
vieler Ku&#x0364;n&#x017F;tlichen <hi rendition="#aq">In&#x017F;trumenta</hi> &#x017F;ich zu gebrauchen. <hi rendition="#aq">Nam in Mechanicis qui be-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">nè con-</hi></fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0095] oder Kriegs-Bau-Kunſt. 9. Es kan kein Ort ſo wohl fortificiret werden/ daß nicht noch ſolten Maͤngel und Vnvollkommenheiten/ bald hie und da fuͤrlauffen/ doch in einem mehr als im andern/ dannenhero je weniger Maͤngel ein Ort hat/ und je naͤher er der Per- fection und Vollkommenheit/ je beſſer iſt er/ Vitiis ſine nullus datur, optimus il- le eſt locus, qui minimis urgetur. 10. Es wird nichts neues erfunden/ deme nicht etwas neues entgegen erdacht und opponiret werden koͤnte. Muß alſo ein verſtaͤndiger Ingenieur ſtets/ nicht allein bedacht ſeyn/ den alten und erfundenen Stratagematibus und Krieges- Rencken/ ſondern auch den neuen Inventionibus mit neuen Gegen-Erfindun- gen zu begegnen/ denn nicht allein ein groͤſſere Kunſt/ des Feindes Stratagema- tibus und neuen Inventionibus zu remediren und zu begegnen/ als einen groſſen Ort zu fortificiren, ſondern es wird auch der Feind viel eher und mehr durch kluge Anſchlaͤge und Erfindung allerhand Stratagematen, als durch der Krieges- Leute Wehr und Waffen uͤber wunden/ und bißweilen mit wenig Krieges-Volck/ durch Huͤlffe verſtaͤndiger Ingenieuren, eine groſſe Schlacht verrichtet. 11. Die kuͤnſtlichen Inſtrumenta Geometrica in dem fortificiren, ſind manch- mahl mehr hinder- als foͤrderlich/ woraus zu erſehen/ daß ein guter Ingenieur bißweilen dem Augenmaße nach/ viel leichter einen Ort fortificiren und abmeſ- ſen moͤge (im Fall der Noth und da man keine Zeit und Gelegenheit hat/ Inſtru- menta zu gebrauchen/ denn auſſer dieſem man dem Augenmaß nicht zu viel trauen muß/ ſonderlich ſo man Royal und beſtaͤndige Wercke bauen wil) als vieler Kuͤnſtlichen Inſtrumenta ſich zu gebrauchen. Nam in Mechanicis qui be- nè con-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pascha_kriegsbaukunst_1662
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pascha_kriegsbaukunst_1662/95
Zitationshilfe: Pasch, Johann Georg: Florilegium Fortificatorium Tripartitum Oder Anweisung zu der ietzigen Zeit üblichen Krieges-Bau-Kunst. Halle (Saale), 1662, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pascha_kriegsbaukunst_1662/95>, abgerufen am 08.05.2024.