2, mit der physischen Geschichte der Menschenracen; eben so wie Geologie und Geognosie streng geschieden werden müssen.
Wir haben gesehn, dass die Flexibilität der menschlichen Natur nicht von der grösseren Blutwärme oder von der Eigenschaft herrührt, sich eine eigne Temperatur zu bilden, sondern von der Intelligenz, die sich als Willenskraft ausspricht, und dass die ungebildeten Völker am we- nigsten Biegsamkeit haben. Die Missionare in Südamerika wissen sehr wohl, wie gefährlich es ist, die Waldindianer in die Ebne zu ver- pflanzen: denn es sterben 60-70 Prozent davon. Wenn man sieht, dass die Neger aus Afrika welche durch die Grausamkeit der Europäer nach dem neuen Kontinent geschlept werden, hier sehr gut aus- dauern, so liegt dies nicht an der grösseren Flexibilität ihrer Na- tur, als sondern daran, dass 1/3 oder 1/4 von ihnen auf der Überfahrt sterben, also kommen schon die an sich stärkeren nach Amerika hin.
Man hat lange geglaubt, dass die Menschen allein Stimmwerk- zeuge zu einer artikulirten Sprache haben. Camper war der Meinung, dass der Larynx der Affen von dem der Menschen verschieden sei. Einige wilde Völker behaupten, dass die Affen leise unter sich sprechen, weil, wenn die Menschen es hörten, man sie zur Arbeit zwingen würde. Es ist aber gewis, dass sie stumm sind, nicht weil ihr Larynx anders gebaut ist, sondern weil sie sich nichts zu sagen haben, wie
2, mit der physischen Geschichte der Menschenracen; eben so wie Geologie und Geognosie streng geschieden werden müssen.
Wir haben gesehn, dass die Flexibilität der menschlichen Natur nicht von der grösseren Blutwärme oder von der Eigenschaft herrührt, sich eine eigne Temperatur zu bilden, sondern von der Intelligenz, die sich als Willenskraft ausspricht, und dass die ungebildeten Völker am we- nigsten Biegsamkeit haben. Die Missionare in Südamerika wissen sehr wohl, wie gefährlich es ist, die Waldindianer in die Ebne zu ver- pflanzen: denn es sterben 60–70 Prozent davon. Wenn man sieht, dass die Neger aus Afrika ⎡welche durch die Grausamkeit der Europäer nach dem neuen Kontinent geschlept werden, hier sehr gut aus- dauern, so liegt dies nicht an der grösseren Flexibilität ihrer Na- tur, als sondern daran, dass ⅓ oder ¼ von ihnen auf der Überfahrt sterben, also kommen schon die an sich stärkeren nach Amerika hin.
Man hat lange geglaubt, dass die Menschen allein Stimmwerk- zeuge zu einer artikulirten Sprache haben. Camper war der Meinung, dass der Larynx der Affen von dem der Menschen verschieden sei. Einige wilde Völker behaupten, dass die Affen leise unter sich sprechen, weil, wenn die Menschen es hörten, man sie zur Arbeit zwingen würde. Es ist aber gewis, dass sie stumm sind, nicht weil ihr Larynx anders gebaut ist, sondern weil sie sich nichts zu sagen haben, wie
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[379r/0761]
2, mit der physischen Geschichte der Menschenracen; eben so wie Geologie
und Geognosie streng geschieden werden müssen.
Wir haben gesehn, dass die Flexibilität der menschlichen Natur nicht
von der grösseren Blutwärme oder von der Eigenschaft herrührt, sich
eine eigne Temperatur zu bilden, sondern von der Intelligenz, die sich
als Willenskraft ausspricht, und dass die ungebildeten Völker am we-
nigsten Biegsamkeit haben. Die Missionare in Südamerika wissen
sehr wohl, wie gefährlich es ist, die Waldindianer in die Ebne zu ver-
pflanzen: denn es sterben 60–70 pr. Cent davon. Wenn man sieht,
dass die Neger aus Afrika welche durch die Grausamkeit der Europäer
nach dem neuen Kontinent geschlept werden, hier sehr gut aus-
dauern, so liegt dies nicht an der grösseren Flexibilität ihrer Na-
tur, sondern daran, dass ⅓ oder ¼ von ihnen auf der Überfahrt
sterben, also kommen schon die an sich stärkeren nach Amerika hin.
Man hat lange geglaubt, dass die Menschen allein Stimmwerk-
zeuge zu einer artikulirten Sprache haben. Camper war der Meinung,
dass der Larynx der Affen von dem der Menschen verschieden sei.
Einige wilde Völker behaupten, dass die Affen leise unter sich sprechen,
weil, wenn die Menschen es hörten, man sie zur Arbeit zwingen
würde. Es ist aber gewis, dass sie stumm sind, nicht weil ihr Larynx
anders gebaut ist, sondern weil sie sich nichts zu sagen haben, wie
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 379r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/761>, abgerufen am 21.11.2024.
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