Die gröste Masse von Bimsstein findet sich am Fusse des Koto- paxi, wo ich Stükke von 30 Fus lang und 6-8 Fus hoch antraf: welche von den Einwohnern für anstehendes Gestein gehalten wurden: es ist aber eine Folge der vulkanischen Kräfte, und nichts als umgewandelter Obsidian. Am Pichincha fand ich Glimmer in der Lava, welche hier das Ansehn von gewaltigen Eisschol- len hat. Die Verwüstung ist hier so ungeheuer, dass die Spanier diese Gegend: mal pays, wüstes Land nennen. Wo die Lava sich nicht mit Asche bedekt, da kann sie 1000 Jahre liegen, ohne dass auch nur Flechten sich darauf zeigen. Beim Jorullo rühren die 3-4000 Kegel welche immerfort rauchen, von elastischen Dämpfen her, die auf eine zähe Masse gewirkt haben. Sie verhalten sich ungefähr wie Seifenblasen im Grossen. 1822 sah man dasselbe Phänomen beim Vesuv, aber nur mit einigen wenigen Kegeln.
Die Höhlen, welche sich in der Lava bilden, verdienen un- sre ganze Aufmerksamkeit, und nehmen insofern eine aus- gezeichnete Stelle in der Reihe der vulkanischen Erscheinun- gen ein, als in ihnen die Sublimazion der Metalle vor
Die gröste Masse von Bimsstein findet sich am Fusse des Koto- paxi, wo ich Stükke von 30 Fus lang und 6–8 Fus hoch antraf: welche von den Einwohnern für anstehendes Gestein gehalten wurden: es ist aber eine Folge der vulkanischen Kräfte, und nichts als umgewandelter Obsidian. Am Pichincha fand ich Glim̃er in der Lava, welche hier das Ansehn von gewaltigen Eisschol- len hat. Die Verwüstung ist hier so ungeheuer, dass die Spanier diese Gegend: mal pays, wüstes Land nennen. Wo die Lava sich nicht mit Asche bedekt, da kann sie 1000 Jahre liegen, ohne dass auch nur Flechten sich darauf zeigen. Beim Jorullo rühren die 3–4000 Kegel welche immerfort rauchen, von elastischen Dämpfen her, die auf eine zähe Masse gewirkt haben. Sie verhalten sich ungefähr wie Seifenblasen im Grossen. 1822 sah man dasselbe Phänomen beim Vesuv, aber nur mit einigen wenigen Kegeln.
Die Höhlen, welche sich in der Lava bilden, verdienen un- sre ganze Aufmerksamkeit, und nehmen insofern eine aus- gezeichnete Stelle in der Reihe der vulkanischen Erscheinun- gen ein, als in ihnen die Sublimazion der Metalle vor
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Die gröste Masse von Bimstein findet sich am Fusse des Koto-
paxi, wo ich Stükke 30 Fus lang und 6–8 Fus hoch antraf:
welche von den Einwohnern für anstehendes Gestein gehalten
wurden: es ist aber eine Folge der vulkanischen Kräfte, und nichts
als umgewandelter Obsidian. Am Pichincha fand ich Glim̃er
in der Lava, welche hier das Ansehn von gewaltigen Eisschol-
len hat. Die Verwüstung ist hier so ungeheuer, dass die
Spanier diese Gegend: mal pays, wüstes Land nennen. Wo
die Lava sich nicht mit Asche bedekt, da kann sie 1000
Jahre liegen, ohne dass auch nur Flechten sich darauf zeigen.
Beim Jorullo rühren die 3–4000 Kegel welche immerfort
rauchen, von elastischen Dämpfen her, die auf eine zähe
Masse gewirkt haben. Sie verhalten sich ungefähr wie
Seifenblasen im Grossen. 1822 sah man dasselbe Phänomen
beim Vesuv, aber nur mit einigen wenigen Kegeln.
Die Höhlen, welche sich in der Lava bilden, verdienen un-
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 207v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/418>, abgerufen am 24.11.2024.
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