auf der ganzen Fläche keinen Schutthaufen über 5 Fus hoch. Viele Personen, die sich nachher retteten, haben erzählt, dass sie plözlich mit ihrem ganzen Hause versunken wären: im ersten Schrekken glaubten sich sehr tief unter der Oberfläche der Erde zu sein, bis sie an der noch zuströmenden Luft merk- ten, dass wenigstens die Spize des Hauses hervorrage. Sie zün- deten Licht an, und konten nun durch alle Zimmer des Hau- ses gehn: denn nichts war zerstört, bis sie sich durch das Dach retteten. Aber eine weit grössere Anzahl fand den Tod; es dauerte lange, ehe die Nachricht nach Quito kam, und ehe sich von dort das Militair und eine grosse Anzahl von Mönchen aufmachen konten. Vielen, die man unten schrei- en hörte, wurde die Absolutzion nach ihrer Beichte ertheilt, ohne dass es möglich war, sie hervorzuziehen, und sie star- ben vor Hunger oder an ihren Verwundungen. Einige Per- sonen sind 11/2 Tage unter der Erde geblieben; und haben nachher glüklich einen Ausweg gefunden.
Den grösten Zzusammenhangenden Strich von Gegenden die dem Erdbeben unterworfen sind, finden wir an den Küsten der Südsee, wo die Erdbeben von Chili bis Guayaquil sich erstrek-
auf der ganzen Fläche keinen Schutthaufen über 5 Fus hoch. Viele Personen, die sich nachher retteten, haben erzählt, dass sie plözlich mit ihrem ganzen Hause versunken wären: im ersten Schrekken glaubten sich sehr tief unter der Oberfläche der Erde zu sein, bis sie an der noch zuströmenden Luft merk- ten, dass wenigstens die Spize des Hauses hervorrage. Sie zün- deten Licht an, und konten nun durch alle Zimmer des Hau- ses gehn: denn nichts war zerstört, bis sie sich durch das Dach retteten. Aber eine weit grössere Anzahl fand den Tod; es dauerte lange, ehe die Nachricht nach Quito kam, und ehe sich von dort das Militair und eine grosse Anzahl von Mönchen aufmachen konten. Vielen, die man unten schrei- en hörte, wurde die Absolutzion nach ihrer Beichte ertheilt, ohne dass es möglich war, sie hervorzuziehen, und sie star- ben vor Hunger oder an ihren Verwundungen. Einige Per- sonen sind 1½ Tage unter der Erde geblieben; und haben nachher glüklich einen Ausweg gefunden.
Den grösten Zzusammenhangenden Strich von Gegenden die dem Erdbeben unterworfen sind, finden wir an den Küsten der Südsee, wo die Erdbeben von Chili bis Guayaquil sich erstrek-
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auf der ganzen Fläche keinen Schutthaufen über 5 Fus hoch.
Viele Personen, die sich nachher retteten, haben erzählt, dass
sie plözlich mit ihrem ganzen Hause versunken wären: im
ersten Schrekken glaubten sich sehr tief unter der Oberfläche
der Erde zu sein, bis sie an der noch zuströmenden Luft merk-
ten, dass wenigstens die Spize des Hauses hervorrage. Sie zün-
deten Licht an, und konten nun durch alle Zimmer des Hau-
ses gehn: denn nichts war zerstört, bis sie sich durch das
Dach retteten. Aber eine weit grössere Anzahl fand den Tod;
es dauerte lange, ehe die Nachricht nach Quito kam, und ehe
sich von dort das Militair und eine grosse Anzahl von
Mönchen aufmachen konten. Vielen, die man unten schrei-
en hörte, wurde die Absoluzion nach ihrer Beichte ertheilt,
ohne dass es möglich war, sie hervorzuziehen, und sie star-
ben vor Hunger oder an ihren Verwundungen. Einige Per-
sonen sind 1½ Tage unter der Erde geblieben; und haben
nachher glüklich einen Ausweg gefunden.
Den grösten zusammenhangenden Strich von Gegenden
die dem Erdbeben unterworfen sind, finden wir an den Küsten
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 185v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/374>, abgerufen am 24.11.2024.
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