Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

82.
von S. Martha vorbeifuhr, dass an der westlichen Küste von Süd-
amerika, nicht weit von der Landenge von Panama bis auf
18000 Fus Höhe sich erhebt: so fühlten wir, 15-20 Meilen vom
Gestade gegen Abend die kalten Landwinde. Der heisse Harmattan
aus dem Innern von Afrika kann Kälte erregen, welches durch die
Erscheinung zu erklären ist, dass eine sehr trokne Luft von +30° R. auf
eine Thermometerkugel geblasen, das Queksilber um 12 bis 15° herab-
drükken kann. Wir haben das flüssige und starre Meer als Eis und
Wasser betrachtet, und seinen Einflus auf die Temperatur der Luft
bestimt. Auf der Bank von Newfoundland und auf der Bank della
Bivora (Vigora ?) südlich von Jamaika habe ich viele Versuche
über die Temperatur des Meeres und der Luft angestelt. Der Golf-
strom, welcher fliegende Fische oft weit nördlich hinaufführt, hat,
wo er seine Richtung von Südsüdwest nach Nordnordost nimt, eine Temperatur,
die 4 bis 5° höher ist als die des Meeres an seinen Ufern: es giebt
auch Ströme kalten Wassers, wie der an der Küste von Chili auf-
wärts, der +14° R. hat, während das Meer daneben +21° hat.

Über das starre Meer, als Boden des Luftmeeres, hat Scoresby
viel Untersuchungen angestelt. Die Eisberge hüllen sich manch-

82.
von S. Martha vorbeifuhr, dass an der westlichen Küste von Süd-
amerika, nicht weit von der Landenge von Panama bis auf
18000 Fus Höhe sich erhebt: so fühlten wir, 15–20 Meilen vom
Gestade gegen Abend die kalten Landwinde. Der heisse Harmattan
aus dem Innern von Afrika kann Kälte erregen, welches durch die
Erscheinung zu erklären ist, dass eine sehr trokne Luft von +30° R. auf
eine Thermometerkugel geblasen, das Queksilber um 12 bis 15° herab-
drükken kann. Wir haben das flüssige und starre Meer als Eis und
Wasser betrachtet, und seinen Einflus auf die Temperatur der Luft
bestimt. Auf der Bank von Newfoundland und auf der Bank della
Bivora (Vigora ?) südlich von Jamaika habe ich viele Versuche
über die Temperatur des Meeres und der Luft angestelt. Der Golf-
strom, welcher fliegende Fische oft weit nördlich hinaufführt, hat,
wo er seine Richtung von Südsüdwest nach Nordnordost nimt, eine Temperatur,
die 4 bis 5° höher ist als die des Meeres an seinen Ufern: es giebt
auch Ströme kalten Wassers, wie der an der Küste von Chili auf-
wärts, der +14° R. hat, während das Meer daneben +21° hat.

Über das starre Meer, als Boden des Luftmeeres, hat Scoresby
viel Untersuchungen angestelt. Die Eisberge hüllen sich manch-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="52">
          <p><pb facs="#f0657" n="327r"/><fw place="top" type="sig">82.</fw><lb/>
von S. Martha vorbeifuhr, das<del rendition="#s">s</del> an der westlichen Küste von Süd-<lb/>
amerika, nicht weit von der Landenge von Panama bis auf<lb/>
18000 Fus Höhe sich erhebt: so fühlten wir, 15&#x2013;20 Meilen vom<lb/>
Gestade gegen Abend die kalten Landwinde. Der heisse Harmattan<lb/>
aus dem Innern von Afrika kann Kälte erregen, welches durch die<lb/>
Erscheinung zu erklären ist, dass eine sehr trokne Luft von +30° R. auf<lb/>
eine Thermometerkugel geblasen, das Queksilber um 12 bis 15° herab-<lb/>
drükken kann. Wir haben das flüssige und starre Meer als Eis und<lb/>
Wasser betrachtet, und seinen Einflus auf die Temperatur der Luft<lb/>
bestimt. Auf der Bank von Newfoundland und auf der Bank della<lb/>
Bivora (Vigora <metamark>?</metamark>) südlich von Jamaika habe ich viele Versuche<lb/>
über die Temperatur des Meeres und der Luft angestelt. Der Golf-<lb/>
strom, welcher fliegende Fische oft weit nördlich hinaufführt, hat,<lb/>
wo er seine Richtung von <choice><abbr>S.S.W.</abbr><expan resp="#CT">Südsüdwest</expan></choice> nach <choice><abbr>NNO</abbr><expan resp="#CT">Nordnordost</expan></choice> nimt, eine Temperatur,<lb/>
die 4 bis 5° höher ist als die des Meeres an seinen Ufern: es giebt<lb/>
auch Ströme kalten Wassers, wie der an der Küste von Chili auf-<lb/>
wärts, der +14° R. hat, während das Meer daneben +21° hat.</p><lb/>
          <p>Über das starre Meer, als Boden des Luftmeeres, hat <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117654167 http://d-nb.info/gnd/117654167">Scoresby</persName><lb/>
viel Untersuchungen angestelt. Die Eisberge hüllen sich manch-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327r/0657] 82. von S. Martha vorbeifuhr, das an der westlichen Küste von Süd- amerika, nicht weit von der Landenge von Panama bis auf 18000 Fus Höhe sich erhebt: so fühlten wir, 15–20 Meilen vom Gestade gegen Abend die kalten Landwinde. Der heisse Harmattan aus dem Innern von Afrika kann Kälte erregen, welches durch die Erscheinung zu erklären ist, dass eine sehr trokne Luft von +30° R. auf eine Thermometerkugel geblasen, das Queksilber um 12 bis 15° herab- drükken kann. Wir haben das flüssige und starre Meer als Eis und Wasser betrachtet, und seinen Einflus auf die Temperatur der Luft bestimt. Auf der Bank von Newfoundland und auf der Bank della Bivora (Vigora ?) südlich von Jamaika habe ich viele Versuche über die Temperatur des Meeres und der Luft angestelt. Der Golf- strom, welcher fliegende Fische oft weit nördlich hinaufführt, hat, wo er seine Richtung von S.S.W. nach NNO nimt, eine Temperatur, die 4 bis 5° höher ist als die des Meeres an seinen Ufern: es giebt auch Ströme kalten Wassers, wie der an der Küste von Chili auf- wärts, der +14° R. hat, während das Meer daneben +21° hat. Über das starre Meer, als Boden des Luftmeeres, hat Scoresby viel Untersuchungen angestelt. Die Eisberge hüllen sich manch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/657
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 327r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/657>, abgerufen am 22.11.2024.