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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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net, dass eine Wurfkraft von 7100 Fus in der 1ten Sekunde dazu gehört
um die Steine vom Monde auf die Erde zu schleudern: also 4 mal
stärker als eine Kanonenkugel. Laplace fand, dass auf diese Art
ein Stein in 21/2 Tagen zu uns kommen könne: allein Olbers bewies
mit musterhaftem Scharfsinn, dass Laplace dabei nicht auf die
Translazion des Mondes gerechnet habe, und dass, wenn man diese
in Anschlag bringt, die Steine aus den Mondvulkanen Erdsatelli-
ten werden würden. Im Jahre 1660 wurde in Mayland ein Fran-
ziskanermönch durch einen Meteorstein getödtet, wie der Physiker
Tortona berichtet, und schon um dieselbe [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]Zeit 1660, sagte Turzago
in einem Memoire darüber: dass der Stein aus dem Monde gekom-
men sei. 3, und dies ist das wahrscheinlichste, dass die Steine im
Weltraume selbst herumfliegen, welches von Chladni zuerst ausge-
sprochen wurde: die relativen Grössen im Weltraume sind nichts,
wie wir an der Vergleichung der Vesta mit den Sonnen gesehn ha-
ben. Jene kleinen Meteormassen fallen durch eigne Perturba-
zionen bald auf den einen, bald auf den andern Weltkörper,
dem sie sich am meisten in ihren Bahnen nähern. Olbers
hat die Meinung, dass ihre grosse Menge vielleicht von einem
grössern zerplazten Weltkörper herrühre, und dass dies vielleicht
der Fall könne gewesen sein, als die 4 kleinen Planeten sich

net, dass eine Wurfkraft von 7100 Fus in der 1ten Sekunde dazu gehört
um die Steine vom Monde auf die Erde zu schleudern: also 4 mal
stärker als eine Kanonenkugel. Laplace fand, dass auf diese Art
ein Stein in 2½ Tagen zu uns kommen könne: allein Olbers bewies
mit musterhaftem Scharfsinn, dass Laplace dabei nicht auf die
Translazion des Mondes gerechnet habe, und dass, wenn man diese
in Anschlag bringt, die Steine aus den Mondvulkanen Erdsatelli-
ten werden würden. Im Jahre 1660 wurde in Mayland ein Fran-
ziskanermönch durch einen Meteorstein getödtet, wie der Physiker
Tortona berichtet, und schon um dieselbe [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]Zeit 1660, sagte Turzago
in einem Mémoire darüber: dass der Stein aus dem Monde gekom-
men sei. 3, und dies ist das wahrscheinlichste, dass die Steine im
Weltraume selbst herumfliegen, welches von Chladni zuerst ausge-
sprochen wurde: die relativen Grössen im Weltraume sind nichts,
wie wir an der Vergleichung der Vesta mit den Sonnen gesehn ha-
ben. Jene kleinen Meteormassen fallen durch eigne Perturba-
zionen bald auf den einen, bald auf den andern Weltkörper,
dem sie sich am meisten in ihren Bahnen nähern. Olbers
hat die Meinung, dass ihre grosse Menge vielleicht von einem
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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 336v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/676>, abgerufen am 23.11.2024.