grosser Unterschied der Lebensweise. Dicranum glaucum lebt gesel- lig, die Hypna-arten einsam.
Die Frage, woraus ein Wald besteht, die man bei uns sehr leicht beantworten kann, hat unter den Tropen keinen Sinn: denn die ver- schiedensten Formen folgen ununterbrochen auf einander: Die Gluut- tiferae und Laurus-arten, einige Amenthaceen, KCroton argenteum pp. Die Cactus-arten, und besonders die welche man zu den Cerei rechnet: erreichen eine Höhe von 25-30 Fus, und stehn wie Orgelpfeifen neben einande[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]r: in dem gegenüberliegenden Afrika werden sie durch die Euphorbien ersezt: so dass ein Schiffer, der an einer der beiden Küsten landete, schon aus der Pflanzenphysiognomie des Landes urtheilen könte, in welchem Welttheil er sich befände. Nach den alten spanischen Gesezen soll jede Festung mit Cactusartpflan- zungen umgeben sein, wie z. B. Carthagena, weil diese einen undurchdringlichen Wall bilden.
Durch die Bambusaceen werden die Tropenländer überall verschönert: besonders durch das grosse: Arundo Bambus, wel- ches schon zu Onei Sikritus? Zeiten berühmt war, der den Alexander auf seinem Zuge begleitete. Es giebt Gräser unter den Tropen,
grosser Unterschied der Lebensweise. Dicranum glaucum lebt gesel- lig, die Hypna-arten einsam.
Die Frage, woraus ein Wald besteht, die man bei uns sehr leicht beantworten kann, hat unter den Tropen keinen Sinn: denn die ver- schiedensten Formen folgen ununterbrochen auf einander: Die Gluut- tiferae und Laurus-arten, einige Amenth⎡aceen, KCroton argenteum pp. Die Cactus-arten, und besonders die welche man zu den Cerei rechnet: erreichen eine Höhe von 25–30 Fus, und stehn wie Orgelpfeifen neben einande[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]r: in dem gegenüberliegenden Afrika werden sie durch die Euphorbien ersezt: so dass ein Schiffer, der an einer der beiden Küsten landete, schon aus der Pflanzenphysiognomie des Landes urtheilen könte, in welchem Welttheil er sich befände. Nach den alten spanischen Gesezen soll jede Festung mit Cactusartpflan- zungen umgeben sein, wie z. B. Carthagena, weil diese einen undurchdringlichen Wall bilden.
Durch die Bambusaceen werden die Tropenländer überall verschönert: besonders durch das grosse: Arundo Bambus, wel- ches schon zu ⎡Onei Sikritus? Zeiten berühmt war, der den Alexander auf seinem Zuge begleitete. Es giebt Gräser unter den Tropen,
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="56"><p><pbfacs="#f0716"n="356v"/>
grosser Unterschied der Lebensweise. Dicranum glaucum lebt gesel-<lb/>
lig, die Hypna-arten einsam.</p><lb/><p>Die Frage, woraus ein Wald besteht, die man bei uns sehr leicht<lb/>
beantworten kann, hat unter den Tropen keinen Sinn: denn die ver-<lb/>
schiedensten Formen folgen ununterbrochen auf einander: Die G<subst><delrendition="#s"hand="#GP_pencil">lu</del><addplace="superlinear"hand="#GP_pencil">ut</add></subst>-<lb/>
tiferae und Laurus-arten, einige Ament<delrendition="#s"hand="#GP_pencil">h</del><addplace="superlinear"><metamark/>ace</add>en, <subst><delrendition="#s"hand="#GP_pencil">K</del><addplace="superlinear"hand="#GP_pencil">C</add></subst>roton argenteum <choice><orig>p</orig><regresp="#CT">pp.</reg></choice><lb/>
Die Cactus-arten, und besonders die welche man zu den Cerei rechnet:<lb/>
erreichen eine Höhe von 25–30 Fus, und stehn wie Orgelpfeifen<lb/>
neben einande<subst><delrendition="#ow"><gapreason="illegible"unit="chars"quantity="1"/></del><addplace="across">r</add></subst>: in dem gegenüberliegenden Afrika werden sie durch<lb/>
die Euphorbien ersezt: so dass ein Schiffer, der an einer der beiden<lb/>
Küsten landete, schon aus der Pflanzenphysiognomie des Landes<lb/>
urtheilen könte, in welchem Welttheil er sich befände. Nach den<lb/>
alten spanischen Gesezen soll jede Festung mit Cactus<delrendition="#s">art</del>pflan-<lb/>
zungen umgeben sein, wie z. B. Carthagena, weil diese einen<lb/>
undurchdringlichen Wall bilden.</p><lb/><p>Durch die Bambusaceen werden die Tropenländer überall<lb/>
verschönert: besonders durch das grosse: Arundo Bambus, wel-<lb/>
ches schon zu <metamark/><persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-102401063 http://d-nb.info/gnd/102401063"><addplace="superlinear"hand="#GP_pencil">Onei </add>Sikritus</persName><metamark>?</metamark> Zeiten berühmt war, der den <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118501828 http://d-nb.info/gnd/118501828">Alexander</persName><lb/>
auf seinem Zuge begleitete. Es giebt Gräser unter den Tropen,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[356v/0716]
grosser Unterschied der Lebensweise. Dicranum glaucum lebt gesel-
lig, die Hypna-arten einsam.
Die Frage, woraus ein Wald besteht, die man bei uns sehr leicht
beantworten kann, hat unter den Tropen keinen Sinn: denn die ver-
schiedensten Formen folgen ununterbrochen auf einander: Die Gut-
tiferae und Laurus-arten, einige Amentaceen, Croton argenteum p
Die Cactus-arten, und besonders die welche man zu den Cerei rechnet:
erreichen eine Höhe von 25–30 Fus, und stehn wie Orgelpfeifen
neben einander: in dem gegenüberliegenden Afrika werden sie durch
die Euphorbien ersezt: so dass ein Schiffer, der an einer der beiden
Küsten landete, schon aus der Pflanzenphysiognomie des Landes
urtheilen könte, in welchem Welttheil er sich befände. Nach den
alten spanischen Gesezen soll jede Festung mit Cactuspflan-
zungen umgeben sein, wie z. B. Carthagena, weil diese einen
undurchdringlichen Wall bilden.
Durch die Bambusaceen werden die Tropenländer überall
verschönert: besonders durch das grosse: Arundo Bambus, wel-
ches schon zu Onei Sikritus ? Zeiten berühmt war, der den Alexander
auf seinem Zuge begleitete. Es giebt Gräser unter den Tropen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 356v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/716>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.