Als einen karakteristischen Unterschied des Menschen hat man es angegeben, dass ihm der Intermaxillarknochen fehle, der die Schneidezähne enthält: allein bei einigen Affen fehlt er auch, welche statt dessen Suturen haben, grade wie die Suturae spu- riae im Munde des Menschen. Die neuen schönen Untersuchun- gen darüber zeigen, dass wo diese Suturen fehlen, sie durch die Struktur der Lamellen angedeutet werden, wenn man den Kno- chen zersägt. Bei den tieferen Klassen treten die Knochen an die Stelle der Suturen.
Mekel in Halle fand, dass beim Neger die Nerven des 5ten Paares allemal dikker sind. Diejenigen, welche sich freuen, wozu ich nicht gehöre, dass die Neger etwas thierisches an sich haben, werden hier den thierischen Karakter ganz deutlich ausgesprochen finden.
Die mehr ausgedrükte Existenz eines Kinnes, durch das Her- vortreten des Unterkiefers veranlast, ist kein hinlänglich-un- terscheidendes Merkmal für den Menschen; eben so wenig, wie die regelmässige Anwesenheit des Hirnsandes, der sich auch beim Damhirsch findet. Auch sie schiefe Lage des Herzens ist nicht karakterisirend genug. Die grössere Ausbildung der
[9]5.
gen solle, ist ein Irthum.
Als einen karakteristischen Unterschied des Menschen hat man es angegeben, dass ihm der Intermaxillarknochen fehle, der die Schneidezähne enthält: allein bei einigen Affen fehlt er auch, welche statt dessen Suturen haben, grade wie die Suturae spu- riae im Munde des Menschen. Die neuen schönen Untersuchun- gen darüber zeigen, dass wo diese Suturen fehlen, sie durch die Struktur der Lamellen angedeutet werden, wenn man den Kno- chen zersägt. Bei den tieferen Klassen treten die Knochen an die Stelle der Suturen.
Mekel in Halle fand, dass beim Neger die Nerven des 5ten Paares allemal dikker sind. Diejenigen, welche sich freuen, wozu ich nicht gehöre, dass die Neger etwas thierisches an sich haben, werden hier den thierischen Karakter ganz deutlich ausgesprochen finden.
Die mehr ausgedrükte Existenz eines Kinnes, durch das Her- vortreten des Unterkiefers veranlast, ist kein hinlänglich-un- terscheidendes Merkmal für den Menschen; eben so wenig, wie die regelmässige Anwesenheit des Hirnsandes, der sich auch beim Damhirsch findet. Auch sie schiefe Lage des Herzens ist nicht karakterisirend genug. Die grössere Ausbildung der
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gen solle, ist ein Irthum.
Als einen karakteristischen Unterschied des Menschen hat man
es angegeben, dass ihm der Intermaxillarknochen fehle, der die
Schneidezähne enthält: allein bei einigen Affen fehlt er auch,
welche statt dessen Suturen haben, grade wie die Suturae spu-
riae im Munde des Menschen. Die neuen schönen Untersuchun-
gen darüber zeigen, dass wo diese Suturen fehlen, sie durch die
Struktur der Lamellen angedeutet werden, wenn man den Kno-
chen zersägt. Bei den tieferen Klassen treten die Knochen an
die Stelle der Suturen.
Mekel in Halle fand, dass beim Neger die Nerven des 5
Paares allemal dikker sind. Diejenigen, welche sich freuen, wozu ich
nicht gehöre, dass die Neger etwas thierisches an sich haben, werden
hier den thierischen Karakter ganz deutlich ausgesprochen finden.
Die mehr ausgedrükte Existenz eines Kinnes, durch das Her-
vortreten des Unterkiefers veranlast, ist kein hinlänglich-un-
terscheidendes Merkmal für den Menschen; eben so wenig, wie
die regelmässige Anwesenheit des Hirnsandes, der sich auch
beim Damhirsch findet. Auch sie schiefe Lage des Herzens
ist nicht karakterisirend genug. Die grössere Ausbildung der
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 380r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/763>, abgerufen am 24.11.2024.
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