Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Die gröste Masse der Gebirgsarten ist vor unserer Geschichte
entstanden, aber ein grosser Theil davon schreibt sich, so zu sagen,
noch aus der historischen Zeit her, und wird hervorgebracht:

1, durch Quellen wie der Travertino von der Umgegend Rom's, der
sich bis zu 500 Fus Höhe erhebt: die schönen Kaskatellen von
Tivoli bestehn daraus: man hat sie genau untersucht und
gefunden, dass sie nichts sind, als eine Anhäufung von koh-
lensaurer Kalkerde, meist zylindrisch um ein Zentrum gelagert,
das dem Pflanzenreiche angehört: der kleine Flus Aniene,
welcher die Wasserfälle bildet, bringt noch heut zu Tage
solche Schichten hervor; eine Menge der grösten Gebäude
des alten und neuen Rom sind aus diesem Travertino gebaut, der zu den Süswasserfor-
mazionen gehört. Ähnliche Erscheinungen finden sich in
Paris in den Kalkbrüchen: auch in Ungarn giebt es mehrere
Seeen, die noch immer Gebirgsarten absezen.

2, durch Anschwemmung: wenn wir bei den Quellenbildungen
annahmen, dass sie wirklich das Gestein durch Niederschlag
bilden: so wmüssen wir hier bemerken, dass die Bildung nur
durch Verschiebung hervorgebracht wird: dahin gehören die

Die gröste Masse der Gebirgsarten ist vor unserer Geschichte
entstanden, aber ein grosser Theil davon schreibt sich, so zu sagen,
noch aus der historischen Zeit her, und wird hervorgebracht:

1, durch Quellen wie der Travertino von der Umgegend Rom’s, der
sich bis zu 500 Fus Höhe erhebt: die schönen Kaskatellen von
Tivoli bestehn daraus: man hat sie genau untersucht und
gefunden, dass sie nichts sind, als eine Anhäufung von koh-
lensaurer Kalkerde, meist zylindrisch um ein Zentrum gelagert,
das dem Pflanzenreiche angehört: der kleine Flus Aniene,
welcher die Wasserfälle bildet, bringt noch heut zu Tage
solche Schichten hervor; eine Menge der grösten Gebäude
des alten und neuen Rom sind aus diesem Travertino gebaut, der zu den Süswasserfor-
mazionen gehört. Ähnliche Erscheinungen finden sich in
Paris in den Kalkbrüchen: auch in Ungarn giebt es mehrere
Seeen, die noch immer Gebirgsarten absezen.

2, durch Anschwemmung: wenn wir bei den Quellenbildungen
annahmen, dass sie wirklich das Gestein durch Niederschlag
bilden: so wmüssen wir hier bemerken, dass die Bildung nur
durch Verschiebung hervorgebracht wird: dahin gehören die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="session" n="34">
          <pb facs="#f0394" n="195v"/>
          <p>Die gröste Masse der Gebirgsarten ist vor unserer Geschichte<lb/>
entstanden, aber ein grosser Theil davon schreibt sich, so zu sagen,<lb/>
noch aus der historischen Zeit her, und wird hervorgebracht:<lb/><list><item>1, <hi rendition="#u">durch Quellen</hi> wie der Travertino von der Umgegend Rom&#x2019;s, der<lb/>
sich bis zu 500 Fus Höhe erhebt: die schönen Kaskatellen von<lb/>
Tivoli bestehn daraus: man hat sie genau untersucht und<lb/>
gefunden, dass sie nichts sind, als eine Anhäufung von koh-<lb/>
lensaurer Kalkerde, meist zylindrisch um ein Zentrum gelagert,<lb/>
das dem Pflanzenreiche angehört: der kleine Flus Aniene,<lb/>
welcher die Wasserfälle bildet, bringt noch heut zu Tage<lb/>
solche Schichten hervor; eine Menge der grösten Gebäude<lb/><add place="left">des alten <choice><abbr>u</abbr><expan resp="#CT">und</expan></choice> neuen Rom </add>sind aus diesem Travertino gebaut, der zu den Süswasserfor-<lb/>
mazionen gehört. Ähnliche Erscheinungen finden sich in<lb/>
Paris in den Kalkbrüchen: auch in Ungarn giebt es mehrere<lb/>
Seeen, die noch immer Gebirgsarten absezen.</item><lb/><item>2, <hi rendition="#u">durch Anschwemmung</hi>: wenn wir bei den Quellenbildungen<lb/>
annahmen, dass sie wirklich das Gestein durch Niederschlag<lb/>
bilden: so <subst><del rendition="#ow"><unclear reason="illegible" cert="high" resp="#CT">w</unclear></del><add place="across">m</add></subst>üssen wir hier bemerken, dass die Bildung nur<lb/>
durch Verschiebung hervorgebracht wird: dahin gehören die<lb/></item></list></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195v/0394] Die gröste Masse der Gebirgsarten ist vor unserer Geschichte entstanden, aber ein grosser Theil davon schreibt sich, so zu sagen, noch aus der historischen Zeit her, und wird hervorgebracht: 1, durch Quellen wie der Travertino von der Umgegend Rom’s, der sich bis zu 500 Fus Höhe erhebt: die schönen Kaskatellen von Tivoli bestehn daraus: man hat sie genau untersucht und gefunden, dass sie nichts sind, als eine Anhäufung von koh- lensaurer Kalkerde, meist zylindrisch um ein Zentrum gelagert, das dem Pflanzenreiche angehört: der kleine Flus Aniene, welcher die Wasserfälle bildet, bringt noch heut zu Tage solche Schichten hervor; eine Menge der grösten Gebäude des alten u neuen Rom sind aus diesem Travertino gebaut, der zu den Süswasserfor- mazionen gehört. Ähnliche Erscheinungen finden sich in Paris in den Kalkbrüchen: auch in Ungarn giebt es mehrere Seeen, die noch immer Gebirgsarten absezen. 2, durch Anschwemmung: wenn wir bei den Quellenbildungen annahmen, dass sie wirklich das Gestein durch Niederschlag bilden: so wmüssen wir hier bemerken, dass die Bildung nur durch Verschiebung hervorgebracht wird: dahin gehören die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/394
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 195v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/394>, abgerufen am 15.05.2024.