Athmosphäre einwirken, grade wie das Meer, welches Wärme und Kälte mildert. Wo sie aber frieren, da bilden sie gleich- sam Gletscher im flachen Lande, die oft bis in den Juny hinein nicht aufthauen, und eine Menge Wärme aus der Luft absorbieren. Da wirken sie also erkältend. Die Wälder erkälten nicht durch den Schatten, den sie geben, wie man dies gewöhnlich annimt, sondern als wärmestralende Kör- per. Es ist durch Wells' schöne Versuche erwiesen, dass dünne Flächen, Pappierstreifen, Wolle pp. wenn sie dem wolkenfreien Himmel bei Nacht ausgesezt werden, sich schneller Ererkälten, als dikke Flächen: darauf beruht die erkältende Eigenschaft der Wälder; im Winter wirft der Baum sein appendikuläres System ab, und lebt allein auf seiner holzigen Axe: im Sommer aber stralt jedes Blatt Wärme, und erkältet die umgebende Luft.
Unter den Tropen überall, und bei uns auf den Bergen ist die Stralung des Bodens stärker, als in unsern Ebnen, wo die Luft feuchter und dunstiger ist: daher ist auf den
Athmosphäre einwirken, grade wie das Meer, welches Wärme und Kälte mildert. Wo sie aber frieren, da bilden sie gleich- sam Gletscher im flachen Lande, die oft bis in den Juny hinein nicht aufthauen, und eine Menge Wärme aus der Luft absorbieren. Da wirken sie also erkältend. Die Wälder erkälten nicht durch den Schatten, den sie geben, wie man dies gewöhnlich annimt, sondern als wärmestralende Kör- per. Es ist durch Wells’ schöne Versuche erwiesen, dass dünne Flächen, Pappierstreifen, Wolle pp. wenn sie dem wolkenfreien Himmel bei Nacht ausgesezt werden, sich schneller Ererkälten, als dikke Flächen: darauf beruht die erkältende Eigenschaft der Wälder; im Winter wirft der Baum sein appendikuläres System ab, und lebt allein auf seiner holzigen Axe: im Sommer aber stralt jedes Blatt Wärme, und erkältet die umgebende Luft.
Unter den Tropen überall, und bei uns auf den Bergen ist die Stralung des Bodens stärker, als in unsern Ebnen, wo die Luft feuchter und dunstiger ist: daher ist auf den
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[294v/0592]
Athmosphäre einwirken, grade wie das Meer, welches Wärme
und Kälte mildert. Wo sie aber frieren, da bilden sie gleich-
sam Gletscher im flachen Lande, die oft bis in den Juny
hinein nicht aufthauen, und eine Menge Wärme aus der
Luft absorbieren. Da wirken sie also erkältend. Die Wälder
erkälten nicht durch den Schatten, den sie geben, wie man
dies gewöhnlich annimt, sondern als wärmestralende Kör-
per. Es ist durch Wells’ schöne Versuche erwiesen, dass dünne
Flächen, Pappierstreifen, Wolle pp wenn sie dem wolkenfreien
Himmel bei Nacht ausgesezt werden, sich schneller erkälten,
als dikke Flächen: darauf beruht die erkältende Eigenschaft
der Wälder; im Winter wirft der Baum sein appendikuläres
System ab, und lebt allein auf seiner holzigen Axe: im
Sommer aber stralt jedes Blatt Wärme, und erkältet die
umgebende Luft.
Unter den Tropen überall, und bei uns auf den Bergen
ist die Stralung des Bodens stärker, als in unsern Ebnen,
wo die Luft feuchter und dunstiger ist: daher ist auf den
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 294v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/592>, abgerufen am 22.11.2024.
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