Es ist dasjenige, was an den Polen ausgestralt, und gewöhnlich mit dem Namen des Nordlichts bezeichnet wird. So wie es unzweifel- haft ist, dass Venus auf ihrer dunkeln Scheibe einen Lichtprozes habe, eben so könte auch die Erde ein eignes Licht haben; es ist auch nicht unmöglich, dass in Urzeiten, wo die innere Wär- me durch Spalten oder Risse sich noch Luft mache konte, die Planeten selbst leuchtend gewesen sind. Dass der Licht- prozes in den Weltkörper aufhören könne, sehn wir in jener vulkanischen Gegend des Himmels im Schlangenträger und in der Kassiopeia, wo mehrere Sterne verschwunden sind, d. h. sie haben keinen Lichtprozes mehr, der stark genug wäre, das Licht bis zu uns zu senden. Von den Optikern ist es nicht unbemerkt geblieben, dass, wenn der Himmel auch völlig bezogen ist, in der Nacht dennoch eine Erleuchtung statt findet, die zwar schwach, aber dennoch bemerkbar ist; besonders deutlich ist die Erscheinung auf dem Meere: auch könte es möglich sein, dass das Licht so zu sagen eingesogen wird, z. B. vom Schnee, der es dann wieder zurükstralt: So hat man bemerkt, dass in den Bergwerken das Holz nicht leuchtet, wenn es auch völlig in
44.
Von dem Erd- oder Polarlicht.
Es ist dasjenige, was an den Polen ausgestralt, und gewöhnlich mit dem Namen des Nordlichts bezeichnet wird. So wie es unzweifel- haft ist, dass Venus auf ihrer dunkeln Scheibe einen Lichtprozes habe, eben so könte auch die Erde ein eignes Licht haben; es ist auch nicht unmöglich, dass in Urzeiten, wo die innere Wär- me durch Spalten oder Risse sich noch Luft mache konte, die Planeten selbst leuchtend gewesen sind. Dass der Licht- prozes in den Weltkörper aufhören könne, sehn wir in jener vulkanischen Gegend des Himmels im Schlangenträger und in der Kassiopeia, wo mehrere Sterne verschwunden sind, d. h. sie haben keinen Lichtprozes mehr, der stark genug wäre, das Licht bis zu uns zu senden. Von den Optikern ist es nicht unbemerkt geblieben, dass, wenn der Himmel auch völlig bezogen ist, in der Nacht dennoch eine Erleuchtung statt findet, die zwar schwach, aber dennoch bemerkbar ist; besonders deutlich ist die Erscheinung auf dem Meere: auch könte es möglich sein, dass das Licht so zu sagen eingesogen wird, z. B. vom Schnee, der es dann wieder zurükstralt: So hat man bemerkt, dass in den Bergwerken das Holz nicht leuchtet, wenn es auch völlig in
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44.
Von dem Erd- oder Polarlicht.
Es ist dasjenige, was an den Polen ausgestralt, und gewöhnlich mit
dem Namen des Nordlichts bezeichnet wird. So wie es unzweifel-
haft ist, dass Venus auf ihrer dunkeln Scheibe einen Lichtprozes
habe, eben so könte auch die Erde ein eignes Licht haben; es ist
auch nicht unmöglich, dass in Urzeiten, wo die innere Wär-
me durch Spalten oder Risse sich noch Luft mache konte,
die Planeten selbst leuchtend gewesen sind. Dass der Licht-
prozes in den Weltkörper aufhören könne, sehn wir in jener
vulkanischen Gegend des Himmels im Schlangenträger und in
der Kassiopeia, wo mehrere Sterne verschwunden sind, d. h. sie
haben keinen Lichtprozes mehr, der stark genug wäre, das Licht
bis zu uns zu senden. Von den Optikern ist es nicht unbemerkt
geblieben, dass, wenn der Himmel auch völlig bezogen ist,
in der Nacht dennoch eine Erleuchtung statt findet, die zwar
schwach, aber dennoch bemerkbar ist; besonders deutlich ist
die Erscheinung auf dem Meere: auch könte es möglich sein,
dass das Licht so zu sagen eingesogen wird, z. B. vom Schnee, der
es dann wieder zurükstralt: So hat man bemerkt, dass in
den Bergwerken das Holz nicht leuchtet, wenn es auch völlig in
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 174r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/351>, abgerufen am 23.11.2024.
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