sondern auch in der Nacht haeben und senken sich die kleinen Blät- chen, welche am Stamme sizen, ohne dass wir einen äussern Grund dafür finden können. - Hedwig fand einen scheinbaren Grund der Theilung in den Fortpflanzungswerkzeugen, die bei den Pflanzen abfallend, decidua bei den Thieren bleibend permanentia, sind: allein er irte darin, dass er die Pflanze als ein Ganzes betrach- tete, während man dies nur von der Blüte sagen solte. Bei Pflanzen, wo die Geschlechter getrent sind, ist dies am auffallendsten, hier kann man unmöglich jede Pflanze ein Ganzes nennen. Die Gemmen mit den männlichen und weiblichen Genitalien sind oft weit entfernt von einander: daher mus man jede Pflanze als eine Zusammensezung von mehreren Gemmen betrachten, die ein Leben für sich haben: blühen, welken, und abfallen. - Man hat einen Unterschied aus der Chemie nehmen wollen, und gesagt, dass die Thiere Stikstof enthalten, die Pflanzen aber nicht: in- dessen kenne wir viele Thiere, welche keinen Stikstof enthalten. - Eben so wenig ist es richtig, dass die Nahrung der Pflanzen aus dem Unorganischen hergenommen sei, die der Thiere aus den Organischen: ich erinre nur an die Respirazion, eine Hauptnah-
sondern auch in der Nacht haeben und senken sich die kleinen Blät- chen, welche am Stamme sizen, ohne dass wir einen äussern Grund dafür finden können. – Hedwig fand einen scheinbaren Grund der Theilung in den Fortpflanzungswerkzeugen, die bei den Pflanzen abfallend, decidua bei den Thieren bleibend permanentia, sind: allein er irte darin, dass er die Pflanze als ein Ganzes betrach- tete, während man dies nur von der Blüte sagen solte. Bei Pflanzen, wo die Geschlechter getrent sind, ist dies am auffallendsten, hier kann man unmöglich jede Pflanze ein Ganzes nennen. Die Gemmen mit den männlichen und weiblichen Genitalien sind oft weit entfernt von einander: daher mus man jede Pflanze als eine Zusammensezung von mehreren Gemmen betrachten, die ein Leben für sich haben: blühen, welken, und abfallen. – Man hat einen Unterschied aus der Chemie nehmen wollen, und gesagt, dass die Thiere Stikstof enthalten, die Pflanzen aber nicht: in- dessen kenne wir viele Thiere, welche keinen Stikstof enthalten. – Eben so wenig ist es richtig, dass die Nahrung der Pflanzen aus dem Unorganischen hergenommen sei, die der Thiere aus den Organischen: ich erinre nur an die Respirazion, eine Hauptnah-
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[342v/0688]
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dafür finden können. – Hedwig fand einen scheinbaren Grund
der Theilung in den Fortpflanzungswerkzeugen, die bei den
Pflanzen abfallend, decidua bei den Thieren bleibend permanentia,
sind: allein er irte darin, dass er die Pflanze als ein Ganzes betrach-
tete, während man dies nur von der Blüte sagen solte. Bei
Pflanzen, wo die Geschlechter getrent sind, ist dies am auffallendsten,
hier kann man unmöglich jede Pflanze ein Ganzes nennen. Die
Gemmen mit den männlichen und weiblichen Genitalien sind oft
weit entfernt von einander: daher mus man jede Pflanze als eine
Zusammensezung von mehreren Gemmen betrachten, die ein
Leben für sich haben: blühen, welken, und abfallen. – Man hat
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dass die Thiere Stikstof enthalten, die Pflanzen aber nicht: in-
dessen kenne wir viele Thiere, welche keinen Stikstof enthalten.
– Eben so wenig ist es richtig, dass die Nahrung der Pflanzen
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 342v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/688>, abgerufen am 27.11.2024.
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