Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Früher wurde es algemein angenommen, dass alles organische
mit dem Lichte in Verbindung stehe, und Lavoisier erklärte
daher auf eine schöne Art den Mythus vom Prometheus.
Im algemeinen ist es wahr, dass alle organischen Wesen das
Licht lieben, allein es giebt Ausnahmen: man findet unter-
irdische Pflanzen und Insekten bis zu einer grossen Tiefe unter
der Oberfläche der Erde. Man glaubte, dass dies in den Berg-
werken eine Folge des Zimmerholzes sei, mit dem diese Geschö-
pfe heruntergebracht wären: allein während meines bergmän-
nischen Lebens fand ich oft solche Pflanzen auf Strekken, wo
gar kein Holz angewandt worden [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen]war. Ich war in der Gailen-
reuter Höhle gegenwärtig, als ein Theil derselben durch
Schiessen eröfnet wurde, und fand im Innern an den
Wänden eine eigne Lichen-art, die ich auch beschrieben habe,
wie Epheu rankend ausgebreitet. Mögen nun auch die Samen
davon durch das tröpfelnde Wasser herabgekommen sein, so
keimten und wuchsen sie doch dort unten in einer volkomnen
Dunkelheit. Die grüne Farbe scheint nur durch eine aAn-
samlung von Wasserstof und Stikstof hervorgerufen zu

Früher wurde es algemein angenommen, dass alles organische
mit dem Lichte in Verbindung stehe, und Lavoisier erklärte
daher auf eine schöne Art den Mythus vom Prometheus.
Im algemeinen ist es wahr, dass alle organischen Wesen das
Licht lieben, allein es giebt Ausnahmen: man findet unter-
irdische Pflanzen und Insekten bis zu einer grossen Tiefe unter
der Oberfläche der Erde. Man glaubte, dass dies in den Berg-
werken eine Folge des Zimmerholzes sei, mit dem diese Geschö-
pfe heruntergebracht wären: allein während meines bergmän-
nischen Lebens fand ich oft solche Pflanzen auf Strekken, wo
gar kein Holz angewandt worden [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen]war. Ich war in der Gailen-
reuter Höhle gegenwärtig, als ein Theil derselben durch
Schiessen eröfnet wurde, und fand im Innern an den
Wänden eine eigne Lichen-art, die ich auch beschrieben habe,
wie Epheu rankend ausgebreitet. Mögen nun auch die Samen
davon durch das tröpfelnde Wasser herabgekommen sein, so
keimten und wuchsen sie doch dort unten in einer volkomnen
Dunkelheit. Die grüne Farbe scheint nur durch eine aAn-
samlung von Wasserstof und Stikstof hervorgerufen zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="54">
          <pb facs="#f0682" n="339v"/>
          <p>Früher wurde es algemein angenommen, dass alles organische<lb/>
mit dem Lichte in Verbindung stehe, und <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11857034X http://d-nb.info/gnd/11857034X">Lavoisier</persName> erklärte<lb/>
daher auf eine schöne Art den Mythus vom Prometheus.<lb/>
Im algemeinen ist es wahr, dass alle organischen Wesen das<lb/>
Licht lieben, allein es giebt Ausnahmen: man findet unter-<lb/>
irdische Pflanzen und Insekten bis zu einer grossen Tiefe unter<lb/>
der Oberfläche der Erde. Man glaubte, dass dies in den Berg-<lb/>
werken eine Folge des Zimmerholzes sei, mit dem diese Geschö-<lb/>
pfe heruntergebracht wären: allein während meines bergmän-<lb/>
nischen Lebens fand ich oft solche Pflanzen auf Strekken, wo<lb/>
gar kein Holz angewandt worden <subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="3"/></del><add place="across">war</add></subst>. Ich war in der Gailen-<lb/>
reuter Höhle gegenwärtig, als ein Theil derselben durch<lb/>
Schiessen eröfnet wurde, und fand im Innern an den<lb/>
Wänden eine eigne Lichen-art, die ich auch beschrieben habe,<lb/>
wie Epheu rankend ausgebreitet. Mögen nun auch die Samen<lb/>
davon durch das tröpfelnde Wasser herabgekommen sein, so<lb/>
keimten und wuchsen sie doch dort unten in einer volkomnen<lb/>
Dunkelheit. Die grüne Farbe scheint nur durch eine <subst><del rendition="#ow">a</del><add place="across">A</add></subst>n-<lb/>
samlung von Wasserstof und Stikstof hervorgerufen zu<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339v/0682] Früher wurde es algemein angenommen, dass alles organische mit dem Lichte in Verbindung stehe, und Lavoisier erklärte daher auf eine schöne Art den Mythus vom Prometheus. Im algemeinen ist es wahr, dass alle organischen Wesen das Licht lieben, allein es giebt Ausnahmen: man findet unter- irdische Pflanzen und Insekten bis zu einer grossen Tiefe unter der Oberfläche der Erde. Man glaubte, dass dies in den Berg- werken eine Folge des Zimmerholzes sei, mit dem diese Geschö- pfe heruntergebracht wären: allein während meines bergmän- nischen Lebens fand ich oft solche Pflanzen auf Strekken, wo gar kein Holz angewandt worden war. Ich war in der Gailen- reuter Höhle gegenwärtig, als ein Theil derselben durch Schiessen eröfnet wurde, und fand im Innern an den Wänden eine eigne Lichen-art, die ich auch beschrieben habe, wie Epheu rankend ausgebreitet. Mögen nun auch die Samen davon durch das tröpfelnde Wasser herabgekommen sein, so keimten und wuchsen sie doch dort unten in einer volkomnen Dunkelheit. Die grüne Farbe scheint nur durch eine An- samlung von Wasserstof und Stikstof hervorgerufen zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/682
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 339v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/682>, abgerufen am 23.11.2024.